Ostermünchen – Ein Ärztehaus, eine Apotheke, bezahlbares Mehrgenerationswohnen, vielleicht auch eine Tagespflege oder Betreutes Wohnen und auf jeden Fall einen Dorfladen wünschen sich die Ostermünchener für ihren neuen Ortskern. Seit Juni hat der Arbeitskreis „Ostermünchen – neu gestalten“ drei intensive Abende damit verbracht, Ideen für die Zukunft des Areals zwischen Fritz-Schäffer-Straße, Kirche, dem Landwirtschaftlichen Betrieb und der bestehenden Wohnbebauung zusammenzutragen.
Machbarkeitsstudie
für Notwendiges
Ausgehend von den Fragen „Was brauchen wir? Und was können wir uns leisten?“ wurden unter fachlicher Anleitung von den erfahrenen Städteplanern Dr. Max von Bredow, Otto Kurz, Christian Schühle und Stefan Bannert Ideen zusammengetragen, gefiltert und in erste Entwürfe gepackt. Zum Arbeitskreis gehörten sechs Gemeinderäte und zehn interessierte Bürger aus Ostermünchen. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung vom Januar 2019, an der sich 224 Familien beteiligten, flossen in die Konzepte ein.
Der nun im Gemeinderat vorgestellte erste Entwurf orientiert sich an der Kirche als Ortszentrum. Bereiche wie Kriegerdenkmal, Maibaum und Wirtschaft, Pfarrhaus, der alte Dorfplatz im Umfeld der Schule und der neue entstehende Dorfplatz sollen als einheitliches Ganzes betrachtet werden. „Die fußläufigen Verbindungen und die Blickbeziehungen, vor allem zur Kirche sind zentrale Punkte, die Ostermünchen vernetzen“, erklären die Städteplaner.
Wahrzeichen Kirche
wird alles überragen
Und weiter empfehlen sie: „Die Kirche steht auf dem höchsten und zentralsten Punkt der Ortslage, sie ist zu allen Seiten weithin sichtbar. Dieses städtebauliche Merkzeichen soll auch die geplante Bebauung überragen. Die neuen Gebäude sollen sich zum Ortsrand hin abstufen und stehen bis auf das geplante Wohngebäude mit dem Walmdach und das Gebäude mit den medizinischen Nutzungen auf einer tieferen Niveauebene als die Kirche.“
Oberste Priorität hat für die Ostermünchener die medizinische Versorgung im Ort und damit der Weiterbestand der Arztpraxen. Noch gibt es einen Allgemeinarzt, einen Zahnarzt und eine Apotheke. Alle drei werden mittelfristig Nachfolger brauchen. In einem modernen Ärztehaus könnten dafür zeitgemäße Behandlungs- und Publikumsräume geschaffen werden.
Als sinnvoll erachtet es der Arbeitskreis zudem, in unmittelbarer Nähe 30 bis 50 Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe zu errichten – abgestimmt auf die Ansprüche aller Altersgruppen und Lebenssituationen. Auch über eine Tagespflege oder Betreutes Wohnen wird nachgedacht.
Für den Publikumsverkehr sollen fußläufige Kurzzeitparkplätze entstehen. Die neuen Wohngebäude könnten mit Tiefgaragen für die Mieter unterkellert werden. Weiter erklären die Planer ihre Ideen wie folgt: „Die beiden östlichen Gebäude, in denen die medizinischen und öffentlichen Funktionen untergebracht werden sollen, liegen auf derselben Niveauebene wie die Kirche und das Pfarrhaus. Der Bereich wird von der Staatsstraße erschlossen, mündet in den Dorfplatz und führt östlich von diesem weiter zum Niedergartenweg.“
Dorfladen soll den
Dorfplatz beleben
Mittelpunkt des neu entstehenden Quartiers soll der Dorfplatz werden. Der Arbeitskreis stellt sich einen kleinen, lebendigen Treffpunkt zum Wohlfühlen und Verweilen vor. Der Dorfplatz soll durch die Integration eines Dorfladens belebt werden. Dadurch, so die Planer, „entsteht eine unmittelbare Beziehung zwischen dem gewachsenen Ort und dem neu entstehenden Gebiet“. Für den Dorfladen hat sich die Gemeinde schon einen kompetenten Mann an ihre Seite geholt. Unternehmensberater Wolfgang Gröll ist seit über 20 Jahren auf das Thema Dorfläden spezialisiert und hat mehr als 800 Lebensmittelfachgeschäfte beraten. Am 14. Oktober wird er seine Empfehlungen für Ostermünchen ab 19.30 Uhr vorstellen.
Während der Ortsbegehungen des Arbeitskreises wurde deutlich, dass vier weitere, westlich gelegene Wohngebäude nach Einschätzung der Experten etwa ein Stockwerk unterhalb des Niveaus des Dorfplatzes liegen würden. Die Idee der Planer lockert zugleich das Ortsbild weiter auf, denn „die Überwindung der Höhenunterschiede soll mittels einer Treppe erfolgen, die auf den Dorfplatz führt“. Zwischen den vier Gebäuden könnten sie sich einen Innenhof vorstellen – also einen großzügigen Freibereich für die Bewohner.
Als schwierigste planerische Aufgabe erweist sich die Verkehrsführung im Ort. Hier sind noch viele Fragen offen. Soll der Verkehr über einen Kreisel von der Fritz-Schäffer-Straße ins neue Wohngebiet geführt werden?
Verkehrsführung
neu durchdenken
Muss er mit einer Einbahnstraßenregelung beruhigt werden? Oder braucht vielleicht sogar der ganze Ort einen neuen Verkehrswegeplan? „Wir müssen uns noch einmal intensiv mit der Verkehrsführung beschäftigen“, betonte Bürgermeister Georg Weigl. „Das wird eine unserer nächsten Aufgaben sein.“
Bis Ende des Jahres will sich die Gemeinde Tuntenhausen darüber klar werden, wie der Ortskern von Ostermünchen künftig aussehen soll. Bis dahin muss auch ein Weg gefunden werden, wie das Projekt finanziert werden kann, wer die Planungen übernimmt, wer Bauträger und wer Eigentümer von Gebäuden und Wohnungen wird. Gründet die Gemeinde eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft? Sucht sie einen privaten Investor? Oder wäre eine Kombination aus beiden Modellen eine Lösung?
Der Gemeinderat beschloss, bis zum Jahresende all diese Frage zu beantworten, die Bürger im Rahmen einer Veranstaltung umfassend zu informieren, im Jahr 2020 die Bauleitplanung in die Wege zu leiten, damit der Bau 2021 beginnen kann.