Griesstätt/Hawaii – Plötzlich verwandelt eine unerwartete SMS einen herrlichen Tag in einen Albtraum. „Drohende ballistische Rakete. Sofort Zuflucht suchen. Das ist keine Übung.“ Hunderttausende hawaiianische Mobiltelefone erhalten am Samstag diesen Text von der Katastrophenschutzbehörde EMA. Noch ahnt niemand, dass es sich dabei um einen Fehlalarm handelt. Aus Relaxen am Strand wird Abwarten „Habt ihr auch eine Nachricht bekommen“, fragt eine fremde Frau den Griesstätter Georg Lenz und seine Freundin Sandra. Die beiden sind zu diesem Zeitpunkt auf Big Island unterwegs. „Wir haben unsere Unterkunft verlassen, um zum grünen Sandstrand zum South Point zu fahren“, schildert Lenz den OVB-Heimatzeitungen seine Erlebnisse. Eine Pause wollen die beiden in einem Café einlegen, um dort in aller Ruhe zu frühstücken. Verwundert sieht der 26-Jährige, der beim TSV 1860 in Rosenheim Fußball spielt, seine Freundin an. „Nein, wir haben keine SMS bekommen.“ Die Menschen im Café werden unruhig. Immer mehr stehen auf und laufen verwirrt umher. Aus dem Vorhaben, sich einen morgendlichen Kaffee zu gönnen, wird vorerst nichts. „Die Läden haben angefangen, zu schließen.“ Kurz darauf läuft eine Ladenbesitzerin mit dem Megafon umher und sagt, „es ist Bombenalarm, keine Übung“. Es sei eine Rakete von Nordkorea unterwegs, so die Schreckensnachricht. Die Leute sollen sofort in ihre Häuser gehen. „Da haben wir erst so richtig wahrgenommen, was eigentlich los ist“, schildert der 26-Jährige die aufkommende Unruhe. Er und seine Freundin folgen einigen Menschen in den Hintereingang eines größeren Gebäudes. Dort heißt es Abwarten – mit rund 30 anderen. „Wir standen in einem Treppenhaus. Wie lange – keine Ahnung.“
Einige Mitwartende beginnen zu weinen. Eine Frau stoppt die Zeit mit. „Wir haben jetzt noch genau zwei Minuten“, sagt die panische Fremde. Das bayerische Paar bleibt ruhig. „Wir dachten, dass Big Island kein gutes Ziel für eine Bombe ist.“ Wenn werde es eher die Insel O‘ahu und Pearl Habor treffen, so die logische Schlussfolgerung der Beiden, die vor allem von der Hoffnung gelenkt wird, nicht zu sterben. Irgendwann ist der Spuk dann vorbei. „Es kam jemand ins Treppenhaus, der sagte, es war ein Fehlalarm.“ Wie sich später heraus stellt, handelte es sich bei der Falschmeldung wohl um menschliches Versagen. Ein Angestellter drückte scheinbar den falschen Knopf.
Das gewünschte Frühstück findet mit etwas Verspätung dann doch statt. Auch der Strandtag ist im Anschluss ein ganz normaler entspannter Urlaubstag. „Es wurde dann nicht mehr viel über den Vorfall gesprochen“, berichten die beiden, die inzwischen ihren Urlaub fortsetzen. Auf O‘ahu – hoffentlich ohne Bombenalarm.
BU: Georg Lenz und seine Freundin Sandra aus dem Landkreis Rosenheim erleben das Szenario hautnah. Foto: re