Bruckmühl – Es wäre die Wunschvorstellung der ganzen Schulfamilie gewesen: Die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Schulturnhalle des Bruckmühler Gymnasiums wird zum Start der Sommerferien aufgelöst, die Einrichtung anschließend von Experten geprüft und etwaige Sanierungen durchgeführt, sodass zum neuen Schuljahr, das am 10. September startet, endlich wieder geordneter Schulsport stattfinden kann.
Wunsch geht
nicht in Erfüllung
Dass dieser Wunsch nicht wahr werden wird, zeichnete sich schon seit Wochen ab, weshalb der Elternbeirat sowie die Fachschaft Sport des Gymnasiums Ende Juni per E-Mail an mehrere Politiker, beispielsweise an Rosenheims Landrat Otto Lederer, ihre Turnhalle zurückforderten, zumindest aber auf eine „Perspektive“ für die Schüler pochten.
Doch wann es die geben wird, steht weiter in den Sternen, wie aus der Antwort von Landrat Lederer, die nach Informationen des Mangfall-Boten mittlerweile vorliegt, hervorgeht. So lobt der Landrat zwar das Engagement der Eltern und Lehrer und zeigte auch Verständnis für deren Missmut, bat aber weiterhin um Geduld und verwies auf die Situation in Rott.
Dort soll eigentlich eine große Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 500 Personen entstehen, durch die die Nutzung der Turnhalle in Bruckmühl und Raubling entfallen sollte. Das Problem: Aus Teilen der Rotter Bevölkerung schlägt dem Landratsamt Rosenheim seit Monaten massiver Widerstand gegen das Vorhaben entgegen. Jüngst hatte zudem eine mögliche Schadstoffbelastung der vom Landkreis angemieteten Gewerbehalle, die als Erstaufnahmeeinrichtung dienen soll, für Wirbel gesorgt.
Eine Absage erteilte Lederer in seinem Schreiben nach Informationen des Mangfall-Boten dem Vorschlag der Verfasser des Brandbriefs, ein rollierendes System einzuführen und statt der Hallen in Bruckmühl und Raubling, die seit rund zweieinhalb Jahren nicht mehr für den Schulsport zur Verfügung stehen, zukünftig andere Turnhallen im Landkreis als Unterkunft zu nutzen. Dies sei nach Angaben Lederers unter anderem aufgrund des logistischen Aufwands – so müssten beispielsweise während des Ab- und Aufbaus zwei Hallen gleichzeitig belegt werden – nicht machbar. Seine Behörde würde aber an einer baldigen Lösung arbeiten, so das Versprechen des Landrats.
Einen Zeitrahmen, bis wann die Lösung gefunden sein soll, nannte der CSU-Politiker nach Informationen des Mangfall-Boten jedoch nicht. Was nicht nur für die Bruckmühler Schulfamilie unbefriedigend ist, sondern nach Angaben von Dr. Daniel Möllenbeck, Präsident des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV), auch zum gesundheitlichen Problem für die Kinder und Jugendlichen werden kann.
„Der Sportunterricht ist das einzige Bewegungsfach in der Schule“, so der DSLV-Präsident im Gespräch mit dem Mangfall-Boten und verweist auf die „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“-Studie aus dem Frühjahr 2024, wonach in Deutschland nur ein Zehntel der Mädchen und ein Fünftel der Buben im Alter von elf bis 15 Jahren die Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 60 Minuten pro Tag erreichen. „Für einige Schüler, die beispielsweise nicht in irgendwelchen Vereinen aktiv sind, ist das der einzige Zeitpunkt, zu dem sie sich überhaupt bewegen.“
Weitreichende Folgen
für Entwicklung
Der Sportlehrerverband hatte daher bereits Ende 2022 an die Politik appelliert, Sportstätten nicht als Wohnraum zweckzuentfremden und vor „weitreichenden Folgen für die motorische, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung von Schülerinnen und Schülern“ gewarnt. „Eine weitere Aussetzung des Sportunterrichts würde immense gesamtgesellschaftliche Schäden nach sich ziehen, die sich zum jetzigen Zeitpunkt in ihren Auswirkungen nur erahnen lassen“, so die damalige Warnung des Deutschen Sportlehrerverbandes.