Der freie Fall der Deutschen Bank

von Redaktion

Deutsche-Bank-Chef Sewing will die Dauerkrise des Instituts beenden: Tausende Jobs werden gestrichen, die ersten Mitarbeiter haben ihre Kündigung erhalten. Und seit gestern ist klar: Der Umbau ist teurer als gedacht.

VON FRIEDERIKE MARX UND STEFFEN WEYER

Frankfurt – Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing drückt beim radikalen Konzernumbau aufs Tempo und nimmt dafür einen noch höheren Milliardenverlust in Kauf. „Wir beginnen nicht erst mit der Transformation der Deutschen Bank – nach nur zwei Wochen sind wir schon mittendrin“, schrieb Sewing am Mittwoch in einem Mitarbeiter-Brief. Die ersten Beschäftigten erhielten bereits ihre Kündigung. Wie viele Jobs von den insgesamt vom Abbau betroffenen rund 18 000 Vollzeitstellen weltweit auf dem Heimatmarkt gestrichen werden sollen, ist weiterhin offen.

Abfindungen belasten Ergebnis

Abfindungen für die Beschäftigten und Abschreibungen auf Vermögenswerte zogen das Ergebnis im zweiten Quartal tief in den Keller. Der Konzernverlust lag bei 3,15 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 401 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Von den Gesamtkosten des Umbaus, die die Bank auf 7,4 Milliarden Euro beziffert, verbuchte sie 3,4 Milliarden Euro bereits im zweiten Vierteljahr – mehr als bei Bekanntgabe der Pläne angekündigt. Entsprechend fiel der Verlust noch höher aus als die zunächst genannten 2,8 Milliarden Euro.

„Einen erheblichen Teil der Restrukturierungskosten haben wir bereits im zweiten Quartal verbucht“, sagte Sewing. „Ohne diese Belastungen für den Umbau wäre die Deutsche Bank profitabel gewesen.“ Die Bank hätte nach eigenen Angaben unter dem Strich 231 Millionen Euro Gewinn gemacht und vor Steuern 441 Millionen Euro.

Einziger Lichtblick: Die Fondstochter DWS

Vor allem die Fondstochter DWS verdiente deutlich mehr als im Vorjahr: Unter dem Strich stand ein Gewinn von 112 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Konzern-Erträge sanken im zweiten Vierteljahr um sechs Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, bereinigt um Sondereffekte verringerten sie sich um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Einbruch bei Erträgen im Aktienhandel

Die Erträge im weltweiten Aktienhandel, aus dem die Bank sich zurückzieht, brachen um fast ein Drittel ein. Besser lief es im Bereich Privat- und Firmenkundenbank sowie der Vermögensverwaltung. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit niedrigeren Erträgen als 2018.

Aktie zeitweise sechs Prozent im Minus

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die seit Jahren gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie verlor am Morgen zeitweise fast sechs Prozent und lag etwas später noch mit 3,84 Prozent im Minus bei 6,86 Euro. Zwar hat sich ihr Kurs seit dem Anfang Juni erreichten Rekordtief von 5,801 Euro ein ganzes Stück erholt. Allerdings kämpft das Papier immer noch mit den Kursverlusten, die es nach Bekanntgabe des Sanierungsplans Anfang Juli erlitten hat. Sewing zeigte sich aber zuversichtlich: „Wir sind nun so aufgestellt, dass wir bald wieder Boden gutmachen werden“, schrieb er an die Mitarbeiter.

Mitarbeiter erhalten Kündigung

Der Konzernchef will mit einer grundlegenden Neuausrichtung die Dauerkrise des Instituts beenden. Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis Ende 2022 um rund 18 000 auf weltweit 74 000 sinken. Ende Juni beschäftigte die Bank weltweit knapp 90 900 Mitarbeiter. Mehr als 900 Beschäftigte wurden bereits darüber informiert, dass ihr Arbeitsverhältnis endet oder ihre Stelle entfällt. Dies sei zwar schmerzhaft, doch er wolle einen quälenden Schwebezustand für die Beteiligten vermeiden, schrieb Sewing.

Das Investmentbanking, das der Bank milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Die Kosten für den Umbau will die Bank aus eigener Kraft stemmen. Der Großteil der Lasten fällt im laufenden Jahr an. Nach drei Verlustjahren in Folge und einem Mini-Gewinn 2018 drohen der Bank daher auch im Gesamtjahr 2019 tiefrote Zahlen.

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