Kolbermoor – „Weißt du noch?“ und „Wozu war das denn mal gut?“ – das sind wohl die Äußerungen, die man im Heimatmuseum derzeit am häufigsten hört. Das ist auch ganz im Sinne der Museumsmacher. Sie beteiligen sich mit einer Sonderausstellung am diesjährigen Themenschwerpunkt „Analog“ der nichtstaatlichen Museen in der Region.
Ihr spezielles Anliegen dabei war es, so ist von den Kolbermoorer Museumsleuten zu hören, die Besucher untereinander ins Gespräch zu bringen: Eben indem man Erinnerungen austauscht, die beim Anschauen der Gegenstände wach werden, oder Kindern und Enkeln erklärt, was es mit den „seltsamen“ Gerätschaften auf sich hat.
Ein Kassettenrekorder
als ganzer Stolz
Da ist zum Beispiel der alte Kassettenrekorder aus den 70ern, ein Ding, das damals jeder hatte – weshalb auch jeder der heute bereits älteren Erwachsenen damit viele Geschichten verbindet. Auch Franz Petzinger, der Zweite Vorsitzende des Museums-Fördervereins. Von ihm stammt das Gerät und er kaufte es sich 1973 von einem Geldgeschenk, das er zur Firmung erhalten hatte: „Im Laden stellte ich dann fest, dass mein Geld nicht ganz reichte. Mein Vater, der mich begleitete, weigerte sich zwar, das wenige, das fehlte, aus seiner Tasche draufzulegen, aber er handelte mit dem Verkäufer – so lange, bis auch ich stolzer Besitzer eines Kassettenrekorders war.“
Persönliche
Geschichten
Wie gesagt: Es gibt wohl keinen, der nicht irgendeine ganz persönliche Erinnerung mit diesen Geräten verbindet. Vielleicht auch, weil damals das Anhören von selbst zusammengestellter Musik durchaus einigen Aufwand voraussetzte, etwas, das sich jemand, der mit Playlists und Smartphones groß geworden ist, so gar nicht mehr vorstellen kann. Und auch nicht, wie frustriert man war, wenn es ausgerechnet bei der Lieblingskassette „Bandsalat“ gab.
Kaum mehr vorstellbar ist wohl auch für alle Jüngeren, dass es einmal eine Zeit gab, in der man nicht von überall her telefonieren konnte. Sondern nur von einer Telefonzelle oder von zu Hause aus, mit einem Gerät, das nicht einmal Tasten, sondern eine Wählscheibe hatte. Und auch damit verbinden sich wieder jede Menge Geschichten, die die Älteren ihren Enkeln erzählen könnten. Wie schwierig es etwa war, Freundin oder Freund anzurufen. Von zu Hause wollte man oft nicht, weil da die Eltern mithörten und auch noch sauer waren, wenn man das Telefon zu lang blockierte. Und bei Telefonzellen – da musste man erst mal eine finden, die nicht schon gerade belegt war. Und auch hier waren lange Gespräche kaum möglich – zu schnell standen wieder andere Wartende vor der Tür.
Viele Erinnerungen auslösen dürfte auch der Matrizendrucker. Ein Gerät, das bei älteren Besuchern wahrscheinlich sofort den leichten Geruch nach Spiritus in die Nase bringt, der bis in die 70er hinein untrennbar mit Schule verbunden war: Weil Arbeitsblätter und auch die Angaben für Prüfungsaufgaben eben immer ein wenig von diesem Geruch verbreiteten.
Ins Staunen kommen die Jüngeren sicher auch bei dem ausgestellten Rechenschieber – für sie kaum vorstellbar, dass es mit einem linealähnlichen Gegenstand nicht nur möglich war, auch komplexe Rechnungen durchzuführen, sondern dass das, wenn man ein bisschen geübt war, auch ziemlich schnell ging.
Tippen war
anstrengend
Außerdem ist da noch eine Schreibmaschine, auf der man auch schreiben darf. Und feststellen kann, dass Tippen einst durchaus harte Arbeit war. Viele, die auf einer mechanischen Maschine das Schreiben gelernt haben, werden sich noch daran erinnern, was für einen Kampf es bedeutete, bis endlich auch der kleine Finger kräftig genug für einen Anschlag war.
Überraschend andererseits sicher auch, wie lange es manche Dinge schon gibt. Eine Kompaktkamera etwa hält man für ein Gerät, das noch nicht so alt ist und vor allem, das es nur digital gibt. In der Ausstellung aber kann man so einen Apparat sehen, der es in Sachen Kleinheit durchaus mit heutigen Geräten aufnehmen kann – aber dennoch mit Film „betrieben“ wird, weil er aus den 1930er-Jahren stammt.
Mit anderen ins
Gespräch kommen
Beim Besuch der Sonderausstellung kommt man ganz sicher mit anderen ins Gespräch. Mit den Familienmitgliedern, die dabei sind, sowieso, aber auch mit anderen Besuchern, denn die Erinnerungen, die bei den Ausstellungsstücken wach werden, sind so präsent, dass man sie einfach teilen muss. Und mit das Schönste daran ist: Das gilt auch für das gesamte restliche Museum. Denn hier ist alles analog.