Neuer Daimler-Chef verkündet Milliardenverlust

von Redaktion

Autokonjunktur schwächelt – Ausnahme ist PSA mit Opel: Dort wächst nach einem harten Sparkurs die Zuversicht

Stuttgart – Der neue Daimler-Chef Ola Källenius beginnt seine Zeit an der Spitze des Autobauers mit ungewohnt roten Zahlen. Schwächelnde Märkte weltweit und Anlaufschwierigkeiten mit neuen Modellen setzen dem Stuttgarter Konzern derzeit ebenso zu wie diverse teure Langzeit-Probleme – nicht nur mit dem Diesel. Die Folge ist ein Milliardenverlust im zweiten Quartal, für das Daimler am Mittwoch die Zahlen vorlegte. „Die Zahlen sind alles andere als zufriedenstellend“, räumte Källenius ein. Für den Schweden ist es die erste Quartalsbilanz seit seinem Antritt vor zwei Monaten.

Daimler verbucht für die Zeit von April bis Ende Juni einen auf die Aktionäre entfallenden Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Vor dem sogenannten Abzug von Minderheiten sind es 1,2 Milliarden. Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte unter dem Strich noch ein Gewinn von 1,7 Milliarden Euro gestanden.

Der Milliardenverlust im abgelaufenen Quartal war absehbar. Zweimal hatte Källenius in den vergangenen Wochen die Aussichten stutzen müssen, insgesamt mehr als vier Milliarden Euro an Sonderkosten mussten die Stuttgarter verbuchen, unter anderem wegen mutmaßlich manipulierter Dieselfahrzeuge. Ein markanter Punkt ist es dennoch: Es ist der erste Daimler-Verlust seit dem Finanzkrisenjahr 2009.

Immerhin will Källenius im zweiten Halbjahr „das Blatt wenden“. Neue Modelle und die Lösung von Produktionsproblemen in den USA sollen Schwung verleihen. Denn abseits der Milliardenbelastungen von Dieselantrieben, Takata-Airbags und einer nicht näher angegebenen Modellentscheidung bei den Nutzfahrzeugen war auch sonst wenig Glanz in dem, was die Pkw-Sparte Mercedes-Benz ablieferte.

Teils sind es ganz verschiedene Probleme, die die Autobauer plagen. Auch BMW war zu Jahresbeginn in der Autosparte in die roten Zahlen gerutscht, allerdings vorwiegend wegen einer Rückstellung für eine drohende EU-Kartellstrafe. Dennoch haben die Bayern ein Sparprogramm eingeläutet, das über die nächsten vier Jahre insgesamt 12 Milliarden Euro an Einsparungen bringen soll. Die Maßnahmen eines bei Daimler ebenfalls bereits laufenden Effizienzprogramms will Källenius erst im November im Detail vorstellen.

Die Autokonjunktur läuft insgesamt nicht rund, die Problemliste ist lang: Handelsstreit zwischen USA und Peking, der drohende Brexit sowie eine abflauende Nachfrage in Europa, den USA und China. Hinzu kommen hohe Kosten für die Entwicklung von Elektroantrieben und Elektromodellen sowie für das autonome Fahren.

Der Continental-Konzern machte zu Wochenbeginn klar, dass sich die Bedingungen in der Auto-Großwetterlage wenn überhaupt nur moderat bessern werden. Der weltweit zweitgrößte Autozulieferer rechnet im Gesamtjahr mit einem Produktionsrückgang bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen von rund 5 Prozent. Folge: Weniger Umsatz und Gewinn bei Conti als zuvor gedacht. Auch der Zulieferer Schaeffler äußerte sich bereits pessimistischer, was die Erwartungen an den Rest des Jahres angeht.

Beim japanischen Autobauer Nissan sind die Monate von April bis Juni ebenfalls schwach verlaufen. Einen Bericht der Wirtschaftszeitung „Nikkei“, dass der operative Gewinn um 90 Prozent eingebrochen sei, bestätigte der kriselnde Konzern.

Der britische Luxusautobauer Aston Martin kommt ebenfalls nicht auf die Füße, statt bis zu 7300 Sportwagen werden in diesem Jahr wohl nur höchstens 6500 Karossen ausgeliefert.

Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele zur Tristesse. Die französische Opel-Mutter PSA etwa, die beim Sparen Fortschritte macht und selbst die früher chronisch verlustreiche deutsche Tochter aus Rüsselsheim auf Erfolgskurs gebracht hat. „Unser Comeback ist gut gelungen. Wir wachsen profitabel und nachhaltig“, erklärte Opel-Chef Michael Lohscheller am Mittwoch in Rüsselsheim. Opel trug im ersten Halbjahr mit rund 700 Millionen Euro zum Betriebsergebnis des PSA-Konzerns bei, das war gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 40 Prozent.  dpa

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