zum Ausstieg von Netzsch Pumpen aus Arbeitgeberverband

„Würden uns freuen, wenn Netzsch sich weiter engagiert“

von Redaktion

Bertram Brossardt, Anton Klaus Kathrein und weitere Wirtschaftsakteure äußern sich

Waldkraiburg/Siegsdorf/ Rosenheim – Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der drei Verbände Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Verband der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) sowie Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme), bedauert den Ausstieg von Netzsch Pumpen & Systeme aus Waldkraiburg aus dem Tarifverbund (wir berichteten). Der vbm-Schwesterorganisation bayme bleibt der Pumpenhersteller aber offenbar treu.

Platz im Vorstand der Region ist frei

„Als Verband ist uns daran gelegen, dass die Firma Netzsch und Herr Kleinert als bayme Mitglied auch in Zukunft in unseren Gremien mitwirken. Ich persönlich würde mich sehr darüber freuen“, äußerte sich Brossardt. Den OVB-Heimatzeitungen teilte er weiter mit, dass durch den Austritt aus dem vbm automatisch die ehrenamtliche Funktion des Unternehmensvertreters im Verband erlösche. Netzsch-Geschäftsführer Felix Kleinert war zuletzt im bayme vbm-Regionalvorstand für Südbayern engagiert. Seine Funktion werde bei einer der nächsten Gremiensitzungen nachbesetzt.

Im Regionalvorstand der bayme vbm sind noch weitere Geschäftsführer hiesiger Unternehmen engagiert. So etwa Günter Striegel, Leiter der BSH Hausgeräte GmbH in Traunreut. Den Ausstieg von Netzsch wollte er nicht kommentieren; bekräftigt aber, dass die BSH „die inhaltlichen Forderungen des vbm voll unterstützt.“ Netzsch dagegen, sagte Felix Kleinert gestern, hatte seine Gründe, aus dem Tarifbund auszusteigen: „Bürokratie, an der Automobilindustrie orientierte Flächentarife, Verharrung im Gestern sind das Gegenteil dessen, was den Menschen und Unternehmen in Bayern gut tut.“ Was sein weiteres Wirken bei bayme betrifft, werde er sich mit Brossardt besprechen. Er wolle sich weiterhin für die Standortsicherung bayerischer Unternehmen einsetzen. Dazu müsse man sich aber „den Realitäten unseres globalen Wettbewerbumfeldes stellen.“ Netzsch sei ein exportorientiertes Unternehmen –angesichts zunehmender Globalisierung und Digitalisierung gebe es „keine Alternative zu beherztem, positivem Wandel.“ Diesen scheint der vbm für ihn offenbar nicht nachdrücklich genug vorangetrieben zu haben.

Klaus Rutz, Geschäftsführer der Siegsdorfer Ecolab Engineering GmbH, erinnerte daran, der Arbeitgeberverband habe bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass „aufgrund der außerordentlich hohen Forderungen der IG Metall mit vermehrten Austritten zu rechnen ist.“

Er könne nachvollziehen, wenn ein Unternehmen den Tarifbund verlässt, weil es um seine Wettbewerbsfähigkeit fürchte. Betriebe könnten sich „unter Verzicht auf den Komfort der Nutzung des Flächentarifvertrages“ manchmal besser an die Forderungen der Kunden anpassen und ihren Fortbestand sichern. Rutz kann am Tarifvertrag Positives sehen, meinte aber, dass er die Belastungsgrenze einiger kleiner und mittlerer Unternehmen übersteige.

Anton Klaus Kathrein, Kathrein Werke, und Vorsitzender des bayme vbm-Regionalvorstands, gab an, Netzsch‘ Entscheidung zu respektieren.

Komplexe Einzelregelungen

Der Tarifabschluss stelle aufgrund seiner Höhe viele Unternehmen vor Herausforderungen. „Auch wenn die gesamtwirtschaftliche Lage positiv sein mag, so bleibt die Situation in den Einzelunternehmen heterogen.“ Unter anderem aber begrenze der Tarifabschluss den Anspruch auf Verringerung der Arbeitszeit „auf ein für die Betriebe verkraftbares und den Fachkräftemangel nicht weiter verschärfendes Maß.“ Die komplexen Einzelregelungen müssten so aufbereitet werden, dass sie von Arbeitgebern und -nehmern leicht überblickt und in der Praxis umgesetzt werden können.

Michael Grimm, Geschäftsführer der Heidenhain GmbH Traunreut und weiteres Mitglied des Regionalvorstands, äußerte sich weder zum Austritt der Firma Netzsch und seines Vorstandskollegen Kleinert, noch zum Tarifabschluss. sen

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