Droht noch eine Preisexplosion?

von Redaktion

Schulbetrieb läuft seit Januar – Gesamtkosten für St.-Georg-Schule aber noch unklar

Bad Aibling – Nein, über Geld wollten Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) und die Verantwortlichen des Millionen-Projektes dieses Mal nicht wirklich sprechen. Seit Januar ist der Neubau der St.-Georg-Schule in der Bad Aiblinger Sonnenstraße die neue Heimat von Lehrern und Schülern. Da das Großprojekt damit aber nicht einfach vom Tisch ist und auch noch letzte Restarbeiten parallel zum Unterricht erfolgen, stand nun im Rathaus abermals ein aktueller Zwischenbericht auf dem Programm.

Kostenstand 2023:
57,9 Millionen Euro

Und wie der Aiblinger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung erfuhr, herrscht bei einigen Detailfragen auch nach der Inbetriebnahme noch Klärungsbedarf. Rathauschef Schlier jedenfalls zeigte sich, „abgesehen von ein paar Kinderkrankheiten“, äußerst zufrieden mit der fertiggestellten Schule. Diese kostet laut letztem Stand (Oktober 2023) 57,9 Millionen Euro, wie Michael Simon, Projektleiter der Constrata Ingenieur-Gesellschaft mbH, erklärte.

Eine belastbare Hochrechnung für einen neuen, aktuellen Kostenstand könne man derzeit nicht abgeben. Grund dafür, so Simon, seien die Endabrechnungen vieler Firmen, die womöglich teils höhere Kosten als ursprünglich erwartet beinhalten. „Das hängt zum Beispiel mit den Forderungen der ausführenden Firmen aufgrund der verlängerten Bauzeit zusammen.“ Auch das Witterungsrisiko, was unter anderem zu Mehrkosten bei der Herstellung der Außenanlagen führen kann, könnte eine Rolle spielen.

So könne man derzeit trotz der Rückstellungen von 1,2 Millionen Euro, einem laut Simon „guten und realistischen Puffer“, keine Auskunft darüber geben, wie hoch die Gesamtkosten am Ende tatsächlich ausfallen. An dieser Haltung änderte auch die Nachfrage von Stadtrat Florian Weber (Bayernpartei) nach einer „Größenordnung“ in der jetzigen Haushaltslage nichts. „Haben wir noch mehr zu erwarten?“, hakte Weber nach, erfuhr jedoch von Bürgermeister Schlier, dass man realistisch zurzeit nichts sagen könne. „Keinerlei Verständnis“ zeigte AfD-Stadtrat Andreas Winhart dafür, dass man keine konkreten Zahlen vorliegen hatte. „Dafür haben wir euch doch“, richtete er seine Kritik in Richtung der Verantwortlichen. Richard Lechner (SPD) wollte indes wissen, ob man noch ein juristisches Nachspiel befürchten müsse, wenn die Handwerker fertig sind. „Es gibt natürlich Diskussionspotenzial“, erklärte dazu Projektleiter Simon und verwies etwa auf das Thema Bauzeitverlängerung. Auch wenn es derzeit noch keine juristischen Folgen mit den Firmen gebe, sei Redebedarf nicht ausgeschlossen.

Positiv äußerte sich Martina Thalmayr (Grüne), für die das Projekt ein gutes Ende genommen habe. Ihr einziger Wermutstropfen: „Die Turnhalle ist ein schwarzer Kasten, obwohl den Nachbarn eigentlich zugesagt wurde, dass die zu ihnen gerichtete Seite begrünt werden sollte.“ Dieses Vorhaben sei nun „irgendwie heruntergefallen“, bedauerte sie. Laut Projektleiter Florian Gerthner („Gerthner & Thieltges Bauüberwachung und Projektsteuerung“) erfolge derzeit die Abarbeitung von Restleistungen und Mangelbeseitigungen, was sukzessive in Abstimmung mit dem laufenden Schulbetrieb geschehe.

Arbeiten parallel
zum Unterricht

Wichtig hierbei: „Lärmintensive Arbeiten werden nach Möglichkeit innerhalb der Wochenenden oder in den Ferien ausgeführt“, so Gerthner. Arbeiten, welche den Schulbetrieb beeinträchtigen, würden dagegen ausschließlich in die Ferienzeiten „eingetaktet“.

Noch in Arbeit befinde sich der Westflügel im Erdgeschoss (Mensa, Bibliothek, Ganztagsbetreuung), der aufgrund der noch nicht vollendeten Schreiner- sowie Malerarbeiten noch nicht in Betrieb genommen werden konnte. „Ebenso befindet sich die Mensaküche in diesem Bereich aktuell in der Fertigstellung.“ Jedoch seien „die baulichen Voraussetzungen“ für einen Beginn des Mensabetriebes ab dem 8. April, also direkt nach den Osterferien, unter gleichbleibenden Bedingungen gegeben. Auch in der Sporthalle werden laut
Gerthner noch einzelne Restleistungen abgearbeitet. Erfreulich für Bad Aiblings Vereine: Auch sie können die Sporthalle zeitnah nutzen, da die Konfiguration der elektronischen Schließanlage für die Außentüren in den letzten Zügen liege. Auf die Frage, warum das Projekt insgesamt mit einer zeitlichen Verzögerung fertiggestellt wurde, nannte Gerthner „zwei bedeutende externe Einflüsse“. Zum einen hätte sich die Corona-Pandemie auf die Bauphase ausgewirkt, zum anderen führte der Krieg in der Ukraine zu deutlichen Auswirkungen auf den Baustoff-Markt.

Außenanlagen
Ende Mai fertig

Auf dem Programm der nächsten Wochen stehen nun etwa noch Arbeiten an den Pflaster-, Asphalt-, und Grünflächen, die Ende Mai 2024 fertig werden sollen. Der Bau der neuen Bushaltestelle hat Anfang März begonnen und wird sich über rund 2,5 Monate ziehen. Für diesen Zeitraum ist eine provisorische Bushaltestelle an der Westendstraße eingerichtet, sodass ein sicherer Weg über die Spielstraße „Am Feilnbacher Bahnhof“ auf das Schulgelände gewährleistet ist, so die Verwaltung.  

Alles in allem zog Bürgermeister Schlier ein positives Fazit zum Schulneubau. „Wir haben das Ziel um 3,5 Monate verfehlt“, was bei einem Großprojekt und über drei Jahren Bauzeit „völlig vertretbar“ sei. Neben den Restarbeiten, so der Rathauschef, sei der „nächste große Schritt“ nun die Eröffnungsfeier am 10. Juli. Und im Sommer dürfte Schlier zusammen mit den weiteren Verantwortlichen dann auch wieder mehr über Geld sprechen. Zur Jahresmitte nämlich rechnet er mit einem Zwischenbericht „und mit belastbaren Zahlen“.

Artikel 5 von 11