„Eine der führenden Weltmarken werden“

von Redaktion

Führungswechsel bei einem der größten Modeunternehmen Europas: Maximilian Böck ist mit 32 Jahren geschäftsführender Vorstandsvorsitzender von Marc O’Polo. Er soll den Konzern in eine umsatzstarke, grüne Zukunft führen. Ein Besuch in der Zentrale in Stephanskirchen.

Stephanskirchen – Dass Maximilian Böck wenig Zeit hat, merkt man sofort. In Jeans, dunklem Mantel und beigen Halbschuhen joggt er eine Treppe im Hauptgebäude des Firmensitzes in Stephanskirchen hinab. Blonde Haare, blaue Augen, energiegeladen. Mit großen Schritten strebt er durch die Gänge seines Unternehmens. Er zeigt nach links und rechts, erklärt die Arbeit in den unterschiedlichen Büros und biegt sogleich um die nächste Ecke.

Die Mitarbeiter, die ihm begegnen, duzt er. Das ist bei Marc O‘Polo generell üblich. „Hi, Hallo, Servus, wie geht‘s?“ Viele Mitarbeiter kennt er beim Namen. Er selbst ist seit vier Jahren im operativen Geschäft. Von 2013 bis 2020 saß er im Betriebsrat.

Übernahme mitten
in der Pandemie

Jetzt ist er Chef von Marc O’Polo und trägt die Gesamtverantwortung für einen Millionenkonzern. Das Ruder hat er im Sommer übernommen – mitten in der Pandemie. Böck gibt sich entspannt. „Ich hätte es mir anders ausgesucht, aber es war auch sehr lehrreich.“ Ob es Nächte gab, in denen er nicht schlafen konnte? „Ja sicher“, sagt er knapp.

Insgesamt sei die Übernahme gut gelaufen. Die Geschäftszahlen geben ihm Recht. Marc O‘Polo ist im Gegensatz zu anderen Modemarken verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen. Im Geschäftsjahr 2020/21, das von Anfang Juni bis Ende Mai läuft, erwirtschaftete das Unternehmen rund 441 Millionen Euro, ein Plus von 2,4 Prozent. Als Chef trägt er die Verantwortung für die Finanzen, beschäftigt sich aber gleichzeitig mit den Produkten. Für ihn sei das die perfekte Mischung.

Böck, der meistens ernst wirkt und wenig lächelt, kommt aus einer in der Modebranche etablierten Unternehmerfamilie. Seine Mutter hatte ein Schuhgeschäft in Rosenheim, sein Vater Werner Böck hat Marc O’Polo Deutschland im Jahr 1968 gegründet. Und trotzdem – oder gerade deswegen – hat es ihn erst einmal in eine andere Richtung gezogen. Er studierte Management mit Schwerpunkt Finanzen und arbeitete bei Unternehmensberatungen sowie Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Nach seinem Master entschied er sich schließlich doch für die Modebranche. Sein Vater, sagt er, habe ihn nie dazu gedrängt. „Ich hätte machen können, was ich gewollt hätte.“ Er ging zu Peek&Cloppenburg. Dort war er Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche, Einkäufer und Abteilungsleiter. 2017 stieg er bei Marc O‘Polo ein.

Als Chef ist ihm jetzt auch umso wichtiger, Kontakt zu den Mitarbeitern zu halten. Deshalb sei er oft im Haus unterwegs, sagt er. Er betritt das Fotostudio, wo ein Fotograf und sein Team Aufnahmen für den Online-Shop machen. Böck schaut sich die Fotos kurz auf einem Bildschirm an. Das Model stammt aus Spanien. „Wie oft war er schon hier?“, fragt er. „Das zweite Mal jetzt“, antwortet eine Frau. Böck nickt und geht weiter.

Auf Fragen antwortet er nüchtern und eloquent. Er erzählt nicht, schweift nicht ab. Auch nicht beim großen Zukunftsthema Nachhaltigkeit. Das hat er zur Chefsache gemacht. Der zuständige Manager für diesen Komplex erstattet Böck direkt Bericht. Marc O‘Polo lässt in China, Vietnam, Indien sowie Portugal und der Türkei produzieren. Die Standorte der Partner in Europa sollen in Zukunft ausgebaut werden – der Nachhaltigkeit wegen. „Wir schätzen die Schnelligkeit und die Nähe sehr“, sagt Böck. Er und der gesamte Vorstand haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt. In zwei Jahren soll die gesamte Ware hundertprozentig nachhaltig sein. Aktuell liegt man bereits bei 80 Prozent. 2025 soll dann das gesamte Unternehmen klimaneutral arbeiten.

Das Ziel steht fest, die Umsetzung noch nicht so ganz. „Man muss erst einmal messen, was man für einen CO2-Fußabdruck hat, das ist gar nicht so leicht“, sagt er. Für die Unternehmenszentrale und die Läden hätten sie diesen schon evaluiert, im Oktober kämen die Ergebnisse. „Es sieht bisher ganz gut aus.“

Bedingungen in
Fabriken kontrollieren

Böck ist gut darin, Werbung für sein Unternehmen zu machen. Marc O’Polo arbeite auch mit Initiativen zusammen, die sich für faire Arbeitsbedingungen in Textilfabriken einsetzt – unter anderem mit der „Fair Wear Foundation“. Bei teilnehmenden Partnern überprüft die Initiative die Bedingungen in Fabriken jährlich. „Das ist ein sehr wichtiges Thema, aber da die volle Kontrolle zu haben, ist eine Herausforderung“, sagt Böck.

Während er dabei noch ein wenig ratlos wirkt, ist es beim Thema Expansion anders. Böck spricht davon, das Geschäft in China, Russland und Frankreich zu erweitern und vielleicht auch irgendwann in den USA und dem Vereinigten Königreich Marc O‘Polo-Stores zu eröffnen. „Wir wollen eine der führenden globalen Marken werden.“ Kurz darauf muss er weiter, zum nächsten Termin. Stillstand? Dieses Wort kennt er nicht.

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