Herber Rückschlag für Finni

von Redaktion

Achtjähriger Bub liegt wieder in der Klinik – Familie Zettel hofft auf eine zweite Chance

Feldkirchen-Westerham – Dass Finni Zettels (8) Weg zurück ins Leben kein Sprint, sondern ein Marathon werden wird, ist Finnis Familie seit dessen folgenschweren Herzstillstand im Januar 2024 bewusst. Und dennoch gibt es für Finnis Eltern Viktoria (36) und Mike Zettel (46) Momente, die für sie nur schwer zu akzeptieren sind. Vor allem, wenn sie so viel Hoffnung in einen medizinischen Schritt gesetzt hatten, wie jüngst in einen Hirnschrittmacher für den kleinen Buben. Doch, dass diese Maßnahme zum Meilenstein auf dem Weg zu Finnis Heilung wird, diese Hoffnung ist für Finni und seine Familie – zumindest vorerst – geplatzt.

Keine vergleichbaren
Fälle bekannt

Statt daheim in Krügling bei Feldkirchen-Westerham muss der kleine Finni gemeinsam mit seiner Mama Viktoria, die ihrem Sonnenschein nicht von der Seite weicht, seit einigen Wochen wieder seine Zeit in der Schön-Klinik Vogtareuth verbringen: Denn dem Buben, der nach einer Superinfektion Anfang Januar 2024 einen Herzstillstand erlitten hatte und erst nach zehn Minuten wiederbelebt werden konnte, wurde dort Anfang Mai ein Hirnschrittmacher implantiert.

Finnis Familie sowie die behandelnden Ärzte erhofften sich mithilfe des Geräts, das elektronische Impulse ans Gehirn sendet und beispielsweise bei Tourette- oder Parkinson-Patienten zum Einsatz kommt, unter anderem einen positiven Einfluss auf Finnis Gehirn. Dieses hatte infolge des Herzstillstands massiven Schaden genommen, sodass der achtjährige Bub seitdem weder laufen noch sprechen kann. Dass dieser Schritt überhaupt an Finni ausprobiert wurde, dafür musste Familie Zettel, die dazu eingehend recherchiert hatte, ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen. Denn bislang gibt es keine vergleichbaren Fälle von Patienten mit einem sekundären Hirnschaden, bei denen der Versuch unternommen worden ist, per sogenannter Tiefenhirnstimulation Fortschritte zu erzielen. „Auf unseren Wunsch hin und nach sorgfältigem Abwägen eines großen Ärzteteams“ ist dann nach Angaben von Viktoria Zettel die Entscheidung gefallen, diesen Schritt zu wagen. Ein Schritt, der zunächst sichtbare Erfolge zeigte, wie die 36-Jährige gegenüber dem OVB schildert: sowohl seine unkontrollierten Bewegungen wie auch sein extremes Zähneknirschen hatte deutlich nachgelassen. Außerdem hat er einen deutlich wacheren Eindruck gemacht, was nicht nur uns, sondern auch dem medizinischen Personal aufgefallen ist.“

Doch wenige Tage nach der mehrstündigen Operation der große Rückschlag: Viktoria Zettel entdeckte eine Rötung und Schwellung hinter dem rechten Ohr ihres Buben, die nach und nach schlimmer wurde. Für die Ärzte war klar, dass jetzt schnelles Handeln gefragt ist. Denn im Körper des kleinen Patienten hatte sich eine heftige Entzündung ausgebreitet. „Wir hatten zunächst noch gehofft, dass die Entzündung durch Antibiotika in den Griff zu bekommen ist“, sagt Viktoria Zettel. Das Antibiotika habe zwar angeschlagen, die Entzündung aber nicht schnell genug eingedämmt.

Um eine lebensbedrohliche Sepsis zu verhindern, entschieden sich die Ärzte letztlich zu einem drastischen Schritt: Der Hirnschrittmacher inklusive Verkabelung musste wieder raus aus dem kleinen Körper. Eine richtige Entscheidung, wie sich spätestens bei der erneuten Operation zeigte. „Die Entzündung hatte ihren Herd wohl im Bereich des Schlüsselbeins, wo das Steuergerät implantiert war“, erzählt die 36-Jährige. „Als die Ärzte die Stelle geöffnet haben, war schon alles unter Eiter.“

Ein herber Rückschlag, von dem sich die Feldkirchen-Westerhamer Familie aber nicht unterkriegen lässt. Denn die Hoffnungen sind groß, dass nicht das Material des Geräts, sondern ein Keim, der irgendwie in den kleinen Körper gelangt war, die Entzündung herbeigeführt hat. Was bedeuten würde, dass einem zweiten Hirnschrittmacher-Versuch nichts im Wege stehen dürfte.

Zunächst müssen die Wunden aber ausheilen, sich der Körper des Buben wieder von den Operationen erholen, die Entzündung komplett ausklingen. Was scheinbar gut gelingt. „Mittlerweile schlagen die Medikamente an“, teilte Viktoria Zettel kürzlich mit. Die Infektion sei rückläufig. 

„Es ist ein Umweg
und keine Sackgasse“

„Natürlich ist das jetzt ein Umweg, den wir nehmen müssen“, sagt Viktoria Zettel. „Aber es ist ein Umweg und keine Sackgasse.“ Zumal die wenigen Tage mit Hirnschrittmacher wieder viel vom „alten Finni“ zum Vorschein gebracht hatten. Für die Familie aus Krügling steht damit der Fahrplan für die kommenden Monate fest: Zunächst gilt es, wieder Kraft zu tanken – um dann die nächste Etappe des Finni-Marathons mit neuem Schwung anzugehen.

Viktoria Zettel: „Ich werde bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass es bei Finni nach und nach bergauf geht.“

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