„Ich wollte nicht mein ganzes Leben ohne Berufsabschluss bleiben! Daher war es für mich wichtig, eine Berufsausbildung zu machen. Ich habe die Chance, die mir geboten wurde, ergriffen und trotz oder genauer gesagt mit Kind eine Teilzeitausbildung bei einer Steuerkanzlei begonnen und diese nun, in der regulären Ausbildungszeit – was nicht ganz einfach war – erfolgreich beendet“, erzählt Franziska W.
Heike Englmeier, Arbeitsvermittlerin der Agentur für Arbeit, ergänzt: „Und sie hat das wirklich ganz toll gemacht! Franziska kam nach ihrer Elternzeit auf mich zu und wir überlegten gemeinsam, welcher berufliche Weg der richtige wäre. Es ist nicht einfach, wenn man während des Studiums mit 21 Jahren Mama wird und an eine Fortsetzung des Studiums erst einmal nicht zu denken ist. Uns beiden war klar, da greifen keine Standardbewerbungen und eine Vollzeitausbildung war mit dem kleinen Kind ohnehin nicht möglich. Durch den abgebrochenen Studiengang Wirtschaftsmathematik floss in die Überlegungen die Ausbildung zur Steuerfachangestellten ein. Mehrere Gesichtspunkte führten zu diesem Berufsziel: Der Umgang mit Zahlen, die anspruchsvollen theoretischen und praktischen Teile der Ausbildung, eine Arbeit im Büro mit geregelten Ar-beitszeiten und die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten, eventuell mit Homeoffice.“
Die Arbeitsvermittlerin weiter: „Es liegen uns immer Ausbildungsstellenangebote von Steuerkanzleien vor, aber natürlich keine mit reduzierter Arbeitszeit. Also habe ich circa zehn Kanzleien angerufen und an die menschlich-soziale Grundeinstellung appelliert. Eine Probearbeit wurde vereinbart und dann hat es bei der Steuerkanzlei Schmidt geklappt, die ganz in der Nähe von Franziskas Wohnort eine Zweigniederlassung betreibt.
Zum 1. September 2015 konnte daraufhin die junge Mutter mit der Ausbildung in Teilzeit, mit einem Arbeitszeitvolumen von 30 Stunden, beginnen!“
Unterstützung
von allen Seiten
Franziska W. zu diesem geglückten Neustart: „Im Nachhinein hört sich alles ganz easy an, aber es hat in erster Linie deswegen geklappt, weil mehrere Faktoren einfach gestimmt haben: „Alle haben zu mir gehalten, mein Freund, meine Eltern, meine Schwiegereltern in spe, dazu der feste Kita-Platz, der kurze Weg zur Arbeit, meine verständ-nisvolle Chefin und natürlich, dass auch der Beruf „Steuerfachangestellte“ total zu mir passt.
Es ist ein interessanter, vielseitiger Beruf, den ich mit viel Engagement in der regulären Ausbildungszeit von drei Jahren, aber mit verkürzter Arbeitszeit bestanden habe.
Ich bin aber ehrlich, zwischendrin war ich schon manchmal am Verzweifeln und bin an die Grenze meiner Belastbarkeit gestoßen: Das Kind weggeben, Haushalt führen, Lernen, ganztags die Berufsschule besuchen, da es in Rosenheim keine Teilzeitklasse gibt, und, und, und. Jetzt bin ich aber wirklich stolz auf mich, dass ich das alles ge-schafft habe! Ab Herbst werde ich eine neue Stelle als Steuerfachangestellte antreten und auch hier habe ich wieder die Möglichkeit vorerst Teilzeit zu arbeiten, damit ich Beruf und Familie besser vereinbaren kann. Ich bin so froh, dass ich eine abgeschlossene Berufsausbildung habe, mein eigenes Geld verdiene und den eingeschlagenen Weg nun weitergehen kann.“