Sicherheitswacht: Jetzt sind Bürger gefragt

von Redaktion

Telefonleitungen frei für ein im Mangfalltal bislang noch unbekanntes Ehrenamt: Ab dem heutigen Dienstag können sich Bürger, die bei der neuen Sicherheitswacht Mangfalltal mitwirken wollen, bei der Polizei Bad Aibling bewerben.

Bad Aibling/Mangfalltal – Das ist ein Novum im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd: Mit den drei größten Kommunen des Landkreises Rosenheim – Bad Aibling, Kolbermoor und Bruckmühl – sowie dem 11000-Einwohnerort Feldkirchen-Westerham wird erstmals ein Sicherheitswachtverbund gegründet. Diesen stellten Leitender Kriminaldirektor Dr. Walter Buggisch, Polizeirat Mario Huber und Erster Polizeihauptkommissar Bernd Heller gestern Nachmittag der Öffentlichkeit vor.

Keine Bürgerwehr oder Ersatzpolizei

Mit der Organisation verfolge man zwei Ziele, erklärte Huber: zum einen die Steigerung der objektiven Sicherheit und zum anderen „das Schließen der immer größer werdenden Schere zwischen der objektiv guten Sicherheitslage und dem subjektiven Sicherheitsgefühl“.

„Die Sicherheitswacht ist keine Bürgerwehr, keine Ersatzpolizei, keine Hilfsshe-rifforganisation.“ Das herauszustellen, war den Polizeivertretern besonders wichtig. In ihren Augen bilden die ehrenamtlichen Mitglieder sozusagen die Schnittstelle zwischen Bürgern und Polizei. Sie sollen Präsenz zeigen, Ansprechpartner für die Bürger sein, aktiv auf diese zugehen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Vor allem gelte es, präventiv zu handeln, Störfälle durch besonnenes Auftreten und gezielte Kommunikation im Keim zu ersticken versuchen. Doch: „Wenn es brenzlig wird oder eine Situation zu eskalieren droht, dann heißt es, unbedingt die Polizei verständigen, die dann schnell vor Ort ist und übernimmt“, betonte Dr. Buggisch. Die Sicherheitswacht werde niemals dort eingesetzt, wo kritische Situationen zu erwarten sind. Also weder zwischen 0 und 4 Uhr nachts zur Herbstfestzeit in Rosenheim noch an speziellen Brennpunkten.

„Die Kernaufgaben der Polizei bleiben bei der Polizei“, betonten Dr. Buggisch und Huber. Die Sicherheitswacht sei kein Instrument der Staatsregierung, ausgebildete Polizisten auf günstige Weise zu ersetzen oder deren Arbeit „auszulagern“: „Die Sicherheitswacht ist einfach eine positive und sinnvolle Ergänzung, in der sich Bürger betätigen, die sich für die Gesellschaft engagieren. Die Polizei kann nicht überall sein. An die Sicherheitswacht können relevante Anliegen auf kurzem, direkten Weg herangetragen werden, um dann weitervermittelt zu werden.“

Die Stadt- beziehungsweise Gemeinderäte der vier Mitgliedskommunen (sie befürworteten den Verbund jeweils mit Mehrheitsbeschlüssen) sowie deren Bürgermeister Felix Schwaller (Bad Aibling), Peter Kloo (Kolbermoor), Richard Richter (Bruckmühl) und Hans Schaberl (Feldkirchen-Westerham) stehen hinter dem Projekt (Bericht folgt).

Fragen rund um die Sicherheitswacht

Wer kann sich melden?

Bürger zwischen 18 und 67 Jahren.

Welche Voraussetzungen müssen die Bewerber mitbringen?

Sie müssen eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung nachweisen können, die deutsche Sprache sicher beherrschen und sollten Verantwortungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Zivilcourage an den Tag legen.

Wo kann man sich melden?

Bei Erstem Polizeihauptkommissar Bernd Heller, Telefon 08061/ 9073101, E-Mail bernd.heller@polizei.bayern.de.

Wann kann man loslegen?

Nach dem Infoabend am 2. Oktober bei der Polizei in Bad Aibling und der Auswahl des infrage kommenden Personenkreises erfolgt eine mindestens 40 Unterrichtseinheiten umfassende Schulung, in der es unter anderem um rechtliche Grundlagen, Kommunikation, Konfliktbewältigung, Erste Hilfe und den Umgang mit Funk- und Reizstoffsprühgerät geht.

Wie läuft ein Einsatz ab?

Man meldet sich bei der Polizei zum zuvor festgelegten Einsatz und geht dann – immer in Zweier-Streifen – los. Die Uniform mit Sicherheitswacht-Emblem wird gestellt, im Bedarfsfall auch ein Auto, um zum Einsatzort zu kommen, oder ein E-Bike. Nach der Streife geht es wieder zurück zur Inspektion, wo der Einsatz endet.

Handelt es sich um eine unbezahlte Tätigkeit?

Es handelt sich um ein Ehrenamt, für das es eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde gibt.

Wie viel Zeit sollte man mitbringen?

Fünf bis acht Stunden pro Monat sollten es mindestens sein.

Was darf die Sicherheitswacht?

Wie jeder andere Bürger dürfen die Mitglieder der Sicherheitswacht etwa einen auf frischer Tat angetroffenen Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten; zudem dürfen sie in Notwehr und Nothilfe für die Mitmenschen handeln. Darüber hinaus gibt ihnen ein eigenes Gesetz folgende spezielle Befugnisse zur Gefahrenabwehr: Durchführung von Befragungen und Identitätsfeststellungen von Personen, Übermittlung von personenbezogenen Daten an Polizei und Gemeinden, Erteilung von Platzverweisen.

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