Bonn – Ein fast flächendeckendes Handynetz mit verhältnismäßig guten Download-Raten ist in Deutschland nach den Worten von Telekom-Chef Tim Höttges nicht realistisch. Zu Wochenbeginn hatte die Bundesnetzagentur ihren Vorschlag bekannt gegeben, die Netzbetreiber zu neuen Ausbauvorschriften zu verpflichten. Eine davon besagt, dass Anfang 2030 genau 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden müssen. Am Donnerstag äußerte Telekom-Chef Höttges seinen Unmut über die Pläne des Regulierers. „Die Flächendeckungsauflagen gehen am Kundennutzen vorbei, sie sind nicht verhältnismäßig und vor allem sind sie auch praktisch kaum umsetzbar.“ Bei Sprachtelefonie sei so ein Ziel machbar, bei solchen Download-Raten aber nicht. „Die völlig realitätsferne Ausbauforderung wird vor allem eins sein: teuer“, sagte er und verwies darauf, dass 30 Prozent der Fläche Deutschlands Wald sei und 6,5 Prozent Naturschutzgebiet. Dort ist sehr schwierig, neue Funkmasten aufzustellen und die dafür nötigen Genehmigungen zu bekommen.
Mit den Auflagen möchte die Bundesnetzagentur sicherstellen, dass die Netzbetreiber beim Ausbau nicht nur dort bauen, wo Menschen wohnen – sondern auch dort, wo Menschen mal vorbeikommen, etwa auf Reisen. Bis Ende 2022 galt eine 98-Prozent-Vorgabe, diese bezog sich aber auf Haushalte und nicht auf die Fläche. Waren Bauernhöfe oder kleine Dörfer nicht versorgt, fiel das in der Haushalts-Statistik kaum ins Gewicht. Die nun von der Netzagentur angepeilte Umstellung von Haushalt auf Fläche wäre ein Kurswechsel, dann müssten die Netzbetreiber auch entlegene Gebiete in den Blick nehmen.
Die Telekom veröffentlichte am Donnerstag auch ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal 2024, insgesamt schnitt der Konzern besser ab als erwartet. Der Umsatz legte um 0,4 Prozent auf 27,9 Milliarden Euro zu, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 5,1 Prozent.