Tuntenhausen – Gestern hat das neue „Hobby“ von Andreas Bolesny eine ganz andere Dimension erhalten. Jetzt besteht Maskenpflicht im Landkreis Rosenheim, und der Biberger stellt Gesichtsschilde her. Eigentlich ist er IT-Experte und hilft Unternehmen gerade dabei, ihre „Produktion“ aus dem Homeoffice zu managen. Doch die Corona-Krise hat in ihm auch eine neue Leidenschaft geweckt.
„Ich habe von Familie und Freunden, die im Gesundheitswesen oder in der Pflege arbeiten, gehört, wie prekär dort die Situation ist, und dass es am nötigsten Schutzmaterial fehlt“, erklärt Bolesny. Das spornte ihn an, und so machte er sich Gedanken, wie er mit seinen Möglichkeiten einen Teil dazu beitragen kann, dass die Helden des Alltags besser geschützt sind.
Mithelfen, so
gut es nur geht
Im Internet fand er frei verwendbare CAD-Zeichnungen für Gesichtsschilde. Er programmierte seinen 3 -D-Drucker und fertigte die ersten Halterungen an. „Die passten nicht richtig, waren viel zu wackelig“, so der 43-Jährige. Also probierte er wieder und wieder, wandelte Zeichnungen ab, verwarf Druckproben und perfektionierte so die individuellen Gesichtsschilde. Etwa 45 Minuten dauert es, ehe das Füllmaterial vom 3D-Drucker in die Form für die obere Spange „gegossen“ und ausgehärtet ist. Das Untergestell zur Stabilisierung des Schutzschildes braucht weitere 35 Minuten. Das Visier fertigt Bolesny aus stabiler Folie an. Sie wird per Hand in Form geschnitten, gelocht und in die blauen Gestelle eingehakt. Dann klebt er Schaumstoffpolster an, damit die Gesichtsschilde gut sitzen und keine Druckstellen hinterlassen und befestigt Gummibänder zur Fixierung. Dabei geht es nicht um Bequemlichkeit, sondern vor allem Schutz, doch der ITler ist ein Perfektionist und setzt die Hinweise der „User“ sofort um.
Zahnärzte sind von
der Idee begeistert
Die ersten, die auf seine Facebook-Kampagne reagierten, waren Zahnärzte. „Sie können mit diesem Gesichtsschild arbeiten, ohne dass ihnen die Brillen beschlagen“, erklärt der Biberger Tüftler, der nun darüber nachdenkt, welche Möglichkeiten es für das Arbeiten mit der Lupenbrille geben könnte.
In den ersten 14 Tagen hat Bolesny 90 Meter Folie zu 200 Schilden verarbeitet. Sie sind stabil, können abgestellt und desinfiziert werden. Er gibt sie zum Selbstkostenpreis ab. Seine Arbeits- beziehungsweise Freizeit – inzwischen schon weit mehr als 100 Stunden – schenkt er seinen „Helden des Alltags“. Und das sind für den Biberger vor allem Ärzte und Zahnärzte, Kieferorthopäden, Krankenschwestern, Pfleger und alle im Gesundheitswesen Tätigen. Er ist dankbar, denn „es ist ein gutes Gefühl, in dieser Zeit ein hilfreiches Rädchen sein zu dürfen“. Jetzt steigt die Nachfrage nach den Schilden, denn auch die Friseure dürfen wieder öffnen. Und so wächst die Truppe aus Biberger Helfern, denn seine Familie hat Andreas Bolesny schon Unterstützung zugesagt.