Interview

„Weitere neue Lieder schließe ich nicht aus“

von Redaktion

Abba-Mitglied Björn Ulvaeus spricht über die Studio-Zusammenarbeit der vier Schweden nach über 35 Jahren Trennung

Die Sensation war perfekt: Erst vergangene Woche gaben die vier Mitglieder der Kultband Abba bekannt, dass sie wieder zwei Lieder gemeinsam aufgenommen haben. Bei der Eröffnung einer Zusatzausstellung im Abba-Museum in Stockholm zu den Solokarrieren von Agnetha Fältskog (68), Björn Ulvaeus (73), Benny Andersson (71) und Anni-Frid „Frida“ Lyngstad (72) traf unserer Autor nun Frontmann Ulvaeus.

-Eure zwei neuen Lieder, die ihr vier zusammen eingespielt habt, sollen erstmals im Dezember von euren Avataren, also euren digitalen Jugendversionen im TV und später dann auf einer Welttournee 2019 aufgeführt werden. Erkennt man Abba bei den Liedern wieder?

(Lacht.) Ja, sie klingen sehr nach Abba. Wir sind ja Abba! Eines der beiden Lieder ist nicht so sehr Disco. Es ist im 6/8-Takt komponiert. Aber beide werdet ihr als richtige Abba-Lieder wiedererkennen. Mehr sage ich jetzt nicht. Ihr müsst einfach abwarten, bis sie rauskommen.

-Wird es noch mehr neue Lieder geben?

Du meinst, noch mehr Lieder, neben den beiden, die wir eingespielt haben? Hm, also das weiß man nie. Aber ich schließe weitere neue Lieder definitiv nicht aus.

-Erstmals seit über 30 Jahren seid ihr vier ins Tonstudio gegangen. Wie hat sich das angefühlt?

Nun ja, ich muss sagen, dass sich das letztlich total fantastisch angefühlt hat. Wir wussten ja zunächst nicht, wie es sich anfühlen würde, seit 1982 erstmals wieder zusammen in einem Studio zu stehen. Aber da waren wir ,schwupps‘ wieder zurück in der alten Zeit – als ob es nie eine Pause gegeben hätte. Nach all den Jahren damals zusammen und all den gemeinsamen Erlebnissen wuchs zwischen uns ein sehr enges Band. Wir haben ja so viel zusammen durchgemacht. Das Band war jetzt noch da und genauso stark wie damals. Das fühlten wir alle bei den Aufnahmen. Die Zusammenarbeit lief wie damals wie am Schnürchen. Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns vier.

-Warum habt ihr euch damals überhaupt getrennt? Ihr wart zwei Paare, du und Agnetha und Benny und Frida, die sich dann jeweils auch wieder getrennt haben. Aber die Musik hat euch ja anscheinend bis heute verbunden.

Das lag daran, dass wir Anfang der Achtziger unterschiedliche Interessen entwickelten. Benny und ich wollten sehr gern ein Musical schreiben. Agnetha und Frida wollten sich lieber als eigenständige Sängerinnen versuchen und Soloplatten aufnehmen. Gänzlich trennen wollten wir uns 1982 eigentlich gar nicht. Unser Gedanke damals war, dass wir nur für eine begrenzte Zeit unsere eigenen Projekte verfolgen und dann irgendwann wieder als Abba zusammenkommen würden. Aber es läuft halt manchmal anders, als man annimmt.

-Verstehst du den grandiosen ,Hype’, der jetzt weltweit um euch vier und eure neuen Lieder gemacht wird?

Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll (Lacht.). Wir dachten eher, dass wir Schritt für Schritt wieder in Vergessenheit geraten würden, als wir 1982 Abba auflösten. Aber es ist schön, dass unsere Musik noch immer so geschätzt wird.

-Was hat das mit diesen Avataren auf sich, die eure Lieder im BBC-Fernsehen aufführen werden? Eure 70er-Jahre-Musik ist so tief menschlich, so warm. Verträgt sich das mit den kalten computeranimierten 3D-Versionen?

Nein, unsere Avatare werden nicht kalt sein! Die werden aussehen wie richtige Menschen. Und ich verspreche eins: Unsere vier Avatare werden mit viel Humor und menschlicher Wärme auftreten. Das wird auch mehr als nur eine gewöhnliche Bühnenshow sein, in der wir in der Ecke stehen und Musik machen.

-Aber könnt ihr euch nicht trotzdem vorstellen, doch noch mal zusammen persönlich aufzutreten?

Ehrlich gesagt, waren wir schon damals in den 70er-Jahren nicht besonders verliebt darin, live aufzutreten. Wir mochten die Arbeit im Aufnahmestudio lieber. Von den zehn oder besser gesagt acht Jahren, die wir zusammen aktiv waren, waren wir nur gut sieben Monate auf Tour!

-Also werden wir Abba nie wieder live erleben?

Nein, nein, nein, nein, absolut nicht, völlig ausgeschlossen. Das wird nie passieren. Da waren die Erwartungen etwas hoch gesteckt, als die Leute kürzlich von unserer Wiedervereinigung geredet haben. Keine Chance.

Das Gespräch führte André Anwar.

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