Über den Pilotabschluss in Baden-Württemberg sprachen wir mit Bertram Brossardt, dem Hauptgeschäftsführer des bayerischen Arbeitgeberverbandes vbm.
-Wie sehen Sie den Abschluss?
Er hat viel Schatten, aber auch Licht.
-Fangen wir mit dem Schatten an.
Dem Volumen nach geht er deutlich an die Schmerzgrenze unserer Mitgliedsunternehmen – und bei einem Teil auch darüber hinaus. Weil die Kosten ja dauerhaft sind, ist das eine Hypothek für Zeiten, in denen es wirtschaftlich wieder schlechter geht.
-Und das Licht?
Positiv ist die ungewöhnlich lange Laufzeit von 27 Monaten. Das schafft ein hohes Maß an Planungssicherheit für die Unternehmen. Positiv ist auch, dass es bei der Arbeitszeit auch eine Flexibilität nach oben hin gibt.
-Sie meinen die Möglichkeit, mehr 40-Stunden-Verträge abzuschließen?
Genau. Das ist sehr gut gestaltet. Umgekehrt gibt es für die Absenkung der Arbeitszeit eine Deckelung, sowohl was die tariflichen als auch was die gesetzlichen Möglichkeiten angeht. Man hat bei der Arbeitszeit etwas entwickelt, das wie kommunizierende Röhren nach oben und unten offen ist. Dritter positiver Punkt ist, dass ab 2019 eine dauerhafte Differenzierung bei einem Teil des Entgeltes besteht, wenn es einer Firma schlecht geht. Das war ein wichtiges Ziel von uns, zwischen gut und weniger gut laufenden Unternehmen zu unterscheiden.
-Am Donnerstag sitzen Sie in Bayern noch mal mit der IG Metall zusammen, um über die Übernahme des Pilotabschlusses zu verhandeln. Ist denn denkbar, dass es da für Bayern noch zu Änderungen kommt?
Eine Komplettübernahme ist gar nicht möglich, weil die Tarifverträge in Bayern und Baden-Württemberg sich in einigen Punkten unterscheiden. Über die Frage, wie man den baden-württembergischen Abschluss auf Bayerisch übersetzt, darüber wird es sicher unterschiedliche Meinungen geben.
-Ein großes Thema in diesem Tarifkonflikt waren die 24-Stunden-Streiks, die erstmals praktiziert wurden und die Kosten, die dadurch entstanden. Wie geht es da jetzt weiter?
Wir halten die Streiks nach wie vor für rechtswidrig, weswegen wir ja auch Klage erhoben haben. Ob wir sie aufrechterhalten werden, darüber müssen unsere Gremien jetzt entscheiden.
-Was haben die Streiks in Bayern denn gekostet?
Das lässt sich heute noch nicht beziffern. Wir können ohnehin nur schätzen, weil zum Beispiel nicht absehbar ist, wie viele Maschinen deswegen nicht rechtzeitig geliefert werden konnten und wie hoch die Strafzahlungen sind, die dafür anfallen. Präzise lässt sich das erst in einem Vierteljahr sagen.
-Die Tarifauseinandersetzung war erbittert und der Abschluss letztlich teuer. Befürchten Sie, dass jetzt viele Unternehmen sich vom Tarif verabschieden?
Ja. Das wird leider eine der Folgen sein.
-Haben Sie schon konkrete Ankündigungen?
Ja. Die gibt es. Für mich ist das besonders schade, weil gerade wir in Bayern – auch die IG Metall – immer stolz waren auf die Stabilität in der Tarifbindung, die wir hier über mehr als zehn Jahre hatten.
Interview: Corinna Maier