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„Priener Hut“ ist „Heimatschatz“

von Redaktion

München/Prien – Das Heimatministerium hat den „Priener Hut“ u einem von insgesamt 100 „Heimatschätzen“ erklärt.

Die Tatsache, dass in Bayerns insgesamt 1250 nichtstaatlichen Museen viele Schätze schlummern, hatte das Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat in Kooperation mit dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst angeregt, nach regionaltypische Besonderheiten mit Bezügen zur bayerischen Heimat zu suchen. Rund 300 Museen bewarben sich dann um die Auszeichnung „Heimatschätze“.

Das Heimatmuseum Prien reichte den „Priener Hut“ ein, den Sonnenschirm von Königin Marie, der Mutter von König Ludwig II., sowie die „Loiferl“ des Genremalers Hugo Kauffmann. Der „Priener Hut“ bekam am Enbe den Ehrentitel, den das Heimatministerium insgesamt 100-mal verlieh.

Zusammen mit einem Preisgeld verliehen die Urkunden in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München Heimatminister Albert Füracker und Wissenschaftsministerin Professor Dr. Marion Kiechle. Für Prien empfing den Preis Museumsleiter und Kreisheimatpleger Karl J. Aß.

„Tracht ist Mode – Was vor wenigen Jahren noch als provokante These galt, ist inzwischen als allgemein gültig anerkannt. Dabei war es schon längst bekannt, dass Tracht schon immer modische Neuerungen aufgegriffen, abgewandelt und weiterentwickelt hat“, sagt Aß. Ein besonderes Beispiel dafür sei der „Priener Hut“, dessen Schöpferin namentlich bekannt ist: Anna Brunnhuber (1861-1935).

1879 reichte die Hutmacherin und Modistin auf der Gewerbeausstellung der Stadt Berlin einen Frauenstrohhut ein, der die Bezeichnung „Allein echter Priener Bauernhut“ trug. In der Weiterentwicklung entstand in den folgenden Jahren der „Priener Hut“ aus Zylinderplüsch, der von der Firma Brunnhuber zur „Bayerischen Landes-Industrie- Gewerbe- und Kunstausstellung“ Nürnberg 1896 vorgestellt wurde.

Der Katalog, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg, verzeichnet unter der laufenden Nummer 259 „Brunhuber, C. Hutmachermeister ‚Prienerbauernhüte’ (jetzt vorherrschende Chiemgautracht)“. Betreffende Tracht sei von obiger Firma während der letzten sieben Jahre im ganzen Chiemgau eingeführt worden.

In der Ausstellung-Zeitung heißt es unter anderem: „Prächtige Goldstickereien zeigen die von C. Brunhuber in Prien ausgestellten, durch schöne und charakteristische Formen ausgezeichneten Prienerbauernhüte, denen wir nur wünschen, dass sie im Kampf mit den die ländlichen Tracht verderbenden städtischen Modeartikeln das Feld behaupten möchten.“

Kurz nach 1896 scheint Anna Brunnhuber auch die Quastengarnierung dieser „Nationalhüte“ aufgenommen zu haben. In einem Werbezettel von 1906 werden die Hutmodelle ausgewiesen: „Schöner Priener Sonntagshut“ und „Fescher Priener Festtagshut“.

Anna Brunnhuber – spätere Kopp – hatte die Absicht, im Zuge der allgemeinen Trachtenbewegung des 19. Jahrhunderts, einen Hut, insbesondere für die bäuerliche Bevölkerung zu schaffen. Der Hut entstand also nicht – wie heute angenommen – für die Trachtenvereine, die sich zur selben Zeit gründeten. Diese waren vor allem Männergruppen. Erst um 1920 wurden Frauen zugelassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Frauenhut bot sich nun der „Priener Hut“ an, der bereits 1921 auf dem Gautrachtenfest in Bad Aibling zum Erscheinungsbild gehörte.

„Heute ist der ‚Priener Hut’ in der Trachtenpflege und bei Sammlern ein Begriff geworden und steht als überregionales Markenzeichen für Chiemgauer Tracht“, so Aß. hö

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