Wasserburg – Er ist bekannt als Mann der klaren Worte: Deshalb gelingt es Wolfgang Bosbach, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, noch heute, sich auch ohne Mandat Gehör zu verschaffen. Als Festredner bei der Meggle-Gründerpreis-Verleihung begeisterte der 71-Jährige mit Analysen der Krisen dieser Zeit, Humor und frechen Sprüchen.
Bosbach präsentierte sich gut gelaunt, redete 45 Minuten ohne Manuskript. „Ich bin ein Junge aus dem Leben“, brachte er gleich zu Beginn seine Volksnähe auf den Punkt. Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugendzeit sorgten für Lacher im Publikum – gespickt mit kleinen Spitzen gegen die Generation Z sowie Anekdoten aus seinem Alltag als Bundespolitiker der CDU, für die er von 1994 bis 2017 im Bundestag saß. Doch Bosbach kann auch ernst und staatstragend. Etwa beim Appell, die deutsche Demokratie zu verteidigen und zu schützen, damit weder extremistische Kräfte von rechts noch von links wieder die Macht ergreifen könnten. „Wir leben im besten Deutschland, das wir in unserer Geschichte jemals hatten“, ist Bosbach überzeugt, verhehlte jedoch gleichzeitig nicht, dass er sich eine andere Regierung wünschen würde. „Politik ist das permanente Ringen um Entscheidungen“, betonte er jedoch. Ohne Kompromissbereitschaft gehe es nicht.
Angesichts der multiplen Krisen in der Welt, gelte es, alles dafür zu tun, dass Demokratie und Frieden in Deutschland auf Dauer gesichert würden. Eine große Herausforderung sei die Zuwanderung durch Flüchtlinge und Asylbewerber. Bosbach warnte davor, alle Menschen, die diesen Prozess kritisch begleiten würden, rechts einzuordnen. Kummer bereite ihm die Tatsache, dass in einem relativ kleinen Land wie Deutschland Menschen aufgenommen werden könnten, „die nicht die gleichen Werte wie wir haben“. Nur wenn alle, Einheimische und Zugewanderte, beim Wertekanon einig seien, „können wir friedlich miteinander leben“.
Wichtigster Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg ist in seinen Augen die Bildung. „Wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben“, betonte der Ehrengast angesichts der Tatsache, dass die BRD ein rohstoffarmes Land ist. Deutschland habe in den vergangenen Jahrzehnten jedoch in vielen Bereichen die Vorreiterrolle verloren, viele namhafte deutsche Unternehmen würden weltweit ins Hintertreffen geraten, „weil andere besser geworden sind“. Die vier teuersten Konzerne weltweit, Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon, seien entstanden aus kleinen Startups. „Jemand hatte eine Idee und hat es versucht.“ Deshalb brauche Deutschland wieder mehr Innovationswillen und Pioniergeist.Heike Duczek