Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – „Leider befinden wir uns weiterhin in der Stagnation“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, als er auf die Lage in der Region angesprochen wird. Der Trend ist demnach klar: Zu hohe Kosten, fehlende Nachfrage und der „Gegenwind der Bürokratie“ führen zu einer großen Unsicherheit bei den Unternehmen in der Region. „Und die Trendwende bleibt aus“, betont Bensegger mit Blick auf die aktuellen Konjunkturzahlen.
Schlechter Start
ins Jahr 2025
Demnach ist die Geschäftslage zum Start in das Jahr 2025 bei einem Großteil der Unternehmen in Südostoberbayern ein gutes Stück vom Durchschnitt der vergangenen Jahre entfernt. Mehr als die Hälfte beklagen laut der IHK-Konjunkturumfrage Personalmangel, zu hohe Preise für die benötigten Rohstoffe und eine zu geringe Nachfrage. Die Folge: Nur acht Prozent aller Unternehmer planen mit mehr Personal, jeder Fünfte möchte dagegen Stellen streichen.
Die Zurückhaltung der Firmen zeigt sich auch bei der Gründung von neuem Gewerbe. Laut des Statistischen Bundesamts haben deutschlandweit im vergangenen Jahr rund 150000 Firmen eine neue Firma angemeldet. 2023 waren es noch fast 190000. Und auch in Rosenheim sind die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren sowohl in der Stadt (-3,7 Prozent) als auch im Landkreis (-3,6 Prozent) zurückgegangen. Die Zahl der Gewerbeaufgaben stieg bundesweit dagegen von 2018 von rund 160000 auf 195000 im Jahr 2024.
Ein Blick auf die Kaufkraft zeigt eine gewisse Diskrepanz zwischen den Landkreisen. So ist das verfügbare Einkommen in der Stadt Rosenheim pro Einwohner in den vergangenen fünf Jahren um 2,1 Prozent gesunken, während es im Rosenheimer Landkreis um 0,7 Prozent leicht anstieg. In Traunstein und Mühldorf stehen laut des Bayerischen Landesamts für Statistik 1,6 Prozent mehr vom Nettoeinkommen zur Verfügung als noch 2018. Aus Sicht der IHK wohl zu wenig, um die Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln.
Auch die Arbeitslosenzahlen in der Region geben zu denken. „Es gibt Unsicherheiten“, meint Dr. Nicole Cujai, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Rosenheim, mit Blick auf das vergangene Jahr. „Und diese Unsicherheiten schlagen sich inzwischen auch auf dem Arbeitsmarkt nieder.“ Im Januar 2025 waren 9820 Menschen im Bezirk Rosenheim arbeitslos gemeldet gewesen, 820 mehr als im Vorjahr, 1070 mehr als im Jahr 2022. Fachkräfte sind daher laut Cujai nach wie vor stark gesucht.
Auf der Suche nach Arbeitern ist auch das oberbayerische Handwerk. Mit rund 3900 Auszubildenden in gut 13500 Betrieben ging die Quote über alle Landkreise im Schnitt um ein Prozent zurück. Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, sieht daher „schwache Vorzeichen“ für das neue Jahr. Gerade die Krise im Wohnungsbau macht ihm zu schaffen. „Jede Wohnung, die nicht gebaut wird, macht sich mittlerweile auch bei den Ausbaugewerken bemerkbar, die in den vergangenen Jahren als Lokomotive für die Handwerkskonjunktur fungierten“, meint der Kammerpräsident. Wegen der fehlenden Wachstumsimpulse blickt das oberbayerische Handwerk äußerst verhalten auf das erste Quartal: Lediglich fünf Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage.
Appell an
die Politik
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), fordert die kommende Bundesregierung dazu auf, den „Wohlstand und somit auch die Demokratie zu bewahren“. Für einen echten Wirtschaftsbau brauche es die Hilfe von Vertretern demokratischer Parteien.
Um mit eigenen Ideen dazu beizutragen, veröffentlichte die vbw den „Deutschlandplan 2030“. In dem 100-Tage-Programm sind schnell realisierbare Vorschläge aufgelistet. Diese sollen beispielsweise Löhne, Altersvorsorge oder Steuern verbessern.