Zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 war Bergamo in Norditalien die am stärksten betroffene Provinz. Tausende Menschen wurden in die Krankenhäuser eingeliefert, überall fehlten Masken, Handschuhe und Beatmungsgeräte. Die italienische Regierung bemühte sich händeringend um ausländische Unterstützung. Besonders hilfsbereit zeigte man sich in Moskau. Verteidigungsminister Sergej Schoigu kontaktierte seinen Amtskollegen Lorenzo Guerini, wenig später rief Premier Giuseppe Conte Wladimir Putin an. Es war der 21. März 2020. Schon am nächsten Abend landete das erste von 17 russischen Transportflugzeugen in Rom. Außenminister Luigi Di Maio nahm die russische Delegation in Empfang. „Liebesgrüße aus Moskau“ hatte der Kreml die Hilfsaktion getauft. An eine Verbindung zum gleichnamigen James-Bond-Thriller von 1963 dachten damals nur wenige. Ein paar US-Generäle zeigten sich besorgt, Russland könne die Hilfsaktion zu Propagandazwecken ausnutzen.
Inzwischen tun sich immer mehr Fragen zu jener Mission auf. Der im Februar 2021 zurückgetretene Premier Conte muss vor dem Sicherheitsausschuss des italienischen Parlaments aussagen. Denn es gibt immer mehr Zweifel daran, Russland habe damals nur aus Nächstenliebe agiert. Wie nun bekannt wurde, setzte der Kreml die italienische Regierung erheblich unter Druck und wollte offenbar hunderte Militärs für die Aktion nach Italien schicken. Vor allem der bis heute amtierende Verteidigungsminister Guerini soll es gewesen sein, der sich gegen diesen massiven Aufmarsch der Russen in Italien wehrte. Statt anfänglich mehreren hundert Menschen wurde nur 104 Personen eine Genehmigung erteilt. Davon waren 32 Ärzte und Krankenpfleger, zwei Virologen und 70 Angehörige des russischen Militärs. Delegationsleiter war General Sergej Kikot, Vizekommandeur der Abteilung für Chemie, Biologie und Radiologie der Armee.
Verteidigungsminister Schoigu hatte schroff gefordert, die Delegation solle weite Teile Italiens inklusive öffentlicher Gebäude bonifizieren. Italien lehnte das ab und gewährte nur Zugang zu 120 Krankenhäusern und Altenheimen im Raum Bergamo. Die Versorgung mit Masken und Hilfsgütern hielt sich in Grenzen. Während andere Länder Millionen Exemplare schickten, kamen aus Russland nur 500 000 Gesichtsmasken, 30 Beatmungsgeräte sowie 1000 Schutzanzüge. Eine Kontrolle des italienischen Zolls der 22 Militärfahrzeuge bei der Ankunft soll insbesondere für ein fensterloses Fahrzeug verweigert worden sein, mit dem Hinweis auf Abmachungen von höchster Stelle.
Während der Ex-Premier die Mission verteidigt, wunderte sich Giorgio Gori, Bürgermeister von Bergamo: „Wenn man sich die Zusammensetzung des russischen Kontingents ansieht, das nur zum Teil aus Ärzten bestand, muss man sich schon fragen, was ihre wirklichen Motive waren“, sagt er. Bekannt ist, dass russische Virologen den Impfstoff Sputnik mithilfe der DNA-Virussequenz eines in Italien infizierten Patienten entwickelten. Gori: „Das genügt eigentlich schon, um daran zu zweifeln, dass es sich bei der Mission um pure Großzügigkeit handelte!“