Bad Aibling – Als Alexander Preissinger hörte „Harry Kane besucht den FC Bayern Fanclub Mietraching“, war er sofort elektrisiert. Der im Januar 1997 mit einer angeborenen Querschnittslähmung zur Welt gekommene glühende FC-Bayern-Fan, der zudem seit seiner Geburt an einer krankhaften Erweiterung der Flüssigkeitsräume im Gehirn leidet, ist seit 2006 Mitglied des deutschen Rekordmeisters sowie des FC-Bayern-Fanclubs Mietraching, welcher seinen Ursprung in der Zeit hat, als es in Mietraching die „Bad Aibling Station“ der amerikanischen Streitkräfte gab.
Untrennbar mit dem
Verein verbunden
Alexanders Eltern waren bereits länger bei den Mietrachingern, ihn selbst packte das „rote Fußballfieber“, als Karl-Heinz Rummenigge den Fanclub 2005 besuchte. Rummenigge lud Alexander an die Säbener Straße ein, und spätestens seit er die „Heimat“ des FC Bayern München kennengelernt hatte, trägt Alexander den FC Bayern im Herzen. „Es gibt sogar Menschen, die Alexander gar nicht persönlich kennen, die seinen Namen aber sofort mit dem FC Bayern in Verbindung bringen“, weiß Mutter Susi, die ihren Sohn bei allen Aktivitäten rund um den Rekordmeister begleitet. Dazu gehören in erster Linie die Fahrten mit dem Bus in die Allianz-Arena. In der Saison 2006/2007 bekam er erstmals eine Jahreskarte im für Rollstuhlfahrer reservierten Bereich. „Die gibt es leider nicht mehr“, bedauert Alexander Preissinger. Nun bestellt er für jedes Spiel eine Karte und hofft auf eine Zuteilung. Die Plätze sind begrenzt und immer klappt es nicht, aber bei 90 Prozent der Heimspiele steigt Alexander in den Bus, der in der Regel spätestens zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn in Maxlrain abfährt.
Unterstützung bekommt er von seinen „Mitfahrern“, die ihn zu seinem Sitzplatz bringen, und den Busfahrern, die dafür sorgen, dass sein „Rolli“ sicher verstaut wird und beim Aussteigen bereitsteht. Sogar in den Genuss eines Logenplatzes kam der eingefleischte Bayern-Fan. Im Dezember 2005 verfolgte er auf Einladung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge dort das Heimspiel gegen den seinerzeit noch in der Bundesliga spielenden 1. FC Kaiserslautern.
Auch einige Auswärtsfahrten konnte Alexander bereits mitmachen, in Stuttgart, Augsburg, Fürth, Nürnberg, Köln, Mainz und Freiburg unterstütze er seinen Lieblingsclub, selbstredend in entsprechender Fan-Kleidung. „Dortmund fehlt mir noch, in dieses Stadion möchte ich unbedingt mal“, äußert er seinen Wunsch. Das würde sogar die mehrmaligen Besuche des DFB-Pokalfinales in Berlin in den Schatten stellen, ist er überzeugt. Gefragt nach den Höhepunkten in seinem bisherigen Fan-Dasein kommt ohne zu zögern die Antwort: „Alle Spiele mit dem FC Bayern sind Höhepunkte“, besonders in Erinnerung sei ihm jedoch das Champions-League-Spiele gegen Real Madrid, als Roy Makaay nach zehn Sekunden der erste Treffer gelungen war. „Live dabei war ich auch, als Robert Lewandowski innerhalb neun Minuten fünf Tore gegen den VFL Wolfsburg erzielte“, erzählt er nicht ohne Stolz. Auch das Spiel der Bayern gegen den Fanclub „Die 13 Höslwanger“ wird Alexander nicht vergessen, durfte er die zweite Halbzeit doch an der Seite von Uli Hoeneß vom Spielfeldrand aus verfolgen.
Das Macht- und Trainingszentrum des FC Bayern München an der Säbener Straße kennt er durch zahlreiche Trainings-Besuche wie kaum ein anderer, sogar ein einwöchiges Schul-Praktikum durfte er 2011 dort absolvieren. Von Harry Kane ist er begeistert, zum besten Spieler aller Zeiten schafft es der Kapitän der englischen Nationalmannschaft in Alexanders persönlichem „Ranking“ allerdings nicht. „Das ist für mich Franz Beckenbauer, obwohl ich ihn nie live auf dem Rasen gesehen habe.“ Aktuell sieht er Jamal Musial als besten Kicker und beobachtet dessen Entwicklung mit Argusaugen.
Natürlich gibt es wie bei jedem Fußballbegeisterten auch traurige Erlebnisse. Besonders schmerzte Alexander das verlorene „Finale Dahoam“ 2012 und er hofft, dass diese Scharte 2025 ausgewetzt wird, wenn das Finale der Champions League erneut in München stattfindet. „Traurig war auch das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger“, kommt auch bei der Erinnerung an diese Begegnung des FC Bayern gegen Chicago Fire Wehmut auf. „Schade auch, dass ich bisher noch keine Reise zu einem Auswärtsspiel in der Champions League machen konnte, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dies noch möglich wird.“ Diese Worte prägen Alexander Preisinger, denn trotz seiner Handicaps versprüht er einen ansteckenden Optimismus in allen Lebenslagen.
Die Spiele
als Heilmittel
Wenn ihn dieses Mal wieder zu einem Krankenhausaufenthalt zwinge, spricht er darüber, als ging es um einen Schnupfen. Das allerbeste Heilmittel sind für Alexander Preissinger allerdings die Spiele des FC Bayern, und wenn sein Herzensclub diese auch noch gewinnt, ist Alexanders Welt in bester Ordnung.
Das Treffen mit Harry Kane, der sich besonders für ihn und die beiden weiteren Fans im „Rolli“, Hanna Wagner und Ergün Sabanoglu, Zeit nahm und keinerlei Berührungsängste zeigte, ist nun ein weiterer Höhepunkt in seinem ereignisreichen Fan-Leben.