Bad Feilnbach/Rosenheim/Berlin – Markus Huber ist wieder im Alltag angekommen. Nach den anstrengenden Strapazen rund um die Organisation einer Großkundgebung in Berlin befindet sich der Bad Feilnbacher wieder in der Heimat. Doch die Erlebnisse vom Wochenende wühlen den Geschäftsführer der Huber Kran GmbH noch sichtlich auf.
Stärkung der
Mittelschicht
Mit dem Bündnis „Hand in Hand für unser Land“ hatten Huber und sein Team zu einer Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Kernforderungen sind und waren eine Stärkung der Mittelschicht, Steuergerechtigkeit, die Wiederherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, mehr nationale Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, wofür man in der Hauptstadt auf die Straße ging.
Laut Polizeiangaben und zahlreichen Medienberichten beteiligten sich rund 1000 Demonstranten, wobei Huber von deutlich mehr Menschen ausgeht, die zur Kundgebung gekommen waren. „Aber natürlich hätten es deutlich mehr sein können.“ Doch unabhängig von der genauen Anzahl zeigt sich Huber vor allem von der öffentlichen Darstellung im Vorfeld der Demo sichtlich enttäuscht, was auch dazu geführt hätte, dass sich nicht noch mehr Menschen dem Protest angeschlossen haben.
„Wir sind total enttäuscht, wie ein kleiner Verein wie wir, der nur Gutes im Sinn hat, öffentlich so schlecht dargestellt und zerrissen wird“, sagt der 38-Jährige frustriert. Im Vorfeld der Berlinfahrt hatte es öffentliche Kritik an dem Programm der Veranstaltung gegeben. Dabei standen vor allem einige Redner im Fokus, die teils der rechten beziehungsweise der Verschwörungstheoretiker-Szene zugeordnet werden.
Schon vorab distanzierte sich Huber von jedwedem rechtspopulistischem oder verschwörungsideologischem Gedankengut. Der Background mancher umstrittener Redner – unter anderem Anselm Lenz und Axel Turck – sei den Initiatoren im Detail nicht bekannt gewesen. Zudem wolle man vielseitige Meinung bewusst zulassen, um einen konstruktiven Diskurs anzustoßen. Im Nachgang sagt Huber, der die Rednerliste noch einmal sorgfältig geprüft hatte: „Es ist alles friedlich verlaufen und in den Reden wurde nichts Fragwürdiges geäußert.“ Lediglich die Wahrheit, die vielen in diesem Land nun mal wehtut, müsse man aushalten können, so Huber.
Zudem sei es zu keinen unschönen Vorfällen gekommen, „es hat auch niemand eine NPD-Fahne hochgehalten oder sonst was“, so der Mitinitiator. Was ihn besonders ärgert: Die Presse, gerade die öffentlich-rechtlichen Medien, würden seinen Verein sofort in die rechte Ecke drängen. „Aber würden wir an einem Freitag 30000 Sandsäcke in einem Hochwassergebiet schleppen oder für den Wiederaufbau eines Kindergartens spenden, wenn wir ein Haufen voller Extremer wären, der Umsturzgedanken hat?“, fragt sich Huber verärgert. Seiner Meinung nach gingen diese haltlosen Anschuldigungen zu weit und man werde sich künftig auch rechtlich beraten lassen, wie man gegen eine solch falsche Darstellung vorgehen kann.
Morddrohungen
erhalten
Einer seiner Mitstreiter habe sogar Morddrohungen erhalten und sei als „scheiß Nazi“ bezeichnet worden. „Und das, obwohl jemand sein ganzes Leben umkrempelt und sich für die Menschen, denen es nicht gut geht, einsetzen will“, so Huber, der gar von einer „Hetzkampagne“ mancher Medien spricht. Diese Störfeuer in Verbindung mit einer ausbaufähigen Beteiligung hatte die Stimmung deutlich gedrückt, berichtet Huber vom Innenleben des Organisationsteams, das am vergangenen Wochenende viele Strapazen auf sich genommen habe. Doch bei aller Ernüchterung wolle man sich nun nicht einschüchtern lassen und erst recht weiter machen. Dass es dabei etwa keinerlei Unterstützung vom Bauernverband gibt, der sich im Vorfeld der Protestaktion in Berlin vom Bündnis distanziert hatte, ärgert den 38-jährigen Unternehmer umso mehr. „Im Frühjahr standen wir gemeinsam auf der Straße und jetzt fallen sie uns in den Rücken.“
Keine Unterstützung
vom Bauernverband
Auch die Geschäftsstelle Rosenheim des Bayerischen Bauernverbands hatte zuvor auf Anfrage des Mangfall-Boten erklärt, dass man mit der Berliner Kundgebung nichts zu tun habe. Hierzu habe es auch keinen Kontakt zu den Veranstaltern gegeben. Huber hält das Vorgehen, wonach man zunächst auf die neue Regierungsbildung warten wolle, für schlicht falsch.
Dennoch will das Bündnis „Hand in Hand für unser Land“ weiter gegen Missstände im Land kämpfen. Und: „Nach aller Enttäuschung haben wir in den vergangenen Tagen so viele lobende Zuschriften erhalten und die Mitgliederzahlen steigen wieder“, sagt Huber.