In zwei Jahren ist die Herreninsel Schauplatz der bayerischen Landesausstellung. Prien will vom erhofften Besucherboom profitieren. Schöne „Priener Platzerl“ sollen entstehen und die Menschen vom See in den Ort locken. Prien – 2011 zog die bayerische Landesausstellung zum 125. Todestag von Märchenkönig Ludwig II. 600 000 Besucher an. Viele von ihnen parkten am Hafen, setzten mit dem Schiff über, schauten sich die Ausstellung an, fuhren zurück nach Prien zum Auto oder Bus und waren auf und davon. Bis in den Ort kamen sie nicht. Verspielte Kronen 2021 ist Herrenchiemsee zum zweiten Mal Schauplatz einer Landesausstellung, Thema diesmal: „Verspielte Kronen“. Dann möchte Prien mehr vom Besucher-Kuchen abhaben. Die Zeit wird knapp, deshalb gilt es, bezahlbare und schnell realisierbare Ideen zu entwickeln, wie die Menschemassen dazu gebracht werden können, nach der Ausstellung auch noch das Priener Zentrum zu besuchen, dort einzukaufen, zu essen oder Kaffee zu trinken. Weil gerade Einzelhandel und Gastronomie ihre Chance wittern, hat der Gewerbeverein PrienPartner ein Kon zept in Auftrag gegeben, wie und wo kleine Wohlfühl-Oasen entstehen könnten. Die „Priener Platzerl“ stellte in der Mitgliederversammlung im Bayerischen Hof Landschaftsarchitekt Rupert Schelle vom Büro Schelle Heyse Landschaftsarchitektur PartG mbB vor. Der Weg vom Hafen in den Ort könnte doppeldeutig als „Seemeile“ mit Schildern, Tafeln und Bannern gekennzeichnet werden. Von den Schären, der Priener Seepromenade, bis zum Marktplatz sind es nämlich genau 1,852 Kilometer – das entspricht exakt einer Seemeile, erklärte Schelle. Er kann sich unter anderem auch vorstellen, die Seemeile mit farbigen Streifen im Asphalt sichtbar zu machen und so die Menschen zu leiten. Entlang dieser Strecke kann sich der Priener Schelle „Meilensteine“ vorstellen, Plätze, an denen Spaziergänger gern ein bisschen bleiben. Schelle hat diese „Platzerl“ mit griffigen Namen ausgestattet, vom Chiemsee-Boulevard bis zum Magenplatzerl. Dieser Titel schwebt ihm für den Vorplatz des Bahnhofs vor, wo Bäckerei, Cafés, Döner- und Hendl-Stand auf engem Raum zu finden sind. Am Herzen liegt Schelle im Rahmen seines Platzerl-Plans zum Beispiel auch der König-Ludwig-Pavillon. Der Bau mit dem hellblauen Anstrich stand einst in Rimsting, Wenn Ludwig II. aus München kam, um seine Schloss-Baustelle zu besuchen, wartete er dort auf die auf die Kutrsche, die ihn weiter zum Seeufer brachte. Später wurde der Pavillon nach Prien verlegt. Unmittelbar südlich ans Bahnhofsgebäude anschließend fristet er heute ein Schattendasein, die Bahn hat das Innere vollgestopft mit wichtiger Stellwerktechnik. Am Ende seines Vortrags vor etwa zwei Dutzend PrienPartnern präsentierte Schelle eine Preisliste. Seiner groben Schätzung nach würden sich die Kosten auf über 400 000 Euro summieren, wenn jede Einzelmaßnahme bis ins letzte Detail verwirklicht würde. „500 000 Euro sind kein Pappestiel“, bremste Bürgermeister Jürgen Seifert in seinem Grußwort möglicherweise zu hohe Erwartungen. Er verwies darauf, dass das „Priener Platzerl“-Konzept nach nichtöffentlicher Vorstellung im Marktgemeinderat zur Beratung an die Fraktionen delegiert worden sei. Das Gemeindeoberhaupt wies auch darauf hin, dass punktuell bereits Verschönerungsmaßnahmen umgesetzt würden, zum Beispiel an der bisher überlade nen Verkehrsinsel an der Marktplatz-Kreuzung. Zudem tauscht die Gemeinde sukzessive an verschiedenen Stellen die Ruhebänke aus (wir berichteten). Bahn hat die Gebietshoheit Wenn es nach dem Bürgermeister geht, soll der „Platzerl“-Plan, den die PrienPartner in Auftrag gegeben hatten, in weiten Teilen umgesetzt werden. „Wo wir Gebietshoheit haben, werden wir das bis 2021 machen.“ Die Einschränkung machte Seifert aus gutem Grund. Rund um den Bahnhof hat die Bahn nämlich Gebietshoheit, das Areal ist für die Gemeinde sozusagen exterritoriales Gebiet. Die Bemühungen Priens, das Bahnhofsareal weitgehend umzugestalten, stocken seit Jahren, weil die Bahn Seifert zufolge Teile des Geländes nicht „entwidmet“ und so für die Überplanung frei gibt.