Zwei Brüder für Schiene und Straße

von Redaktion

Frank und Stephan Zwiehoff sind seit vielen Jahren die ersten Ansprechpartner, wenn es um ganz spezielle Maschinen geht. Sie entwickeln und vertreiben Fahrzeuge, die sowohl auf der Straße als auch auf Bahnschienen funktionieren. Ein Blick hinter die Kulissen der Rosenheimer Firma.

Rosenheim – Wer an Bahnhöfen einmal einen genaueren Blick aus dem Zugfenster geworfen hat, wird festgestellt haben, dass sich auf dem ein oder anderen Gleis mehr bewegt als nur die klassischen Züge. Fahrzeuge mit Greifarmen, Andockstationen oder riesigen Reinigungsbürsten rotieren auf den Nebenspuren und helfen dabei, Waggons zu koordinieren, zu beladen oder den Weg freizuräumen.

1995 in Rosenheim
gegründet

In Rosenheim spezialisiert sich die Firma G. Zwiehoff seit mittlerweile 30 Jahren auf genau diese sogenannten Zweiwegefahrzeuge. „Wir produzieren Rangier-, Arbeits- und Rettungsfahrzeuge, die sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene funktionieren“, erklärt Stephan Zwiehoff, Geschäftsführer in zweiter Generation.

Vor genau 30 Jahren gründete Vater Gerd das Unternehmen, das sich zunächst nur auf den Vertrieb der Zweiwegefahrzeuge spezialisierte. „Damals gab es noch keine eigene Produktion. Inzwischen machen wir auch Entwicklung, Zulassung, Service und Wartung“, sagt Stephan Zwiehoff.

Heute gibt es dafür nicht nur das Bürogebäude in der Rosenheimer Innenstadt, sondern auch eine eigene Werkstatt in Riedering sowie eine große Logistikfläche am Bahnhof in Steinach. Von dort aus werden Kunden in ganz Europa und der Welt beliefert.

Suche nach
passenden Flächen

Die Zahl der Mitarbeiter ist auf gut dreißig gewachsen. „Mittlerweile sind wir am Rande unserer Kapazitäten“, sagt der Geschäftsführer und deutet bereits an, Verwaltung und Produktion gerne zusammenlegen zu wollen. Dazu braucht es jedoch noch die passende Fläche in der Region.

Das Erbe des Firmengründers Gerd Zwiehoff, der 2017 unerwartet verstarb, übernehmen nun seine beiden Söhne. Dass Stephan die Geschäftsführung und Frank die Produktionsleitung übernimmt, war dabei nie vom Vater vorgegeben.

„Er hat uns zu nichts gezwungen, das hat sich alles so ergeben“, meint Stephan Zwiehoff, der die Zusammenarbeit mit seinem Bruder sehr schätzt. Denn während sich der eine mehr um die Zahlen kümmert, ist der andere deutlich praktischer orientiert und kann die Abläufe in der Riederinger Werkstatt koordinieren.

Nach 30 Jahren ist Zwiehoff in einer „stabilen Branche“ etabliert. Die Produktion, beispielsweise für einen Unimog, kostet je nach Anforderungen einen Betrag im mittleren sechsstelligen Bereich, und auch die Zulassung für die Fahrzeuge sei aufwendig und kostenintensiv. Zudem kann die Auftragslage stark variieren. „Ein Projekt kann teilweise bis zu zehn Jahre dauern. Manchmal kann es aber auch ganz schnell gehen, wenn der Kunde am Ende eines Jahres zum Beispiel noch ein Restbudget hat“, meint der Geschäftsführer. So ergibt sich ein Gesamtumsatz von rund acht bis neun Millionen Euro im Jahr, der aber dementsprechend schwankt.

Schienennetz
am Rande der Kapazität

Dass die Zweiwege-Lösungen für große Unternehmen immer wichtiger werden, bestätigt auch eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Demnach hat der Güterverkehr von privaten Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren über das deutsche Schienennetz um rund 30 Millionen Tonnen zugenommen. Gleichzeitig sank die gesamte Beförderungsleistung um knapp 30 Millionen Tonnen. „Gerade die Überbrückung der letzten Meile nehmen immer mehr Unternehmen selbst in die Hand, da die Bahn hier oft keine zufriedenstellende Lösung anbieten kann“, erklärt Stephan Zwiehoff diese Entwicklung. Für ihn ist daher klar, dass das Schienennetz erweitert werden muss. Die Bahnhöfe und die dazugehörende Infrastruktur sind limitiert. Der Transportbedarf der Unternehmen, das zeige die Nachfrage bei Zwiehoff, hat in den vergangenen 30 Jahren nicht nachgelassen. „Deutschland braucht eine leistungsfähige logistische Infrastruktur”, meint Zwiehoff. „Nicht nur für große Logistikkonzerne, sondern insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in den Lieferketten.“

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