Auch in der Tafel weihnachtet’s sehr

von Redaktion

Letzter Ausgabetag vor dem Fest – Viele haben gespendet – Ehrenamtliche packen an

Bad Aibling – „Hier – heute gibt‘s was Besonderes“: Mit einer ganzen Schachtel voller Ingwerknollen kommt Christa Hanke vom Lagerraum der Aiblinger Tafel nach vorn. Dort sortieren Ingrid Polz, Hildegard Hauser und Gisela Fakner bereits Päckchen mit Reis, Nudeln und Haferflocken. Monika Grimm bestückt die Regale. Winfried Summerer und Heidi Niggl befüllen derweil Papiertüten mit Brot und Semmeln. In der Küche gehen Rosi Singer, Angela Martin, Traudi Metzger und Ingrid Ehrl zu Werke, sortieren aus den Kisten mit Obst und Gemüse nicht mehr zum Verzehr geeignete Exemplare aus, säubern und arrangieren sie in Kisten, bevor auch diese nach vorne in den Ausgabebereich gebracht oder in die Fahrzeuge zum Ausliefern gepackt werden.

Überwältigende
Hilfsbereitschaft

Es ist der letzte Ausgabetag der Tafel vor Weihnachten. Die Arbeit geht den Ehrenamtlichen wie gewohnt von der Hand, unterbrochen von einer kurzen gemeinsamen Frühstückspause. Sie wissen, die Lager sind recht gut gefüllt. Nicht zuletzt aufgrund der jüngst durchgeführten Aktion „Eins mehr“, bei der Tafelmitarbeiter an zwei Tagen vor den Einkaufsmärkten im Mangfalltal stehen und die Bürger bitten, „ein Stück mehr“ zu kaufen und dieses zu spenden. Mit einer auch heuer überwältigenden Resonanz, wie Tafelleiter Dr. Stefan Stöckel konstatiert.

Vorrat schmilzt auch
wieder schnell

Dass der Vorrat aber auch recht rasch wieder schmilzt, weiß seine Frau Charlotte Stöckel aus Erfahrung. „Nach einem Vierteljahr ist das alles weg.“ Sie koordiniert, plant, dokumentiert und ist überall in dem großen Gebäude, der ehemaligen Gaststätte „Neugarten“, an der Rosenheimer Straße zu finden. Zu koordinieren gibt es wahrlich viel. Vor allem im Vorfeld der Weihnachtstage.

Für die Kunden der Tafel sind Weihnachtspäckchen vorbereitet, und diese stapeln sich. In den Lagerräumen und vorne an der „Rezeption“ bei Eva Zimmermann. Dort weisen die Kunden ihre Berechtigung zum Einkauf in der Tafel nach, bezahlen einen Euro für einen Ein-Personen- beziehungsweise zwei Euro für einen größeren Haushalt – und erhalten an diesem Ausgabetag auch noch ein für sie bestimmtes Weihnachtspaket.

So haben die Schüler der Wilhelm-Leibl-Realschule und des Gymnasiums insgesamt 136 Pakete liebevoll zusammengestellt. Darin enthalten: Vor allem lang haltbare Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sowie Weihnachtsgebäck oder eine andere zusätzliche Nettigkeit.

Für die Jüngeren gibt es Geschenke aus der Päckchenaktion „Aufwind“ der Sparkassenstiftung Zukunft. Denn für viele Eltern ist es kaum möglich, ihren Kindern zu Weihnachten ein Geschenk zu kaufen. Deshalb konnten die Kinder einen Zettel mit einem Wunsch im Wert von 30 Euro ausfüllen. Für die älteren gibt es Gutscheine fürs Kino, für einen Drogeriemarkt etc. Die Päckchen werden verpackt und personalisiert übergeben.

