„Bei uns steht die Existenz auf dem Spiel“

Metzger Franz Mair (rechts) und Bäcker Markus Glück berichteten beim Besuch von Kreisrätin Sandra Bubendorfer-Licht von ihren Existenzsorgen. Foto Bauer
Metzger und Bäcker aus Haag schlagen Alarm – Qualitätsprodukte gefährdet
Haag – Zu wenig Fachpersonal und hohe Kostensteigerungen lassen im Handwerk die „Alarmstufe rot“ aufblinken. Auch in Haag (Landkreis Mühldorf) sind Betriebsinhaber in großer Sorge. Metzgereiinhaber Franz Mair brachte es beim Besuch der FDP-Bundestagabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht gemeinsam mit dem Haager Bäckereichef Markus Glück so auf den Punkt: „Bei uns steht die Existenz auf dem Spiel.“
Die Chefs der Haager Traditionsbetriebe, Franz Mair und Markus Glück, sehen das Handwerk düsteren Zeiten entgegengehen. Als Hauptsorgen nennen sie „akuten Personalmangel“, höhere Energiepreise, gestiegene Personal- und Materialaufwendungen. „Die Mehrkosten sind existenzbedrohend“, sagt Mair.
Höhere Preise
„treiben Leute in
die Supermärkte“
Das Mehl ist extrem teurer geworden, berichtete Glück für das Bäckereihandwerk. Wenn er diese Kostensteigerung auf seine Preise umlege, treibe er „die Leute direkt in die Supermärkte“. Diese seien in der Marktgemeinde Haag auch geografisch gesehen eine Konkurrenz: Während die beiden Handwerksbetriebe im Zentrum und Osten von Haag liegen, würden sich als Gegenpol die Supermärkte im Westen auf das HEP (Haager Einkaufspark) konzentrieren.
„Wir produzieren fast alles selber, darunter 100 Sorten Wurst“, betont Mair. Die eigene Schlachtung sei jedoch aufwendig. Zusätzliche Kosten würden für Fleischbeschau und Abfallentsorgung anfallen. Hinzu kämen die Fahrten nach Waldkraiburg zur Trichinenprobe. „Wir wollen alles richtig machen“, so der Haager Metzgermeister. Das koste aber mehr und führe, sollte es so weitergehen, zu „amerikanischen Verhältnissen“: „dass die Kleinen wegfallen und nur ein paar Große produzieren und verkaufen.“ Die „Ausdünnung des Handwerks“ werde noch massiv ausfallen, schätzt er.
Bubendorfer-Licht forderte als eine Antwort, die Politik müsse in die Energiepreise eingreifen. In Deutschland würden die Bürger europaweit die höchsten Strompreise zahlen, nannte sie als Beispiel.
Mürbe mache das Handwerk auch die Bürokratie. Entlastungen müssten beispielsweise über Anträge gestellt werden, die oft viele Seiten umfassen würden. „Ob man dann Unterstützung erhält, ist nicht gesagt“, warnte Mair. Er hatte in der Corona-Hochphase seinen Mitarbeitern das erforderliche Geld ausbezahlt, für das Hilfe vom Staat angekündigt war, und nach eigenen Angaben bis jetzt „keinen Cent erhalten“.
Angedroht ist den Metzgerbetrieben von der Politik jetzt auch die „Tierwohlabgabe“, was Mair empört. Er nehme seit Jahren von seinen Bauern nur „Strohtiere“ ab – mit großem Auslauf und Strohbett. Dafür zahle er immer schon mehr: „Jetzt sollen wir noch einmal bezahlen.“
Sorge: Vergrößerung
geht zu Lasten
der Qualität
Eine Alternative wollen beide Handwerksbetriebe nicht wahrnehmen: die Vergrößerung sei keine Option. „Das geht auf Kosten der Qualität“, ist Glück überzeugt. Sein Kollege Mair hat festgestellt: „Wenn ich statt 30 Kilo Wiener eine Tonne mache, habe ich Qualitätsverlust.“ Er könnte schon fünf Filialen betreiben, habe diese Erweiterung aber immer abgelehnt.
Aufgeben wollen beide nicht, appellieren aber mit Nachdruck an die Politik, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen überlebensfähig zu gestalten, „damit der Region ihre Qualität erhalten bleibt, wie Glück und Mair betonen.
„Wir können nicht einfach den Stecker ziehen“
Die Bayerische Ernährungshandwerke weisen seit Längerem mit Nachdruck auf ihre existenzbedrohende Situation hin. „Wir können nicht einfach den Stecker ziehen“, sagen die Landesverbände der bayerischen Fleischer, Bäcker, Müller, Konditoren und Brauer. Sie fürchten
flächendeckende Betriebsschließungen aufgrund nicht mehr zahlbarer Energiepreise.
Ihre Forderungen an die Bundesregierung: Berlin soll die Ursachen für die Energiepreissteigerung bekämpfen, indem der Gaspreis von den übrigen Energieerzeugungsformen abgekoppelt und ein Strommarktpreisdesign geschaffen werden, damit die günstigen Gestehungskosten der erneuerbaren Energien kostenreduzierend wirken könnten.
Weiterhin seien die in Bereitschaft stehenden beziehungsweise die vor der Abschaltung stehenden Kraftwerke zu nutzen, um das Angebot zu erhöhen und damit den Strompreis deutlich zu senken.
Bei der Bekämpfung der Symptome der explodierenden Energiepreise in Form von Ausgleichsmaßnahmen sollten Programme entwickelt werden, die von kleinen und mittelständischen Betrieben auch tatsächlich in Anspruch genommen werden könnten.
Jetzt gelte es nicht nur Energie einzusparen, sondern auch jede Kilowattstunde des heimischen Potenzials zu heben, um die teure Verstromung von importierten fossilen Energien, wie zum Beispiel Gas, soweit wie möglich zu reduzieren, fordern die Verbände aus dem Handwerk in einer Stellungnahme.