Hier lächelt die Terroristin vor Gericht

von Redaktion

Versuchter Mord, Raub, Waffen: Prozess-Beginn gegen Daniela Klette

Mit diesen Bildern suchte die Polizei nach Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Die zwei Männer sind immer noch untergetaucht.

Bewaffnete Einsatzkräfte sichern die Ankunft von Daniela Klette am Gerichtsgebäude. © Schuldt/dpa

Gelöst und gut gelaunt: Daniela Klette gestern beim Prozessstart. Die Ermittler werfen Klette versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie schweren Raub vor. © Rattay/dpa

Celle – Mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme in Berlin hat der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette vor dem Landgericht Verden begonnen. Mit schwarzem Pullover und dunkelblauer Jeans bekleidet betrat die weißhaarige Angeklagte den Gerichtssaal und umarmte ihre Anwälte. Sie wirkte entspannt und schaute mehrfach neugierig in den Zuschauerraum. Während der Anklageverlesung wirkte sie ruhig und gelassen. Die Staatsanwaltschaft wirft der 66-Jährigen versuchten Mord unter anderem aus Habgier vor. Die Anklage spricht zudem von versuchtem und vollendetem schweren Raub als „Mitglied einer Bande“ sowie von unerlaubtem Waffenbesitz.

Der Gerichtsprozess ist aus Sicherheitsgründen nicht in den Räumen des Landgerichts Verden, sondern im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle. Die Angeklagte wurde hinter einer Glaswand platziert.

Laut Anklage soll die Deutsche 13 Überfälle gemeinsam mit den ehemaligen RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub (70) und Burkhard Garweg (56) begangen haben. Die beiden Männer sind weiter auf der Flucht. Bei den Überfällen soll Klette meistens das Fluchtauto gefahren haben.

Laut Anklage soll das Trio von 1999 bis 2016 Geldtransporter und Kassenbüros in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben. Dabei sei das Trio „arbeitsteilig und äußerst konspirativ“ vorgegangen, sagte die Staatsanwältin.

Den Ermittlungen zufolge planten sie die Verbrechen genau: Sie sollen unter falschen Namen Fahrzeuge gemietet, die Tatorte ausgespäht und gezeichnet haben. Auch über die Aufteilung der Beute sollen sie im Vorfeld gesprochen haben. Demnach wollten sie mit den Straftaten „ihren Lebensunterhalt“ finanzieren. Bei den Taten sollen sie 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Um Widerstände zu überwinden, hatte das Trio Waffen dabei: Eine täuschend echt aussehende Panzerfaust, Elektroschocker und Pistolen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft soll das Trio in Kauf genommen haben, Menschen zu verletzen oder zu töten. Laut Anklage bedrohten die drei ihre Opfer.

Schon seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Staub und Garweg. Am 26. Februar 2024 nahmen Einsatzkräfte die ehemalige RAF-Terroristin in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen lebte. Wo sich die gesuchten Männer aufhalten, ist unbekannt.

Der Prozess startete unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Vor den Eingängen des Gerichtsgebäudes standen Justizbeamte und Polizisten mit Maschinenpistolen. Vor dem Oberlandesgericht Celle versammelten sich rund 50 Unterstützer der Angeklagten. Auf Transparenten stand unter anderem „Freiheit für alle politischen Gefangenen“.

Hintergrund der Sicherheitsvorkehrungen ist die Vergangenheit der Angeklagten. Klette gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Die nun zu verhandelnden Taten haben keinen terroristischen Hintergrund, wie die Ermittler betonen.

Die Verteidigung hat trotzdem die die Einstellung des Verfahrens und die Aufhebung des Haftbefehls gefordert. Gegen die 66-Jährige sei kein fairer, rechtsstaatlicher Prozess möglich, heißt es in dem Antrag, den die Anwälte am ersten Prozesstag stellten. Die Verteidigung befürchtet ein politisches Verfahren, obwohl aus ihrer Sicht die ehemalige RAF-Mitgliedschaft nicht bewiesen ist. Allein das Ausmaß der Sicherheitsmaßnahmen weise Anzeichen eines Terrorismusverfahrens und damit einer Vorverurteilung Klettes auf.

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