Wieder zu Pionieren werden

von Redaktion

Rotter Neujahrsempfang des Gewerbeverbandes – Hilfe durch künstliche Intelligenz

Rott – „Deutsche Unternehmer müssen wieder Pioniere sein“, lautete der Appell von Christian M. Klotz, Geschäftsführer des Bezirksverbandes Oberbayern Ost des Bunds der Selbständigen, beim Neujahrsempfang des Rotter Gewerbeverbands. Dieser hatte am vergangenen Mittwochabend in den Landgasthof Stechl eingeladen. Rund 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Das Thema des Abends setzten mit ihren Reden Florian Schiller, Geschäftsführer von OVB Media, und Martin Baldermann, Leiter der KI-Agentur bei OVB Media. Moderator des Abends war Franz Ametsbichler, Vorsitzender des Rotter Gewerbeverbandes.

Kritik an Verteilung
der Flüchtlinge

Ametsbichler hob den Zusammenhalt in der Gemeinde hervor und kam damit auf das Thema zu sprechen, das Rott seit rund 15 Monaten beschäftigt: die große Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, die das Landratsamt im Rotter Gewerbegebiet ansiedeln will. Die Gemeinde stellt sich bekanntlich gegen dieses Vorhaben, weil sie fürchtet, von bis zu 300 erwarteten Flüchtlingen überlastet zu werden. Ametsbichler forderte von der Politik eine gerechte paritätische Verteilung der Menschen auf die Kommunen, „dann hätten wir viele Probleme weniger“, zeigte er sich überzeugt.

Auch Klotz startete mit Kritik. Deutschland habe trotz 5,5 Millionen Arbeitsloser einen Fachkräftemangel, beanstandete der Bezirksgeschäftsführer des Bunds der Selbständigen. „Wir waren einmal das Land der Dichter und Denker. Viele Erfindungen kamen von hier“, legte er den Finger in eine weitere Wunde. Oft würden andere Länder von deutschen Ideen profitieren. Beispielsweise sei der Walkman von einem Deutschen erfunden, aber von Sony, einer japanischen Firma, auf den Markt gebracht worden. „Früher dominierten wir den Markt für E-Autos. Heute kommen 40 Prozent aus chinesischen Firmen, die deutsches Know-how verarbeiten“, beanstandete Klotz. Ein „Weiter so“ könne es nicht geben.

Betriebe müssen über
Tellerrand schauen

Die Deutschen müssten wieder lernen, Pioniere zu sein, fuhr der Bezirksgeschäftsführer fort. Deshalb dürfe es nicht generell in Richtung Vier-Tage-Woche gehen. „Die Menschen sollen vielmehr dazu motiviert werden, etwas zu leisten“, erklärte Klotz. Und auch die Betriebe selbst müssten innovativer denken: etwa indem sie über den Tellerrand schauen würden und bereit seien, von positiven Beispielen aus anderen Unternehmen zu lernen. Jede Firma sollte mindestens zwischen einem und drei Prozent des Umsatzes in die Zukunftsentwicklung stecken, empfahl Klotz.

Um die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern, sei die Politik gefragt. „Werdet endlich zu Betroffenen und helft unserem Land“, sprach Klotz auch die im Raum anwesenden Vertreter aus der regionalen Politik an. „Wenn unsere Betriebe Chancen haben sollen, dann braucht es Steuersenkungen und weniger bürokratische Auflagen“, sagte er. Denn: „Nicht die ein Prozent an Großbetrieben, sondern die 99 Prozent an Mittel- und Kleinunternehmen ziehen Deutschland aus dem Dreck.“ Die Sorgen der Betriebe seien auch die Sorgen des Landes. „Und die Ideen von morgen sind auch die Ideen von Deutschland“, so Klotz.

Zum Stichwort Pioniergeist passte auch das Thema der Vorträge von Schiller und Baldermann. Der Geschäftsführer von OVB Media und der Leiter der KI-Agentur des Medienhauses sprachen über die Chancen von künstlicher Intelligenz (KI). Denn im Medienunternehmen OVB, das seit über 170 Jahren besteht und über 14 Firmen mit 62 Produkten und 1800 Mitarbeitern verwaltet, spielt der Einsatz von KI als Werkzeug eine Rolle, um Arbeitsprozesse zu erleichtern, erklärte Schiller.

Arbeitsprozesse durch
KI vereinfachen

Zum Beispiel unterstütze die KI bei der Zeitungsproduktion. Viele Texte auf den Seiten kämen aus externen Quellen, etwa Pressemitteilungen, so Schiller. Zur Bearbeitung hätten Redakteure früher viel Zeit aufwenden müssen. „Mittlerweile können sie den Text in unser Programm, den Wortwandler, einspielen. Die KI verbessert dann zum Beispiel alle Grammatik- und Tippfehler“, erklärte der Geschäftsführer. Bevor der Text in die Zeitung eingefügt werde, folge noch ein wichtiger Schritt: Ein Redakteur kontrolliere den von der KI bearbeiteten Text. Erst dann werde er gedruckt, so Schiller. So sei ein recht aufwendiger Arbeitsprozess vereinfacht worden. Dadurch sei die Qualität der Zeitung gestiegen. Denn: „Die Reporter haben nun mehr Zeit für tiefgehende Recherchen und die Ausarbeitung hochwertiger Artikel“, so Schiller. Für die Entwicklung der KI-Toolbox „Wortwandler“ ist OVB Media mit dem INMA Global Media Award ausgezeichnet worden.

Ein weiteres Tool des Wortwandlers sei der sogenannte „Diplomat“, fuhr Schiller fort. „Besonders in den sozialen Netzwerken sind unsere Redakteure mit teilweise harschen Kommentaren konfrontiert.“ Auf diese müssten sie jedoch antworten. „Der Diplomat hat für jeden noch so feurigen Kommentar eine freundliche und wertschätzende Antwort“, so Schiller. Das schone die Nerven der Kollegen und spare Zeit.

Martin Baldermann, Leiter der KI-Agentur bei OVB Media, ergänzte, für viele Betriebe sei es wichtig, die Google-Rezensionen zu pflegen. Dabei müsse ohne den Einsatz von KI und Automatisierungsprozessen ein Mitarbeiter die Bewertung lesen, einordnen und überprüfen, bevor er dann als Nächstes eine Antwort darauf formuliere und diese poste. Fast alle Schritte könne hierbei die KI übernehmen. Der Mitarbeiter müsse nur noch die Inhalte überprüfen. Hierbei könnten 20 bis 30 Stunden im Monat an Arbeitszeit eingespart werden, erklärte Baldermann.

Ziel festlegen
ist wichtig

Wer in seinem Unternehmen Arbeitsschritte auf diese Weise automatisieren möchte, sollte ein paar Dinge beachten. „Wichtig ist es, ein Ziel festzulegen, also das, was am Ende einer Automatisierung herauskommen soll“, so Baldermann. Zudem sollten auch die Mitarbeitenden mit eingebunden werden. Währenddessen heiße es dann: den Prozess kontinuierlich zu überwachen und anzupassen. Zudem sollten alle Schritte dokumentiert werden, damit man sie später auch noch nachvollziehen könne, warb Baldermann für Transparenz.

Hauptaufgaben für Deutschland

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