Charlotte Stöckel achtet dabei darauf, dass der Datenschutz gewahrt wird, auch bei der Aktion des Malteser Hilfsdienstes für ältere Kunden, bei der diese einen Wunsch auf die Rückseite eines Pappsterns schreiben konnten. Die Sterne wurden an den Weihnachtsbaum im Rathaus gehängt, von Bürgern, die den Wunsch erfüllen wollen, abgenommen. Die Wünsche reichen hier von „Zeit für Gespräche“ über Weihnachtsgebäck, Adventsschmuck oder eine Weihnachts-CD bis zu Kosmetikartikeln und einer Decke. Auch diese Geschenke wurden verpackt, gesammelt und nun an die Empfänger ausgehändigt.

Gab es zu Beginn des Advents gespendete Adventskalender und Schokonikoläuse, kamen nun Lebkuchen, Stollen und Teepäckchen in die Kisten. Ein Lächeln und herzliche Worte gibt es für die Abholer ohnehin immer vonseiten der Ehrenamtlichen, die sich auch sonst bemühen, auf die Wünsche der einzelnen Kunden einzugehen. Diese Wünsche und Besonderheiten sind auch auf den Boxen vermerkt, die sie befüllen.

Doch wissen sie in den meisten Fällen sowieso, wer welche Nahrungsmittel nicht verträgt, wer kein Schweinefleisch isst oder nichts Süßes möchte – oder sich gar ausschließlich von Rohkost ernährt und am Ende der Ausgabe noch einmal nachfragt, ob Bio-Bananen übrig geblieben sind.

Ein gut eingespieltes Team sind auch die Fahrer, die genau wissen, welche Kisten sie wie in die Fahrzeuge einladen, um sie der Reihe nach an den Empfänger-Orten in Bad Feilnbach, Tuntenhausen und Großkarolinenfeld wieder auszugeben: Freitags sind das rund 90 Kisten, die sie in fünf Touren ausfahren. Die Zahl derer, die an diesem Tag selbst abholen, liegt etwa zwischen 20 und 30 Personen. Seit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine gibt es noch weitere Ausgabetage, um allen gerecht zu werden. Jedes Mal ist ein Team an engagierten Helfern mit dabei.

Sie sind gern dabei, helfen und packen an. Dabei sind vielfach auch Freundschaften entstanden, man trifft sich in der Freizeit oder feiert zusammen. Neue im Team sind immer willkommen und werden herzlich aufgenommen. So ist Winfried Summerer, ein echter „Mann der ersten Tafelstunde“, seit 2004 dabei und einige seiner Mitstreiterinnen wie Hildegard Hauser haben das „Zehnjährige“ schon längst hinter sich, während Ingrid Polz seit rund einem halben Jahr mithilft und den Dienst in der Tafel nicht mehr missen möchte. Rund 85 Helfer sind es, die bei der Tafel mitwirken, darunter 18 Fahrer. Dazu kommt ein Mann, der für 30 Stunden pro Woche angestellt ist.

Tafel versorgt derzeit
rund 580 Menschen

Rund 580 Menschen versorgt die Tafel aktuell. Im vergangenen Jahr waren es einmal bis zu 800, sagt der Leiter der Tafel. Es seien nun nicht mehr so viele Syrer dabei, viele von ihnen würden mittlerweile arbeiten. Andere wiederum ziehen weg. Hingegen werden es nun wieder etwas mehr Deutsche, die bei der Tafel einkaufen. Auch der Tafelleiter vermutet, dass so manch einer, der Anspruch hätte, aus vielleicht falsch empfundener Scham nicht zur Tafel kommt. „Dabei könnten wir sie gut mit Lebensmitteln bedienen.“

Auch Übriges wird
noch abgeholt

Während #manches doch mal vergriffen ist – „Butter ist aus“, schallte es am Freitag während des Einpackens durch die Räume – bleibt anderes wiederum übrig. Das wird dann von den Foodsharern beziehungsweise Foodsavern abgeholt, „Lebensmittelretter“, die versuchen, so viele Nahrungsmittel wie möglich vor dem Wegwerfen zu bewahren.

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