Zebrastreifen versus Shared Space

von Redaktion

ÖDP fordert erneut Umgestaltung für Fußgänger – Verkehrsprinzip spricht dagegen

Bad Aibling – Einen neuerlichen Vorstoß für Zebrastreifen rund um den Aiblinger Marienplatz macht ÖDP-Stadträtin Anna Maria Kirsch. Sie stellt den Antrag mit folgender Begründung: „Als Ortszentrum und Sitz des Rathauses, der Stadtbücherei, des Marktgeschehens etc. wird der Marienplatz von den unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern und von vielen Schülern, Touristen und älteren Menschen sehr häufig genutzt. Dies schafft besonders in Stoßzeiten zusammen mit dem motorisierten Verkehr eine sehr unübersichtliche Verkehrslage.“

Tempolimit 20 km/h
ist ausgewiesen

Außerdem heißt es in dem Antrag: „Zurzeit versucht man, die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer allein durch eine 20 km/h-Beschilderung zu erreichen. Dies ist vor allem für Senioren, Gehbehinderte, Mütter mit Kinderwagen, Grundschüler etc. nicht ausreichend, wie Fußgängerunfälle leider immer wieder belegen“, kritisiert Kirsch. Da eine Fußgängerampel den Verkehrsfluss zu sehr beeinträchtigen würde, könnten Zebrastreifen eine flexible aber dennoch sichere Alternative sein.

Beispiel
Ludwigskreisel

Kirschs Argument: Die Regelung am Rosenheimer Ludwigsplatz zeige, dass dies ohne Weiteres möglich ist. Dem ÖDP-Antrag legt sie zudem eine Skizze mit Vorschlägen für infrage kommende Stellen bei und fordert vom Stadtrat folgenden Beschluss. „Rund um den Verkehrskreisel am Marienplatz werden an den geeignetsten Stellen drei Zebrastreifen angebracht, um die Sicherheit für Fußgänger jeden Alters und jeder körperlichen Verfassung zu optimieren und um die Übersichtlichkeit des Verkehrsgeschehens zu erhöhen.“

So einfach ist das nicht. Die Verkehrsführung rund um den Marienplatz wurde im Rahmen der Neugestaltung des Areals im sogenannten Shared-Space-Prinzip errichtet. Dieses war 2013 sogar Fallbeispiel eines Forschungsprojektes unter dem Titel: „Einsatzbereiche und Einsatzgrenzen von Straßenraumgestaltungen nach dem sogenannten Shared-Space-Prinzip“. Auftraggeber war das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (wir berichteten). Hintergrund: Die Regierung von Oberbayern hat das Aiblinger Vorgehen als „mutig bezeichnet, hat aber auch Bedenken, weil solch ein Konzept für sie etwas völlig Neues war“, hatte damals Bad Aiblings Bürgermeister Felix Schwaller erklärt. Nicht zuletzt weil dafür staatliche Fördermittel geflossen sind, werde die Regierung die Entwicklung mit Interesse verfolgen.

Für das Verkehrskonzept „Shared Space“ gibt es zwar keine exakte Definition, unter anderem kommt es aber eigentlich – im Gegensatz zum Aiblinger Modell – ohne Verkehrszeichen aus. Federführend bei dem Forschungsprojekt war Dr. Reinhold Baier vom BSV-Büro für Stadt und Verkehrsplanung (Aachen). Er hat das Aiblinger Verkehrskonzept am Marienplatz und in der Rosenheimer Straße maßgeblich vorbereitet.

Verbesserungen und Änderungen hatte es in der Vergangenheit aber bereits mehrfach gegeben. Dies war beispielsweise damals beim kaum erkennbaren Mini-Kreisverkehr der Fall. Auch gab es Diskussionen um die Poller auf den Fahrbahnen, Gehsteigabsenkungen oder die Anbringung eines Zebrastreifens am sogenannten Ulrich-Eck.

Dort monieren Stadträte regelmäßig in den Sitzungen, dass man „als Autofahrer nie sieht, ob jemand über die Straße möchte“, so beispielsweise Elisabeth Gessner (CSU). Shared Space sieht vor, den öffentlichen Raum für den Menschen aufzuwerten. Der Grundgedanke ist, dass der Verkehrsraum überreguliert ist. Verkehrsteilnehmer und Nutzungen sollen im Straßenland gleichwertig nebeneinander existieren und sich den Raum teilen.

„Finger“ mit
Poller für Fußgänger

Zum Marienplatz erklärt Bauamtsleiter Andreas Krämer, dass in diesem Bereich bereits das Tempo 20 herrsche und man dort laut Dr. Baiers Konzept keine Extra-Zebrastreifen benötige. Die sogenannten Finger (farblich markiert und mit den Pollern versehen) würden den Fußgängern Anhaltspunkte geben und den Autofahrer sensibilisieren. Darüber hinaus ging Krämer auch auf Kirschs angeregte Querungshilfe an der Kirchzeile an: „Das kann man überprüfen.“

Erörterung in
einer Sitzung

Kirsch wünscht aktuell Zebrastreifen vom Marienplatz zur Kirche St. Sebastian/Hotel Lindner, einen weiteren an der Ecke Leibl-Haus (Modehaus Die Zwei) Duschl-Bräu Gebäude/Marien Apotheke sowie einen am Rathaus Faul-Haus/Parfümerie Wiedemann, vor der Einmündung Irlachstraße. Der Antrag soll in der Ausschusssitzung am 12. Oktober behandelt werden.

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