Bruckmühl – Nach dem Motto „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“ hatte der Bruckmühler Marktgemeinderat unter dem Tagesordnungspunkt „Bebauungsplan Nummer 80 Ehemalige Wolldeckenfabrik“ ein hartes Stück Entscheidungsarbeit zu leisten.
Das Kommunalplenum konnte sich erst nach 104 intensiven Beratungsminuten zu einer finalen Bewertung des neuen Antrages für viel Parkfläche und einer neuen Straßenanbindung im Ortsteil Heufeldmühle durchringen. Am Ende stimmte das Gremium mit 19:1 Stimmen für die Planungsänderungen.
Bunter Mix aus
Wohnen und Gastro
Bereits im September 2022 und März 2023 hatten sich die Räte zum wiederholten Male mit den Areal-Planungen beschäftigt. Dem folgte die breite Zustimmung für einen Kreisverkehr an der Einmündung der Straße „Gewerbepark BWB“ in die Gottlob-Weiler-Straße sowie einen Ersatzbau mit bis zu fünf Stockwerken für die ehemalige „Alte Werkskantine“. Besonders Letzterer sollte aufgrund seiner zentralen Lage mit einem bunten Mix aus Wohnen und Gastronomie für einen belebenden „Gesellschafts-Impuls“ sorgen. Der dritte Zustimmungspunkt betraf einen Tempo-30-Bereich vom Kreisverkehr an der Kita Löwenzahn bis zum Bahnübergang. Doch jetzt kam es zum großen Stirnrunzeln bei den Räten. Bauamtsleiter Konrad Kremser informierte aktuell, dass der Investor aufgrund von negativen Veränderungen auf dem Bau- und Immobiliensektor und einer Veränderung beim Stellplatzbedarf wegen der guten gewerblichen Nutzung des ehemaligen Wolldecken-Areals eine Überplanung für diesen Bereich vorgelegt hat.
Anstelle einer Bebauung des Bereichs „Alte Werkskantine“ sind dort großflächig Parkplätze geplant. Auch fällt der Kreisverkehr in der Kurve der Gottlob-Weiler-Straße weg. Die Straßenanbindung des Areals soll nun durch eine Verlängerung der Straße „Gewerbepark BWB“ nach Osten und dann über den in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Ast des Fabrikweges erfolgen. Florian Eisner von Werndl & Partner GmbH ging auf die wichtigsten Eckpunkte der Neuplanungen ein. So erschien die ursprüngliche Kreisellösung „in der kritischen Nachbetrachtung“ als „nicht optimal umsetzbar“. Stattdessen sei eine Querungshilfe über die Gottlob-Weiler-Straße denkbar, zudem der Bau einer drei Meter breiten Radweganbindung mit Sichtachse zum Rathaus.
Laut Eisner würde die neue Straßenanbindung über den Fabrikweg zu einer „klaren Zu- und Abfahrtssituation“ führen. Zudem werde bei diesem Lösungsansatz, nach Angaben Eisners eine Kostenersparnis von rund zehn bis 15 Prozent im Vergleich zur Kreisellösung, eine „Verbesserung der Rückstausituation bei geschlossenen Bahnschranken“ auf der Gottlob-Weiler-Straße gegeben. Als weitere Verbesserungen prognostizierte Eisner den Marktgemeinderatsmitgliedern weniger Lärmbelastung an der Gottlob-Weiler-Straße sowie mehr Parkplätze „an der richtigen Stelle“. Weiterer Vorteil laut Eisner: Die Gottlob-Weiler-Straße müsste während der Bauphase nicht gesperrt werden, allerdings müsste das Kriegerdenkmal in Richtung Rathauseingang versetzt werden.
Sein abschließendes Fazit: „Jetzt zu bauen, wie bisher geplant, wäre wirtschaftliches Harakiri.“ Nach der Einleitung von Bürgermeister Richard Richter (CSU/ PW), der die neue Vorlage als „charmant“ bezeichnete, Eisner aber darauf hinwies, dass trotzdem „alles sorgsam“ geprüft werden müsse, klopfte das Ratsplenum 87 Minuten lang das Pro und Kontra intensiv ab. Dabei überwogen fraktionsübergreifend die Negativbewertungen. Während sich Josef Staudt (SPD/PU) von den Planungen „emotional enttäuscht“ zeigte, vergab Hubert Maier (CSU/PW) der innerörtlichen Erschließung die Note „mangelhaft“.
Maier fand es zwar „gut, dass der Kreisverkehr vom Tisch ist“, prophezeite aber, dass die Umsetzung des Kriegerdenkmals „negative Reaktionen auslösen“ könnte. Harald Höschler (CSU/ PW) befürchtete durch die Änderungen eine „schlechte Zu- und Abfahrtssituation“ zum dortigen Discounter und mahnte, die neue Anbindung zur Gottlob-Weiler-Straße könnte dazu führen, dass viele Autofahrer den Fabrikweg als Abkürzung benützen und damit der Verkehr vor dem Kindergarten erhöht werde.
Dass die neu angedachte Lösung das Stauproblem an den Bahnschranken verbessern könnte, dieser Einschätzung konnte Robert Plankl (CSU/PW) nicht folgen, wohingegen Wolfgang Huber (Grüne) bemängelte: „Anstatt eines lebendigen Zentrums, gibt es jetzt nur Autostellplätze.“ Staudt stieß ins selbe Horn: „Von der ursprünglichen Planung ,Gastronomie, Wohnen, Relaxen‘ ist nichts mehr übrig geblieben“, so der SPD/PU-Vertreter, der die Planungen letztlich als „aus der Not heraus geboren“ bezeichnete.
Vorhaben war nicht
mehr wirtschaftlich
Kritikpunkte, die Investoren-Vertreter Eisner mit einem Hinweis auf die „enorm hohen Schallvorgaben und negativen Wirtschaftseinflüsse und -entwicklungen“ konterte, weshalb sich das Unternehmen „leider von der angestrebten Vision verabschieden“ musste. Auch Bürgermeister Richter mahnte gegenüber den Ratsmitgliedern an, „bei alle negativen Aspekten“ nicht zu vergessen, „was wir gemeinsam seit 2017 hier rund um das BWB-Gewerbepark-Areal positiv auf den Weg gebracht haben“.
Einwände, die das Gremium letztlich fast vollständig überzeugen konnten. Mit der deutlichen Mehrheit von 19:1 stimmten die Marktgemeinderäte der Planungsänderung zu. Einzig CSU/PW-Rat Robert Plank hielt an seiner ablehnenden Haltung fest und stimmte gegen den Entwurf.