Teller bleiben immer öfter fleischlos

von Redaktion

Vegetarisch und vegan im Trend – Wie regionale Hersteller und Supermärkte reagieren

Christina Malecha, Marketing- und Produktmanagerin der Höhenrainer Delikatessen.

In Mensen und Kantinen hält –aufgrund der steigenden Nachfrage – vegetarisches und veganes Essen mehr und mehr Einzug. Die erste rein vegane Mensa eröffnete offiziell im April 2019 in Berlin.

Feldkirchen-Westerham/Mühldorf/Raubling – Bis zu 6,3 Millionen Vegetarier und knapp eine Million Veganer leben derzeit in Deutschland. Das sind rund zehn Prozent der Bevölkerung – Tendenz steigend. Die Lebensmittelhersteller stellen sich auf diesen Trend immer mehr ein. Seit 1. August hat Lidl einen vegetarischen Burger dauerhaft in den Verkaufsregalen aufgenommen. In Amerika gibt es derzeit einen regelrechten Hype um den Nahrungsmittelproduzent veganer Fleischersatzprodukte, „Beyond Meat“, mit Sitz in Kalifornien. Die fleischlosen Burger aus Erbsenpüree begeisterten auch in Deutschland – beispielsweise seit Mai bei Metro.

Mit Qualität und Geschmack punkten

Die Byodo Naturkost GmbH mit Sitz in Mühldorf setzt auf bio und vegan seit knapp 35 Jahren. „Mein Vater, Michael Moßbacher, wollte als einer der Bio-Pioniere in Deutschland mit biologisch erzeugten Produkten wenigstens einen kleinen Beitrag zur Erhaltung unserer Erde leisten. Dieses Thema ist aktueller denn je, wenn wir uns die aktuelle Nachhaltigkeits-Debatte vor Augen halten“, schildert Stephanie Moßbacher, Marketing, Produktmanagement und Inhaberin bei Byodo Naturkost.

Als einer der Ersten in Europa fertigte Michael Moßbacher damals frischen, biologischen Tofu und Tempeh als genussvolle Fleischalternative. Zwischen diesen ersten Sojaerzeugnissen und der Produktvielfalt heute liegen viele Schritte. „Wichtig war uns dabei von Anfang an Bio und Genuss unter einen Hut zu bringen“, so Moßbacher.

Bei Alternativen auf Zutatenliste achten

Kunden könne man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zum Bio-Konsum bewegen. Geschmack und verlässlich geprüfte, biologische Produkt-Qualität müssten sie überzeugen. „Dabei bieten wir rein vegetarische Produkte an, zum großen Teil sind diese auch vegan. Mit veganen Mayo-Produkten, Dressings und Feinkost-Saucen haben wir bereits vor vielen Jahren echte Innovationen auf den Markt gebracht, die geschmacklich mindestens mit den tierischen Alternativen mithalten können“, so Moßbacher.

Generell sei zu beachten, dass man als Verbraucher gerade bei alternativen Fleischprodukten besonders genau auf die Zutatenliste achten sollte. Gerade bei konventionellen veganen Produkten seien diese häufig vergleichsweise lang und es kommen Zusatzstoffe und künstliche Aromen zum Einsatz, welche in Bio-Produkten ausgeschlossen sind.

In der Region sollten vor allem Bioläden und Biosupermärkte die Rolle übernehmen, den Kunden hochwertige Alternativen zum Fleischkonsum anzubieten. Gerade in der Bio-Branche gibt es auch einen Gegen-Trend: Viele Konsumenten bevorzugen eine ganzheitliche pflanzliche Ernährung an Stelle von Ersatz-Produkten, die den Geschmack und die Konsistenz von Fleisch imitieren. Sie stellt den natürlichen Geschmack von Obst, Gemüse und Pseudo-Getreide in den Vordergrund und zelebriert gerade deren ureigenen Geschmack. „Diesen Trend haben wir beispielsweise im letzten Jahr durch unsere Hülsenfrucht-Pasta aufgegriffen und werden auch in Zukunft in diese Richtung weitere Neuheiten entwickeln“, weiß Moßbacher.

