Bad Aibling – Wieder Blaulicht im Thanner Holz. Fünf Tage nach dem Einsatz einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei im Waldstück zwischen Ellmosen und Thann geht die Suche weiter. Nach wie vor steht die Frage im Raum, ob Eman E. aus Bad Aibling hier ermordet wurde – oder ob es einen anderen Tatort gibt und ihr Leichnam im Unterholz abgelegt wurde.
Gegenstände und
Spuren gefunden
„Bei der großräumigen Absuche am 26. Juni wurden Gegenstände und Spuren gefunden“, informiert ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. „Diese werden nun in akribischer Feinarbeit im kriminaltechnischen Labor ausgewertet.“ Dabei werde auch geprüft, ob es sich um echte Spuren handle oder um Trugspuren, also solche, die am Fundort vorhanden sind, aber keinen Bezug zur Tat haben.
Zudem werde überprüft, ob es fingierte Spuren gibt, die ein gewiefter Täter beispielsweise bewusst gelegt haben könnte, um die Ermittlungen in eine falsche Richtung zu lenken. Ob auch Spuren unter den Funden vom 26. Juni sind, die Aufschluss über die Todesumstände der 34-jährigen Frau geben können, wird aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgegeben. Zudem sei die Spurenauswertung ein langwieriger Prozess, erklärt der Polizeisprecher. Demnach finden die ersten Untersuchungen im kriminaltechnischen Labor in Rosenheim statt. „Wertige Spuren werden dann im Landeskriminalamt München noch genauer analysiert.“ Seit dem Fund der sterblichen Überreste der jungen ägyptischen Mutter arbeitet die Polizei auf Hochtouren. „Alle Spezialisten, die geeignet sind, um die Ermittlungen in diesem Kapitalverbrechen voranzubringen, kommen zum Einsatz“, erklärt der Sprecher.
Tierische Kollegen
lieferten Erstfund
Am Dienstag durchstreiften Hundeführer der Bayerischen Polizei mit Leichenspürhunden den Thanner Wald. Einer ihrer tierischen „Kollegen“ war es auch, der am 15. Juni bei der anfänglichen Suche nach einem vermeintlich vermissten Kind im Unterholz auf die sterblichen Überreste der 34-Jährigen gestoßen war.
Blutspuren von
großer Bedeutung
Nach Angaben der Polizei sind Leichenspürhunde in der Lage, zwischen menschlichen und tierischen Leichen zu unterscheiden. Sie sind darauf trainiert, die charakteristischen Gerüche von Leichen und Leichenteilen zu erkennen, selbst unter der Erde oder unter Wasser. Möglicherweise könnten sie im Thanner Wald im dichten Unterholz noch „Verbringungsmaterial“ wittern, also beispielsweise einen Sack, mit dem die Frau in den Wald transportiert worden sein könnte und dem noch Leichengeruch anhaftet. Oder sie finden Utensilien, die die getötete Frau bei sich hatte und die möglicherweise von Tieren im Bereich des Waldes weggeschleppt wurden.
Leichenspürhunde können aber auch Blut erschnüffeln. „Blutspuren sind für die Aufklärung eines Falles von großer Bedeutung, denn der Verlauf einer Blutspur kann darauf hinweisen, wie ein Mensch ums Leben gekommen ist“, erläutert der Polizeisprecher. Meist erfolge kriminalistische Tatortarbeit innerhalb von Gebäuden. „Im Thanner Wald wird nun erstmals für die Öffentlichkeit sichtbar, wie aufwendig sie ist.“
Ermittler: „Die Zeit
arbeitet gegen uns“
Doch wie lange lassen sich Spuren überhaupt nachweisen? Noch ist nicht bekannt, ob die sterblichen Überreste der jungen Mutter möglicherweise schon seit ihrem Verschwinden im November 2024 im Wald gelegen haben. „Die Zeit arbeitet gegen uns“, sagt der Polizeisprecher. „Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben.“ Doch die Polizei lasse nichts unversucht, um das Verbrechen aufzuklären, damit der Täter und mögliche Helfer überführt werden können. Eine Aufklärung sei auch für die Kinder und nahen Angehörigen des Opfers wichtig, damit sie den Tod des geliebten Menschen verarbeiten können.
Kathrin Gerlach