Der Bahnhof als neues urbanes Zentrum

von Redaktion

Architektenwettbewerb in Traunstein lieferte neue Ideen für die Umgestaltung

Traunstein – Das Gelände westlich des Traunsteiner Bahnhofs wird in den kommenden Jahren ein ganz neues Gesicht bekommen. Bekanntlich wird der Landkreis Traunstein dort zusammen mit weiteren Kooperationspartnern den Campus Chiemgau als neues Studien- und Weiterbildungszentrum errichten. Die Stadt Traunstein will diese Gelegenheit nutzen, auch dem Bahnhofsareal und dessen Umfeld ein neues, ansprechenderes Gesicht zu geben.

Gute Ideen dazu verspricht man sich von einem Architektenwettbewerb, dessen Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Sie sollen als Grundlage für weitere Diskussionen dienen. Die Ausstellung der Pläne und Modelle der acht beteiligten Büros ist noch bis 19. Februar in der Städtischen Galerie im Kulturforum Klosterkirche zu sehen.

Wichtigstes
Projekt

Die Weiterentwicklung des Bahnareals ist für Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU) „das gegenwärtig wichtigste städtebauliche Projekt in Traunstein“. „Ein wesentliches Ziel“ des Wettbewerbs sei gewesen, das stark zergliedert wirkende Bahnhofsumfeld zu einem „neuen urbanen Zentrum“ mit Erlebnischarakter und hoher Aufenthaltsqualität zu machen.

Als eine Art „Visitenkarte“ der Stadt soll der Platz künftig Besucher nach dem Verlassen des Bahnhofs empfangen. Zugleich soll die Verbindungsachse über die Bahnhofstraße ins Stadtzentrum stärker herausgearbeitet werden. Eine Brücke für Fußgänger und Radler soll zudem das östliche Bahnhofsareal mit dem westlich der Gleise neu entstehenden Baugelände des Campus Chiemgau verbinden. Für die Umsetzung brauche es allerdings einen „langen Atem“, gestand Hümmer ein.

Professor Johannes Kappler, Architekt und Stadtplaner aus Nürnberg, schilderte als Vorsitzender des Preisgerichts das Vorgehen der Jury und die „offenen Diskussionen“ zur Ermittlung der Gewinner. Drei der beteiligten Büros von Architekten, Landschaftsarchitekten und Städteplanern stammen aus Traunstein. Als besondere Herausforderungen nannte Kappler, die aktuellen Verkehrsströme, den zentralen Platz und dessen Aufenthaltsqualität, den Gebäudebestand mit den Geschäften und die gegenwärtig ganz unterschiedlich genutzten Funktionsbereiche des Bahnhofsumfelds neu in Einklang zu bringen. Die Ergebnisse böten im Gesamtbild „schöne Zukunftsperspektiven“, wenn auch eine komplett überzeugende Lösung nicht dabei gewesen sei.

Oberbürgermeister Dr. Hümmer überreichte den Preisträgern deshalb zwei zweite, jeweils mit 17000 Euro dotierte Preise, einen dritten Preis (8500 Euro) und einen Anerkennungspreis (4000 Euro) zusammen mit einem Buchgeschenk.

Architekt Axel Lohrer vom Münchner Büro „lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner“ (zweiter Preis) hob hervor, dass das Bahnhofsgelände im Zusammenhang mit dem Campus-Gelände künftig mehr Durchlässigkeit sowohl durch neue Erschließungsachsen wie auch im Sinne einer „lässig-bequemen Radwegroute“ in die Stadt vertragen könnte. Den Brunnen und die Wasserfläche habe man deshalb verkleinert. Wichtiges zentrales Element sei die Rad- und Fußgängerbrücke mit einem Mobilitäts-Hub im Sockel.

Martin Hirner vom Büro „hirner & riehl architekten & stadtplaner“ in München (zweiter Preis zusammen mit silands/Gresz + Kaiser aus Ulm) sprach von der Notwendigkeit, das Bahnhofsareal im Sinne einer attraktiveren Gestaltung „aufzuräumen und zu entrümpeln“. Da Mobilitätsfragen künftig eine immer größere Rolle spielen werden, setzen die Planer auf ein „Haus der Mobilität“, zentral am Bahnhofsplatz. In diesem könnten Angebote zur allgemeinen Information sowie zu Carsharing, e-Bikes, e-Scooter und Ähnlichem untergebracht sein. „Zuviel Platz vergeudet“ werde laut Hirner im Bereich des Busbahnhofs.

Die Chance für die Gestaltung eines neuen Quartiers, das Wohnen, Arbeiten, Kultur und Fitness/Coworking oder passende Funktionen verbinde, beschrieb Rita Lex-Kerfers von Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten aus Bockshorn im Landkreis Erding (dritter Preis) als Leitgedanken bei den Planungen ihres Büros. Die gegenwärtig eher abschließend wirkenden Mauern des Brunnens sollten verkleinert werden und zum Sitzen einladen. Die Gestaltung der Brückenauffahrten an beiden Enden südlich des Bahnhofs als triangelförmiges „Signet der Stadt“ mit integriertem Rad-Parkhaus und einer Servicestation könne ein besonderer Blickfang werden. Im Sinne einer durchlässigeren Verbindung in die Innenstadt sprach sich Lex auch gegen die „nicht mehr zeitgemäße“ Unterführung an der Herzog-Friedrich-Straße zugunsten eines gepflasterten Übergangs mit Zebrastreifen aus.

Die derzeitige Fragmentierung des Bahnhofsareals ist für Julius Kress und Katharina Weigert vom Büro „dreisterneplus, Architektur und Stadtplanung“ in München (Anerkennungspreis) ein Hauptproblem des Platzes. Durch neue Verbindungen und ein „Aufräumen“ sowie einen dritten Hochpunkt im Bereich des Busbahnhofs sahen sie eine gute Lösung.

Nicht festgelegt mit
Lösungsvorschlägen

Oberbürgermeister Hümmer betonte, mit den vorliegenden Lösungsvorschlägen sei die Stadt nicht festgelegt, sondern diese würden jetzt „intensiv im Stadtrat diskutiert“. Mit einer Machbarkeitsstudie soll in absehbarer Zeit die technische Realisierbarkeit der Brücke geprüft werden.

Mit den Eigentümern sei man nach ersten Kontakten im Vorfeld im Gespräch, um sich Gedanken über die Möglichkeiten für neue Wohn- und Geschäftsräume an passender Stelle zu machen.

Ausstellung der Pläne bis 19. Februar

Die Stadt Traunstein hat zur Gestaltung des Bahnhofsumfeldes einen Ideenwettbewerb veranstaltet. Die Ergebnisse von acht Büros für Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sind bis einschließlich Sonntag, 19. Februar, in der Städtischen Galerie (Kapuzinersaal) im Kulturforum Klosterkirche zu sehen. Präsentiert werden Pläne und Modelle, darunter auch die von einem Preisgericht ermittelten Siegerentwürfe. Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Kulturforum Klosterkirche sind Mittwoch bis Freitag von 11 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr.

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