„Menschen sind müde von all dem Frust“

von Redaktion

Hoffnungsleuchten Das sind die Ziele der neuen Advents-Aktion in der Christuskirche

Bad Aibling – In der Bad Aiblinger Christuskirche findet heuer erstmals im Advent das „Hoffnungsleuchten“ bis zum 24. Dezember statt. Dabei wird an jedem Tag zwischen 17 und 18 Uhr die Kirche hell erleuchtet, es erklingt Musik. Obendrein ist dort ein „Hoffnungsträger“, wie beispielsweise Pfarrer Markus Merz oder eben der Kirchenmusiker Andreas Hellfritsch, und mit ihnen kann man ins Gespräch kommen. Auch die angehende Religionspädagogin Lina Spiegel (22) ist im Hoffnungsträger-Team. Sie ist federführend für die Aktion zuständig, die sie gemeinsam mit den Hauptamtlichen der evangelischen Kirche auf den Weg gebracht hat. Was ihre Motivation ist und was den Menschen immer mehr fehlt, verrät die Wahl-Beyhartingerin hier.

Frau Spiegel, erstmals findet in der evangelischen Kirche im Advent das „Hoffnungsleuchten“ statt. Brauchen wir Hoffnung derzeit ganz besonders?

Hoffnung ist ein hohes Gut, ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Hoffnung ist so wie die Luft, die wir atmen, und die wird gerade sehr eng. Einige Menschen sind gerade dabei, mitten in dieser Zeit der Pandemie die Hoffnung zu verlieren. Viele haben sie schon verloren. Die Menschen brauchen Hoffnung, sie brauchen eine gute Sicht nach vorne.

Was glauben Sie, woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Wir haben so viele Probleme gerade. In all dem Grauen, dem Ungewissen, in all dem Auf und Ab, in unserer wellenartigen Zeit reicht meist die Zeit und der Raum nicht für die Dinge, die uns zuversichtlich und hoffnungsvoll stimmen würden. Die Welt ist so undurchsichtig geworden. Die Menschen brauchen Hoffnung in dieser Adventszeit und die wollen wir ihnen mit unserem Hoffnungsleuchten geben. Hoffnung ist wie das Licht, das durch die Welt scheint und gerade jetzt all dem Leid trotzt und bleibt.

Was verbirgt sich hinter der Aktion?

Hoffnungsleuchten ist nicht einfach nur eine Aktion. Es ist ganz normal und genau das, was wir als Menschen in der Kirche zu tun haben. Die Kirche offen halten, Raum schaffen zum Gebet, zum Austausch, für Stille und die Menschen einladen, die Zeit des Advents in uns selbst nachzuvollziehen. Die Kirche erstrahlt als ein Ort, der voller Hoffnung und Zuversicht steckt. Das wollen wir den Menschen in diesen Tagen mitgeben.

Wie sind Sie darauf gekommen?

Natürlich hat es auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun. Die großen Zusammenkünfte, das gemütliche Beisammensitzen und auch mal Feiern ist nicht möglich. Wir brauchen gemütvolle Orte des Lichts und der Musik.

Woran machen Sie das fest?

Uns fällt es langsam immer mehr auf, wie müde die Menschen aufgrund der aktuellen Situation wieder werden. Müde von all dem Frust, von all dem Hin und Her, den Wellen. Es sind hier viele Gedanken und Fragen im Spiel, zum Beispiel „wie wird es jemals zu Ende gehen“ oder „woran kann ich denn überhaupt noch festhalten“. Und da sind wir auf die Idee gekommen, dass doch unsere Kernbotschaft, unser Auftrag, die Hoffnung ist. Und die wollen wir mit den Menschen wieder leuchten lassen. Es ist vielleicht ein bisschen zu bildlich gesprochen, aber ist es nicht bei Müdigkeit eine große Hilfe, manchmal auch ein Licht anzumachen und den Raum und das Gemüt zu erhellen?

Das Angebot ist bis Weihnachten geplant. Können Sie sich vorstellen, es auch danach anzubieten?

Es soll keine einmalige Advents-Aktion sein. Unsere Kirche steht immer offen. Es ist gut möglich und denkbar, dass wir aus unserem Hoffnungsleuchten Formen entdecken, die uns für die Zeit nach Weihnachten bereichern und die bleiben.

Die Pandemie wird nach Weihnachten nicht einfach aus der Welt sein. Es ist unser Ziel und auch unsere Aufgabe, über die Weihnachtszeit hinaus den Menschen immer wieder den Raum und die Zeit zu ermöglichen für Gebet, Stille, Gespräch. Für Hoffnung.

Welche Vorbereitungen braucht es?

Wir erleuchten jeden Abend die Kirche mit vielen Kerzen und Lichtern. Die Kerzen am Adventskranz sind angezündet, der Stern an der Decke und an der Krippe ist erleuchtet, und leise kann den Melodien, die wir spontan aussuchen, gelauscht werden. Es gibt auch die Möglichkeit, selbst eine Kerze anzuzünden. Für Gebet, Stille und Gespräch braucht es keine Vorbereitungen. Wir sind einfach da, viel mehr braucht es also nicht als die Freude am Dasein, an der Stille, an der Einfachheit.

Interview: Ines Weinzierl

Adventliche Orgelmusik

Der Kirchenmusiker Andreas Hellfritsch spielt am heutigen Freitag von 17 bis 18 Uhr adventliche Orgelmusik im Rahmen von „Hoffnungsleuchten“ in der Christuskirche. Ein Angebot zum Innehalten, Beten, Kerzenanzünden, Meditieren und Musik hören.

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