Bad Aibling/Bruckmühl – Ein Hauch von Entenhausen in der Kurstadt Bad Aibling: Auf einer Dachterrasse nahe des Bad Aiblinger Zentrums sind jetzt elf süße Entenküken geschlüpft. Damit die Umsiedlung der flauschigen Tiere und ihrer Entenmama in ein Gewässer der Region auch gelingt, hat sich die Bad Aiblingerin, die der Entenfamilie Unterschlupf gewährt hat, Hilfe aus Bruckmühl geholt.
Mittlerweile sind die 77-jährige Bad Aiblingerin, die der tierischen Familie Unterschlupf gewährt hat, und die Entenmama schon fast so etwas wie gute Freunde. Denn es ist bereits das vierte Mal, dass sich der Wasservogel auf der Bad Aiblinger Dachterrasse häuslich niedergelassen hat, um seine Eier auszubrüten. „Ich gehe jedenfalls davon aus, dass es die gleiche Ente ist“, sagt die 77-jährige Herbergsmutter gegenüber dem OVB.
Tierkundler hat
eine Theorie zur Platzwahl der Ente
Warum sich das Tier – eine sogenannte Stockente – gerade diesen Platz ausgesucht hat, dazu hat Harry Klottig, Leiter des Tierkundemuseums in Bruckmühl, das zum „Naturerlebnis Bruckmühl“ gehört, eine Vermutung. „Dritter Stock, gut anzufliegen, ruhige Lage, sicher und noch Flussnähe. Dazu noch ein überdachter Blumenkasten als Nest und – durch eine Glasscheibe getrennt – eine nette, wohlwollende Nachbarin. Fertig ist das Entenmutterglück“, ist er von seiner Theorie überzeugt.
Zumal sich Ente und Mensch dort überhaupt nicht ins Gehege kommen, wie die 77-jährige Dachterrassen-Besitzerin verrät: „Ich störe sie nicht, sie stört mich nicht“, beschreibt sie den vierwöchtigen Aufenthalt der Entenfamilie. „Auch wenn ich mal auf der Dachterrasse gewesen bin, war das für die Entenmama kein Problem.“ Am ersten Tag sei auch der Erpel, also der Entenvater, auf der Dachterrasse erschienen und habe Wache gehalten, während die Entenmama das Nest gebaut habe, berichtet die Bad Aiblingerin von den spannenden Naturerlebnissen direkt vor ihrem Wohnzimmer. Danach sei er aber nie wieder aufgetaucht, was die 77-Jährige lachend mit den Worten „So sind die Männer halt“ kommentiert. Doch selbst ist die Entenmama – und so erblickten elf niedliche Entenküken das Licht der Welt.
Damit nicht nur das Schlüpfen, sondern auch die Umsiedlung ans Gewässer ohne Schwierigkeiten verläuft, hatte die 77-Jährige das „Naturerlebnis Bruckmühl“, zu dem auch das Tierkundemuseum gehört, kontaktiert und um Hilfe gebeten. Denn im Vorjahr waren die Küken in die unter der Dachterrasse liegende Glonn gesprungen, wobei die Gruppe durch ein naheliegendes Wehr getrennt worden war. So konnte sich die Entenmama nur um ein Teil des Nachwuchses kümmern. Was mit dem Rest der Familie passierte, ist unklar.
„Eigentlich sollte man der Natur ja ihren Lauf lassen“, findet Klottig. „Aber in diesem Fall machten wir eine Ausnahme.“ Denn Wehre und menschliche Bebauung seien ja auch nicht natürlich, so der Museumsleiter weiter. Gemeinsam mit der 77-jährigen Herbergsmutter, mehreren Nachbarn und Keschern und Körben ging es ans Einsammeln der Tiere auf der Dachterrasse. Die zeigten sich jedoch alle handzahm, sodass die Kescher gar nicht zum Einsatz kommen mussten. Nachdem alle elf Küken zu Transportzwecken in einem Korb untergebracht waren, wurde der Entennachwuchs inklusive Entenmama zur Glonn gebracht. Per Hand wurden die flauschigen Wasservögel schließlich in den Fluss entlassen, wo sie von ihrer Entenmama in Empfang genommen werden konnten.
Erstaunlich, wie
wilde Tiere
Vertrauen entwickeln
„Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich wilde Tiere an den Menschen gewöhnen und ein gewisses Vertrauen entwickeln können“, zeigt sich Klottig nach der gelungenen Umsiedlung erfreut. Die Dachterrassen-Besitzerin hält seitdem bei Spaziergängen entlang der Glonn die Augen auf, ob sie ihre Entenfamilie dort findet. Bislang allerdings ohne Erfolg. Doch auch wenn die Bad Aiblingerin letztlich nicht weiß, wie es mit dem Leben ihrer temporären tierischen Mitbewohner weitergeht, freut sie sich schon auf den quakenden Besuch im kommenden Jahr: „Die Entenmana darf dann natürlich wieder gerne auf meiner Dachterrasse ihren Nachwuchs ausbrüten.“