Querelen um Breitenberghaus

Klausel im Pachtvertrag als Knackpunkt?

von Redaktion

Allmählich lichten sich die Nebel rund um das Breitenberghaus. Wie berichtet, endet das Pachtverhältnis zwischen der Wirtin Christine Steil und dem Besitzer der Hütte, den Naturfreunden Rosenheim, am 31. August. Jede der beiden Seiten will nun nach vorne schauen und das Beste aus der verfahrenen Situation machen. Doch Versöhnung sieht anders aus.

Brannenburg/ Rosenheim – In vielen Punkten werden Naturfreunde und Wirtin unterschiedlicher Ansicht bleiben. So viel steht fest. „Warum haben die Naturfreunde das Gespräch mit dem Mediator abgelehnt“, fragt Pächterin Christine Steil enttäuscht. Das ist für die 55-Jährige ein großer Vertrauensverlust, denn zusammen reden müsse man doch immer können. Friedrich Uebelhör, der Vorsitzende der Naturfreunde Rosenheim, kontert indigniert: „Warum ist sie nicht auf uns zugegangen, wenn sie Gesprächsbedarf hat. Wir stehen doch nicht vor Gericht?“ Im Hintergrund dieses Zwistes steht eine Klausel im Pachtvertrag, die vorsieht, dass bei einer streitigen Auseinandersetzung von Pächter und Verpächter zuvor immer das Schiedsgericht des Dachverbandes der Naturfreunde eingeschaltet werden muss.

Einer der wenigen Punkte, in denen die beiden Parteien übereinstimmen, ist die Hoffnung, dass der Streit nicht zur Schlammschlacht wird. „Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden“, sagen Steil und Uebelhör übereinstimmend.

Auslöser der Streitigkeiten waren wohl die Forderungen des Landratsamtes, das beim Brandschutz nicht mit sich spaßen lässt. Eine Folge war, dass das Bettenlager im Juni 2017 komplett zugesperrt werden musste – ein enormer Verdienstausfall, wie beide Seiten bestätigen. „Ohne diese Einnahmen kommen wir kaum über den Sommer, denn dann ist saure Gurkenzeit“, sagt die Wirtin. Mit kunterbunten Angeboten wie Konzerten, Kochkursen, Geburtstagsfeiern oder „Yoga auf der Hütte“ hätten die beiden versucht, finanziell Kurs zu halten. „Da haben wir unser Herzblut hineingesteckt“, betonen Steil und Huber. Doch ohne Übernachtungen werde es einfach sehr eng. „Und ein bisserl was übrig bleiben soll am Ende auch“, so die Wirtin.

Das versteht der Naturfreunde-Chef durchaus. Aber er sagt: „Wir mussten den Forderungen des Landratsamtes nach Brandschutzauflagen nachkommen und handeln.“ Die Naturfreunde hätten sogar auf seine Initiative hin der Pächterin seit Juni 2017 die Pacht um 42 Prozent gemindert. Aber: „Auch wir müssen rechnen“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Knackpunkt der nun bevorstehenden Umbauarbeiten am Breitenberghaus ist der älteste Teil. „Am 24. Juni 1928 wurde das Häuschen eingeweiht“, weiß Uebelhör. Und hier hake es: Holzbalken, wohin das Auge blickt, Holzbalkendecke, eine Treppe aus Holz – und unterhalb die Küche. „Wir haben immer alles auf Stand gebracht und den aktuellen Vorgaben angepasst. Aber nun muss der Umbau her.“ Am Ende soll ein Breitenberghaus stehen, das den Anforderungen des Brandschutzes voll genügt, mit Brandmeldeanlage, neuen Fluchtwegen und 27 Schlafplätzen im Lager sowie sechs Betten in drei Zimmern, neuer Trinkwasserversorgung und Bio-Kläranlage für das Abwasser.

Die notwendigen 80000 Euro schmerzen den Vereinsvorsitzenden sehr, doch er ist guter Dinge: „Unsere Mitglieder haben in einer spontanen Aktion 5000 Euro gespendet. Eine solche Aktion baut auf“, meint er. Zuschüsse kämen auch von Stadt und Landkreis sowie Firmen. „Den Rest müssen wir finanzieren.“ Doch Uebelhör ist zuversichtlich: Bis September wird der Umbau über die Bühne gegangen und ein neuer Pächter gefunden sein.“

Und auch Christine Steil und Martina Huber werden eine neue Wirkungsstätte gefunden haben – da zeigten sie sich im Gespräch mit der Heimatzeitung absolut sicher. „Ich dachte zwar, dass ich hier in Rente gehen könnte, aber nun geht es eben woanders hin.“ Der Zuspruch auf Facebook motiviere sie. „Ich bin eben eine Wirtin aus Leidenschaft.“

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