Bruckmühl – Harald Höschler ist wohlbehalten nach Bruckmühl zurückgekehrt. Wie berichtet, begleitete der Bruckmühler Marktgemeinderat und Pfarrer im Ruhestand einen Hilfstransport des „Helferkreises für Ternopil“ mit dem Bruckmühler Marktmobil. Tief bewegt berichtet er von seinen Erlebnissen.
Erschütternde
Szenen spielen sich ab
„Während wir die Spenden auf einen ukrainischen Sattelschlepper umluden, sahen wir die ukrainischen Kriegsflüchtlinge: all diese Frauen und Kinder – vom Säugling bis zum Teenager. Sie standen jeweils in Gruppen zu rund 50 Personen zusammen, manche mit Koffer oder Rucksack, andere nur mit einer kleinen Tragetasche oder Einkaufstüte, die den kümmerlichen Rest ihrer materiellen Existenz enthielt. Viele Kinderwagen und Rollstühle mit betagten oder gehbehinderten Menschen. Erschütternde Szenen!“
Eigentlich hatte Höschler geplant, im Marktmobil ukrainische Familien mit nach Bruckmühl zu bringen. Doch das glückte nicht. Da die Flüchtlinge in ihrem unermesslichen Leid nicht nur vor dem Krieg, sondern auch vor Menschenhändlern bewahrt werden müssen, seien sie von den polnischen Soldaten abgeschirmt und geschützt zu den Bussen begleitet worden, beschreibt Höschler: „Die Grenzschützer, Soldaten und Zöllner bemühten sich unglaublich um diese Menschen. Sie liefen ihnen entgegen, nahmen ihnen ihre Koffer und Taschen ab, knieten nieder, um den Kindern Süßigkeiten oder Kuscheltiere zu schenken, halfen den Gehbehinderten die Stufen zum Registrierungszentrum hoch oder hoben die Rollstühle hinauf. Es standen beheizbare Zelte der Malteser, des Roten Kreuzes und anderer Hilfsorganisationen zur Aufnahme bereit. Außerdem lange Tische, an denen Essen, warme Getränke, Süßigkeiten und Spielzeug verteilt wurden. Ich habe so etwas noch nie im Leben gesehen: So viel Elend und so viel Liebe im gleichen Augenblick!“
Auch Harald Höschler verteilte ein paar Süßigkeiten an Kinder: „Sie starrten mich ungläubig an, sagten auf russisch leise ,Spassiba‘ oder auf ukrainisch ,Dyzkuyu“, während ich in ihren Gesichtern eine Mischung aus totaler Erschöpfung, Erleichterung, Angst und Ungewissheit, was die Zukunft für sie bringen würde, las. Niemand lächelte. Sie waren am Ende ihrer Kräfte“, beschreibt der evangelische Pfarrer. „Es war herzzerreißend, mir kamen die Tränen.“
Raketeneinschläge
wenig später in Lwiw
Am Sonntag wurden aus Lwiw – die ukrainische Stadt ist nur etwa 80 Kilometer vom polnischen Grenzort Korczowa und damit der Nato-Grenze entfernt – russische Raketeneinschläge gemeldet. Beim Angriff auf einen Militärstützpunkt soll es mehr als 35 Todesopfer gegeben haben. Harald Höschler war schon am Freitagabend wieder zurück in Bruckmühl. „Doch Pater Roman von der ukrainischen griechisch-katholischen Diözese Ternopil hat uns mit seinem Handy Tonaufnahmen von einem Fliegeralarm in Ternopil vorgespielt: Unvorstellbar! Da läuft es einem kalt den Rücken runter.“
Auch die Szenerie vor und an der polnisch-ukrainischen Grenze hinterließ ein mulmiges Gefühl bei Höschler: „Ein Hilfstransport nach dem anderen, Pkw, Mini-Vans, Kleinbusse, Reisebusse und immer wieder auch Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge.“ Schon etwa 60 Kilometer vor der Grenze beobachtete der Bruckmühler „eine kilometerlange Militär-Lkw-Kolonne auf dem Standstreifen, auffällig viele Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge, Zivilstreifen und striktes Fotografierverbot.“
Auf der Heimreise begegneten Harald Höschler auf einem Rastplatz in Tschechien zwei Krankenwagen eines Brandenburgischen Kriseninterventionsteams: „Im Gespräch mit den Sanitätern erfuhren wir, dass sie einen schwer verletzter Mann und eine Mutter mit zwei verletzten Kindern in Kliniken nach Deutschland bringen. Schrecklich! Und großartig!“
Auch wenn Harald Höschler keine Flüchtlinge ins sichere Bruckmühl bringen konnte: „Ein voller Erfolg war die Fahrt trotzdem. Und wenn es sich ergibt, fahre ich bei nächster Gelegenheit wieder mit. Was denn sonst!“