Bruckmühl – Die Waither Böllerschützen haben beim Vagener Faschingsumzug mit ihrem „Rathaus-Abriss-Themenwagen“ wieder einmal den Nerv der Zeit getroffen. Das nachgebaute alt-ehrwürdige Rathaus-Ensemble im halb abgerissenen Zustand sorgte am Faschings-Sonntag, 19. Februar, für Furore und natürlich den ein oder anderen Schmunzler am Wegesrand samt nach oben zeigenden Daumen und einem zustimmenden Nicken. Nicht selten kamen Zurufe von den Zaungästen, „Des passt, da hobs recht“ oder „genauso is es“ oder „Was für a coole G`schicht“.
Als selbst ernannte klimabewusste und CO2-neutrale Fußgruppe haben 13 Böllerschützen unter großem „Hallo“ und Applaus ihr mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Festwagen-Unikat mit purer Muskelkraft als Fußgruppe in dunklen Totengräber-Gewändern gekleidet durch die Vagener Gaudi-Straßen geschoben und viel Beifall bekommen.
Wichtig ist den Waither Böllerschützen dabei von jeher, dass es bei der leicht überspitzt formulierten Thematik aber immer fair bleibt, ohne den berühmten „Tritt unter die Gürtellinie“. Bei ihnen steht einfach der Spaß und Humor an erster Stelle.
Aktuelles Geschehen
als Inspiration
„Wir sind dafür bekannt, dass wir uns immer gerne regionalen Themen widmen, und in diesem Jahr war es einfach die schier endlose Geschichte und Debatte um den Rathaus-Neubau“, bringt Peter Peinhofer die Idee zu dem Vorhaben auf den Punkt.
Seit Mitte der 90er-Jahre nehmen die Waither Böllerschützen regelmäßig Themen aufs Korn, „die den Bruckmühlern auf den Nägeln brennen“. Mit den dazu im Team entsprechend aufwendig gestalteten Themenwagen geht es dann im bewährten Zweijahres-Rhythmus bei den Faschingsumzügen in Vagen „on Tour“.
In diesem Jahr musste es also das Bruckmühler Rathaus sein. In 192 Stunden kollektiver Teamarbeit wurde aus 49 Quadratmetern Holzplatten und 39 Metern Holzlatten das ehemalige Rathaus originalgetreu im verkleinerten Maßstab nachgebaut. Selbstverständlich dürfen auch so Details wie der Turm aus Kupfer samt Uhr über dem zweitürigen Haupteingangs-Portal mit Glasvordach nicht fehlen.
Für die entsprechende Portion „kritischer Würze“ sorgen großflächige Dach-Slogans wie „Mia baun für eich a Rathaus-Tiny, da Bürgermoasta basst scho eini“ oder „ob Rathaus-Abbruch oder Leich, uns Totengräber ist des gleich“ oder „Millionengrab“.
„Damit wollen wir Raum für diverse Interpretationsmöglichkeiten lassen“, erklärt Klaus Probst, der für die Planungszeichnung verantwortlich war.
Für das optische Sahnehäubchen der Rathaus-Totengräberstimmung sorgt der „Rathaus-Tod“ höchstpersönlich in Form eines skelettierten Sensen-Mannes am Giebelspitz des alten, halb abgebrochenen Rathausdaches.
Übergangsquartier
für die Verwaltung
Auf die Frage, was mit dem Themenwagen nach dem Faschingsende am Aschermittwoch passiert, antworten die Waither Böllerschützen unisono vielsagend mit einem Schmunzeln: „Wir sind da für alle Angebote offen, auch für ein informelles Gespräch am runden Rathaustisch, auch wäre eine zeitlich befristete Leihgabe denkbar, aufgrund der angespannten Haushaltslage der Marktgemeinde aber natürlich kostenfrei.“ Es bleibt also spannend und der Mangfall-Bote am Thema dran.