Sölden/Ruhpolding – Bei einem Lawinenabgang in Sölden im Tiroler Ötztal wurde am Sonntag ein Tourengeher erfasst und verletzt. Zu dem Unglück kam es, nachdem eine fünfköpfige Skitourengeher-Gruppe aus dem Osten Österreichs am frühen Sonntagnachmittag am Hauslabkogel (3402 Meter) ihre Abfahrt begonnen hatte. Dabei löste sich eine Lawine. Einer der Teilnehmer, 59 Jahre alt, wurde von den Schneemassen erfasst und verschüttet. Seine Kameraden gruben ihn aus, doch wegen Verletzungen an Becken und Schulter konnte der Mann nicht mehr abfahren. Auch nachdem es gelungen war, Kontakt zur Bergrettung aufzunehmen, blieb die Lage dramatisch. Laut Franz Josef Fiegl, Chef der Bergrettung Sölden, war die Lawinensituation zu gefährlich, um mit dem Lift aufzusteigen. Ein Helikoptereinsatz war wegen Nebels auch nicht möglich.
Der Wirt der Alpenvereinshütte, Hans Scheiber, stellte daher kurzerhand eine freiwillige Rettungsmannschaft aus Gästen zusammen: Fünf erfahrene Bergsteiger – zwei Männer aus Ruhpolding und Erding sowie drei Franzosen – stiegen 400 Höhenmeter zu dem Verletzten auf und brachten ihn mit einem Akja zur Hütte, wo er die Nacht verbringen musste. „Gott sei Dank war zufällig ein Arzt auf der Hütte, der ihn versorgen konnte“, fügt Bergretter Fiegl hinzu. Gegen Mittag riss gestern der Himmel auf, und ein Helikopter konnte aufsteigen, um den Verletzten ins Krankenhaus zu fliegen. „Das war eine großartige Teamleistung“, sagt ein Kamerad des 59-Jährigen.
Die Lawinengefahr in Tirol ist aktuell erheblich – und nicht nur dort. In den Dolomiten nahe Cortina d’Ampezzo starben am Sonntag zwei Skibergsteiger in einer Lawine: eine Italienerin (40) und ein Ecuadorianer (38), der in Italien lebt. Der Bruder der Toten wurde verschüttet, überlebte jedoch. Ein vierter Begleiter alarmierte die Rettungskräfte.