Bad Feilnbach – Die Attacke geschah nach den Worten Beteiligter urplötzlich. Zwei alarmierte Rettungssanitäter der Ambulanz Rosenheim wollten am Mittwoch, 11. Juni, laut Polizei einem Patienten, der sich in einem gesundheitlich bedenklichen Zustand befunden habe, zu Hilfe eilen.
Nach einer verbalen Auseinandersetzung mit dessen Mutter habe deren Freund die Einsatzkräfte jedoch auf einmal massiv körperlich angegriffen. „Mit Tritten und Faustschlägen wurde das Team regelrecht krankenhausreif geschlagen“, berichten Kollegen im Nachgang fassungslos von dem Vorfall am helllichten Tag. Nach Angaben von Augenzeugen soll der Ort des Geschehens nicht weit von der Ortsmitte von Bad Feilnbach entfernt gelegen haben.
„Das macht etwas mit
den Rettungskräften“
Die beiden Verletzten mussten von anderen Kollegen in Krankenhäuser in Bad Aibling und Rosenheim eingeliefert werden: „Das macht natürlich etwas mit den Rettungskräften, wenn sie völlig unvermittelt auf einmal die eigenen Kollegen auf der Trage haben und sie in den Schockraum einer Klinik einliefern müssen“, sagte Matthias Fischer von der Stabsstelle Unternehmenskommunikation der Ambulanz gegenüber dem OVB. Diese Kollegen seien nach dem Einsatz aus dem Dienst entlassen und durch die Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte, die PSNV-E, betreut worden.
Wie eine Nachfrage des OVB bei der Ambulanz Rosenheim ergab, befinden sich die beiden Rettungssanitäter derzeit auf dem Weg der Besserung. „Sie sind aber weiterhin nicht im Dienst“, berichtet Fischer. „Wir geben ihnen aktuell den Raum, um sich zu erholen. Das wird aber noch etwas dauern.“
Intern sei man weiterhin dabei, das Geschehen aufzuarbeiten. Dabei helfe auch der enorm gute Zusammenhalt untereinander. Glücklicherweise seien solche Fälle „die absolute Ausnahme“. Umso mehr habe dieser brutale Übergriff schockiert. Eines aber betont Schmidt für sein Team: „Wir lassen uns von den negativen Erfahrungen nicht entmutigen und sind weiterhin für die Bürgerinnen und Bürger in der Region da.“
Täter nach Flucht
festgenommen
Nach der Tat hatte Ambulanz-Geschäftsführer Robert Schmidt unter anderem betont, man gehe „von einem konsequenten Handeln der Justiz im Sinne unserer Rettungs- und Sicherheitskräfte aus“. Das bezieht sich auch auf den mutmaßlichen Täter, einen 38-Jährigen, der nach der Attacke zunächst flüchtete, von der Polizei aber vorläufig festgenommen werden konnte. Die Staatsanwaltschaft Traunstein stellte gegen den in Spanien lebenden Kubaner, der nach Angaben der Polizei in Deutschland keinen festen Wohnsitz hat, Haftantrag.
Am Donnerstag, 12. Juni, wurde der Mann nach Polizeiangaben im Beisein seines Anwalts und unter Hinzunahme eines Dolmetschers dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Rosenheim vorgeführt, der einen Untersuchungshaftbefehl erließ. Laut Haftbefehl sei der 38-Jährige dringend verdächtig, „eine gefährliche Körperverletzung begangen zu haben“. Darüber hinaus würden weitere Straftatbestände geprüft. Wie Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein, auf OVB-Anfrage mitteilte, befindet sich der Beschuldigte auch weiterhin in Untersuchungshaft. Bei ihm bestehe Fluchtgefahr.
Warten auf den
Schlussbericht
Zum Prozedere erklärt Dr. Vietze: „Der zuständige Staatsanwalt wartet derzeit noch auf den polizeilichen Schlussbericht, mit dessen Eingang wohl innerhalb der nächsten zwei Wochen zu rechnen ist.“ Laut Polizei Brannenburg haben die Ermittlungen bislang nichts Neues ergeben, sodass die Anzeige voraussichtlich demnächst an die Staatsanwaltschaft gehen werde. Das Gleiche gelte auch für die Anzeige, die die Freundin des Verhafteten gegen einen der Rettungssanitäter gestellt hatte. Dieser habe sie körperlich angegangen, hieß es vonseiten der Frau.
„Polizeikräfte
häufiger betroffen“
Die Staatsanwaltschaft wird nach Aussage von Dr. Vietze nach Eingang des Schlussberichts den Sachverhalt prüfen. „Sodann wird eine Abschlussverfügung ergehen“, so der Sprecher der Justizbehörde. Laut den beiden Staatsanwälten, die dort für die Bearbeitung derartiger Straftaten zuständig sind, kommen im Übrigen zwar tätliche Angriffe auf Polizeibeamte „relativ häufig“ vor – „tätliche Angriffe auf sonstige Einsatzkräfte oder Rettungskräfte sind bisher aber eher selten Gegenstand von Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Traunstein“.