Das Trogerhaus – ein Kronjuwel von 1537

von Redaktion

Gemeinderat Bad Feilnbach befasst sich mit künftiger Nutzung des Gebäudes

Bad Feilnbach – Die Gemeinde Bad Feilnbach ist reich an kulturellen Schätzen und Baudenkmälern. Eines davon ist das Trogerhaus in Au. Es steht als ältestes denkmalgeschütztes Bauwerk an der Schmiedgasse. Über die Ergebnisse der jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen informierte Diplom-Ingenieur Christoph Scholter vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege jetzt die Bad Feilnbacher Gemeinderäte in ihrer Sitzung im großen Saal des Gasthauses Weingast. Einen Beschluss gab es nicht.

Eine Reise in
die Vergangenheit

Das Trogerhaus sei ein einzigartiges Juwel, so Scholter, der die Kommunalpolitiker, Besucher und die Erbengemeinschaft Poschauko und Kalkusch sodann auf eine Zeitreise mitnahm. Sie führte zurück zum Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert – in die Renaissance.

Im Jahre 1537 machte die Zeitreise halt und blieb in Au stehen- – genau dort, wo sich das Trogerhaus befindet. Zumindest der Wohnteil, welcher sich anhand der Dendrochronologie – einer Methode zur Auswertung von Jahresringen von Holzpflanzen – zurückverfolgen lässt. Schwierig zu datieren sei der Keller, erläuterte Scholter, doch dieser dürfte aus dem gleichen Jahr stammen.

Der Wirtschaftsteil und Teile des Daches in der gegenwärtigen Konstruktion dürften nach den Schätzungen der Denkmalpfleger in der Zeit um 1649 hergestellt worden sein. Das Holz stamme mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Auer Wäldern und sei vermutlich vor 1537 geschlagen worden.

Wie Scholter anmerkte, gelten Bauernhöfe, die vor 1600 erstellt wurden und wie der Trogerhof bis heute in gut erhaltenem Zustand sind, eher als Seltenheit. Somit sei das Trogerhaus als eines der ältesten Bauernhäuser in Oberbayern sogar ein „echtes Kronjuwel“, das in Blockbauweise hergestellt wurde.

Bereits in den 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Interesse am Gebäude bekundet. 1944 seien Pläne gefertigt worden. Doch Veränderungen an der Substanz seien seit 1941 kaum vorgenommen worden, informierte Scholter. Der Grad an Originalität des Trogerhauses ergebe sich vor allem aus den voll erhaltenen Erd- und Obergeschossen.

Forschungen an und in historischen Häusern gehören zu den spannenden Themen von Daniel Hoheneder, Architekt und ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger im Landkreis Rosenheim. Er hat sich seit 2009 eingehend mit dem Trogerhaus befasst. Die Entwicklung des Gebäudes lasse sich bis auf sein Fundament als Blockbau zurückverfolgen. Und auch er bestätigte: „Derartige zweigeschossige Bauernhäuser aus den Epochen Renaissance und Barock mit giebelseitiger Erschließung und typischem Mittelflurhaus sind sehr selten.“ Jedes Detail des Gebäudes erzähle Auer Geschichte. Der Aufwand, das Gebäude zu erhalten, lohne sich für Au und für die Kommune, so Hoheneders Überzeugung.

Nach Ansicht der Erbengemeinschaft, vertreten durch Thomas Poschauko, stelle das Trogerhaus einen ganz besonderen Ort dar, an dem nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch künstlerische Größen wie Steinbildhauer Karl Resmann, Holzbildhauer und Diakon Helmut Mayr (beide bereits verstorben) sowie der Maler und Künstler Bepp Füß Auer Geschichte schrieben.

Fördermittel für
klassischen Dorfplatz

Thomas Poschauko könnte sich vorstellen, dass das Gebäude und sein Umfeld einen klassischen Dorfplatz bilden könnten, an dem Künstler und Vereine ihre Traditionen leben könnten. Das könnte den Ort nicht nur verschönern, sondern auch beleben, denn in Au herrscht ein erheblicher Mangel an Begegnungsstätten zur Pflege des Trachtenvereinslebens, des Schützensports oder der Gesangs- und Musikkultur. Das Trogerhaus könnte ihnen eine Heimstatt bieten.

Von der Bedeutung des Trogerhauses war auch der Gemeinderat überzeugt. Es gab jedoch eine Reihe von Fragen, etwa nach Fördermitteln für eine denkmalgerechte Pflege des Gebäudes – gestellt von Sepp Riedl (CSU). Laut Scholter seien etwaige Fördermittel von Seiten des Amtes für Denkmalpflege sehr gering. Vielversprechender sei es daher, Anfragen an Stiftungen zu stellen. Neben dem Erhalt der Denkmalsubstanz sei auch der Aspekt wichtig, dass das Haus Bestandteil des Dorf bleibe. In Erwägung gezogen werden soll nach Ansicht von Stephan Oberprieler (Bündnis90/Die Grünen) eine denkmal- und umbautechnische Machbarkeitsstudie, vor allem hinsichtlich der Frage, was unterhalb der Dachkonstruktion großflächig umsetzbar sei.

Fördermittel zu erwirken, sieht auch Sieglinde Angermaier (Bündnis90/Die Grünen) als wichtige Komponente an. Im Wirtschaftsteil des Trogerhofs Bereiche für die Öffentlichkeit einzubauen, sei ein mögliches Argument für die Förderfähigkeit des Vorhabens und für eine finanzielle Beteiligung der Kommune, so die Gemeinderätin. Wenn die Gemeinde das Gebäude hätte, so Balthasar Spann (CSU), könnten Flächen für die Gemeinschaft genutzt werden. Eine Unterstützung sei im Zusammenspiel mit der Denkmalpflege denkbar.

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