Bad Aibling/Düsseldorf – Das Projekt „Einfach Bauen“ in Bad Aibling wurde mit Deutschlands renommiertestem Architekturpreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die Jury sieht in dem Projekt einen Impulsgeber für die Planungsbranche und die Bauindustrie mit dem Potenzial, eine Bauentwicklung auch im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft zu starten. „CO2-neutrales Bauen bekommt immer mehr an Bedeutung. Das Bauwesen lässt hier Taten sprechen. Wir sind seit Jahren an zukunftsweisenden Methoden dran“, freut sich Dr. Ernst Böhm, Gesellschafter der B&O-Gruppe.
Verleihung ist
zum neunten Mal
Der Nachhaltigkeitspreis Architektur wurde in diesem Jahr zum neunten Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis vergeben. Die Preisverleihung fand jetzt im Rahmen des 14. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf statt. Kuriosität am Rande: „Der Preis ist aus Plastik und Schwermetall. Da könnte im Sinne der Nachhaltigkeit noch nachgebessert werden“, scherzt Dr. Böhm.
DGNB-Präsident und Juryvorsitzender Professor Amandus Samsøe Sattler erklärt zur Jury-Begründung: „Die Baubranche muss sich in Richtung Nachhaltigkeit wandeln. Das Projekt ‚Einfach Bauen‘ gibt hier im Sinne der Suffizienz einen wertvollen Impuls und zeigt auf vorbildliche Weise, wie wir in Zukunft bewusster bauen können.“ „Durch die wissenschaftliche Begleitung und der für die Öffentlichkeit frei verfügbaren Dokumentation leistet das Projekt herausragende Pionierarbeit, die in der Planungs- und Baupraxis Spuren hinterlassen wird.“
„Impulsgeber
der Zukunft“
Das Projekt „Einfach Bauen“ in Bad Aibling setzt sich in vorbildlicher Art und Weise mit Nachhaltigkeit auseinander. Drei identische Häuser wurden in Leichtbeton, Massivholz und Mauerwerk errichtet. Die jeweils einschichtigen Konstruktionen der monolithischen Wandbauweise bieten ausreichend Dämmung. Die gewünschte klimatische Trägheit wird über die große thermische Speichermasse erreicht. In bis zu 2600 Varianten wurden Volumen und Anteil der Fensterflächen optimiert, um die Heiz- und Lüftungstechnik auf ein Minimum zu reduzieren.
„Neben der Konstruktion und Nutzung wurde auch die Recyclingfähigkeit der Gebäude untersucht. Durch die gewählte vereinfachte Bauweise ohne Fremdmaterialien wird ein überdurchschnittliches Recyclingpotenzial erreicht“, so Architekt Florian Nagler. In diesem Langzeitprojekt trügen die Architekten und Ingenieure der Technischen-Universität München (TUM) die aktuellen Entwicklungen in den Materialgruppen Holz, Ziegel und Beton zusammen. Neben der Konstruktion werde auch das Nutzerverhalten, die Behaglichkeit und das Raumklima über einen längeren Zeitraum bewertet, um Erkenntnisse über Einsparungen in der Gebäudetechnik zu erhalten.
„Es werden die Möglichkeiten und Grenzen des Prinzips ,Einfach Bauen‘ wissenschaftlich fundiert betrachtet. Die Ergebnisse werden als Wissenstransfer über eine Website kommuniziert, sodass von dem Projekt wichtige Impulse in die deutsche Bauindustrie zu erwarten sind“, so Nagler. Das Projekt „Einfach Bauen“ könne so zum Startpunkt für eine neue Bauentwicklung werden. Abgesehen vom Einsatz ressourcenschonender Materialien liegen im Verzicht auf komplizierte Haustechnik und der Entwicklung neuer Konstruktionsweisen wichtige Hebel für eine CO2-neutrale Baubranche.
Das Projekt „Einfach Bauen“ bietet auch in dieser Hinsicht wichtige Impulse. Die Ergebnisse des Langzeitprojektes werden im Sinne des Wissenstransfers über eine Website kommuniziert, sodass das Projekt als Ausgangspunkt für eine neue und nachhaltige Bauentwicklung fungieren kann.
„Eine wichtige Erkenntnis des vergangenen Jahrzehnts ist, dass der Ersatz ressourcenintensiver Baumaterialien durch nachwachsende Baustoffe und die lokale Gewinnung erneuerbarer Energien als Maßnahmen für einen Wandel zur CO2-Neutralität der Bauindustrie wohl nicht genügen wird.
Dafür ist der weltweite Bedarf nach Gebäuden nach wie vor zu groß“, so Dr. Böhm. Und weiter heißt es von der Jury: „Wenn uns der Wandel zu einer CO2-neutralen, gebauten Umwelt wirklich gelingen will, müssen wir lernen, nicht nur konventionelle Materialien durch ressourcenschonendere zu ersetzen, sondern von vornherein auf einzelne Schichten und komplizierte Haustechnik zu verzichten.“
Neben der Reduktion von Material liege im vereinfachten Aufbau ein wichtiger Schlüssel für schnellere Bauzeiten und damit geringere Baukosten, heißt es von der Jury bei der Bewertung. Ebenso sei eine verbesserte Recyclebarkeit der Gebäude zu erwarten.