Seit Firmengründung an folgen die Moßbachers der Überzeugung, dass nur durch eine nachhaltige Wirtschaftsweise diese Erde auch für künftige Generationen erhalten bleiben kann. „Das geht für uns weit über den Kreislaufgedanken der ökologischen Landwirtschaft und somit die biologische Produkt-Qualität hinaus.

Anbauprojekte

in der Region

Durch Anbauprojekte in der Region wie das Gelbsenfsaat-Projekt in der Ökomodellregion Waginger See/ Rupertiwinkl oder unser Engagement für die Bienen wollen wir auch die ökologische Landwirtschaft in der Region stärken.“

Auch die Höhenrainer Delikatessen GmbH aus der Gemeinde Feldkirchen-Westerham hat den fleischlosen Trend schon vor sechs Jahren erkannt. Sie stellten neben ihren Geflügel- auch vegane Wurstprodukte her. „Wir haben nach einer circa zweijährigen Entwicklungsphase 2015 ein Sortiment an verschiedenen veganen Produkten auf Basis von Weizeneiweiß auf den Markt gebracht – Aufschnitt, Würstchen, Gyros und Steak“, schildert Christina Malecha, Marketing- und Produktmanagerin der Höhenrainer Delikatessen. Der Grund dafür war der damals beginnende Trend zu fleischlosen Produkten und die steigende Zahl an Verbrauchern, die trotz Fleischverzichts auf sogenannte Fleischersatzprodukte zurückgreifen – also Produkte, die aussehen wie Fleischprodukte und dabei vegetarisch oder sogar vegan sind.

Mittlerweile sind die Produkte aber eingestellt. Warum? „Unsere veganen Produkte haben gute Kundenbewertungen bekommen, allerdings sind wir nicht auf größere Verkaufszahlen gekommen, sodass wir 2017 beschlossen haben, diese Produkte nur noch auf Bestellung von größeren Kunden meist unter Eigenmarke zu produzieren“, so Malecha. Der Markt werde heute von einigen wenigen Produzenten mit qualitativ guten Produkten bedient.

Eigene Abteilung

gibt es (noch) nicht

In den vier Prechtl-Edeka-Frischemärkten im Landkreis Rosenheim stehen auch vegetarische Produkte in den Regalen. Die Kunden finden sie bislang eingeordnet in die üblichen Sortimente. „Eine eigene Abteilung nur mit vegetarischen Angeboten gibt bislang in keinem unserer Märkte. Dafür ist die Nachfrage noch zu gering“, sagt Marco Schreiner, Assistent der Verkaufsleitung. Der Trend hin zum Vegetarischen sei zwar spürbar, aber es keineswegs so, dass Prechtl deshalb weniger Fleisch- und Wurstwaren verkaufe. Schreiner führt dies auch auf die ländliche Struktur in der Region zurück. Jede städtischer das Umfeld, desto mehr sei Vegetarisches gefragt: „In München schaut das sicherlich ganz anders aus.“

Herkunft und Herstellung im Fokus

Einen Versuch mit Fleischersatzprodukten hat Prechtl übrigens schon gestartet – mit schlechten Erfahrungen: „Wir haben es schon vor einigen Jahren ausprobiert und in unserem Markt in Bad Aibling Fertiggerichte mit auf Sojabasis erzeugtem Geschnetzelten und Sauce Bolognese angeboten. Aber die Produkte wurden nicht gut angenommen und wir haben sie nach einem Jahr wieder aus dem Sortiment genommen.“ Im Augenblick legen die vier Prechtl-Edeka-Märkte ihren Fokus eh auf andere Schwerpunkte: Die regionale Herkunft und biologische Herstellung stehen im Vordergrund, wie Schreiner erläutert.

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