Hitzesorge um Forellen und Äschen

von Redaktion

Von kühlem Nass der Mangfall kann bei den aktuell herrschenden Temperaturen nicht mehr die Rede sein. Auch sie heizt sich auf – und das kann für einige ihrer Bewohner lebensgefährlich sein. Wie es um die Bachforellen und Äschen steht und was jeder für ihr momentanes Überleben tun kann.

Bad Aibling – „In der Spitze hatte die Mangfall im östlichen Bereich am Dienstag 24,4 Grad“, sagt ein Fischer aus dem südlichen Landkreis Rosenheim, der die Messwerte im Internet verfolgt. Eine Wassertemperatur, bei der es vor allem für Bachforellen und Äschen in dem nicht zuletzt auch durch Verdunstung niedriger werdenden heimischen Fließgewässer schon sehr kritisch zu werden droht.

Auch ohne Wärme
schon problematisch

Doch Anton Maurer, Vorsitzender des Kreisfischereivereins Bad Aibling, klopft auf Holz: Bislang seien ihm weder tote Fische noch Seitenarme der Mangfall gemeldet worden, die auszutrocknen drohten, sagt er im Gespräch mit dem OVB.

Die Lage sei nicht leicht für Fische und Fischer. Denn die Fischbestände sind auch ohne Hitzerekorde schon bedroht, wie Maurer und der Vorsitzende des Anglerbundes Rosenheim, Ronald Zillmer, unisono betonen. Hauptgrund seien die sogenannten Prädatoren, in diesem Fall Tiere wie Gänsesäger, Kormorane und zunehmend auch Fischotter, die sich an dem Besatz bedienen. Und gerade wenn es so heiß sei, seien die Fische nicht sonderlich agil und noch leichtere Beute. „Wir haben hier einen narrischen Fraßdruck“, sagt Maurer, dessen Verein für die Mangfall von Feldolling bis zum Göttinger Steg zuständig ist.

Von dort bis zur Einmündung in den Inn ist der Anglerbund Rosenheim zuständig, der meist von etwas höheren Wassertemperaturen berichten kann als noch weiter oben. „Doch zum Glück hat es sich bis jetzt in der Nacht immer wieder ein bisschen abgekühlt, sodass das Wasser insgesamt für die Fische gerade noch an der Grenze des Erträglichen bleibt“, so Roland Zillmer. Froh sei man auch um jeden Bereich in dem Gewässer, der etwas tiefer und schattiger sei und wo die Fische Abkühlung und mehr Sauerstoff fänden als in den flachen, aufgeheizten Bereichen.

Hier scheiden sich in Fischerkreisen immer wieder die Geister in Verbindung mit den Hochwasserschutzmaßnahmen, die an der Mangfall vorgenommen wurden. Beide Vereine stehen im Austausch mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Dessen stellvertretender Leiter Andreas Holderer und Maurer betonen explizit das gute Miteinander und Verständnis für die Anliegen des jeweils anderen. „Wir versuchen, jedes Jahr drei bis vier Rampen zu errichten, an denen das Wasser auch tiefer ist und den Fischen mehr Sauerstoff zur Verfügung steht“, sagt Holderer und betont, das Thema auch bei künftigen Maßnahmen im Blick zu haben.

Zudem achte man auch auf Beschattung, wo es sich mit dem Hochwasserschutz vereinbaren lässt, so Holderer, der die Temperaturentwicklung anhand der im Internet einsehbaren Werte ebenfalls im Blick hat. Vor allem die Daten zu Wassertemperaturen der Fließgewässer im Gewässerkundlichen Dienst und die von 2013 bis jetzt beobachteten Messwerte, zum Beispiel an der Messtelle Willinger Brücke in Bad Aibling.

Ihm, Maurer und Zillmer ist aktuell die Hoffnung gemein, dass die vorhergesagte generelle Abkühlung tatsächlich eintritt, möglicherweise in Verbindung mit Regen. „Dann sind wir wie so oft noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt einer der Fischer.

Dennoch sind längere Hitzeperioden immer wieder ein Spiel auf Leben und Tod mit ungewissem Ausgang für die Fische. Von daher hat Ronald Zillmer auch eine Bitte an die Bürger: „Jeder, der sich an der Mangfall aufhält oder dort wohnt, kann mit seinem Verhalten dazu beitragen, die Fische nicht noch mehr zu stressen.“

Zum Beispiel, indem man sich beim Badeausflug an der Mangfall nicht genau dort tummelt, wo die Fische einen ihrer wenigen schattigen Rückzugsräume haben. Oder sich nicht ausgerechnet in den tieferen Bereichen des Flusses, in die Gumpen, begibt, wo die Tiere noch etwas kühleres Wasser finden können. „So sehr es auch verständlich ist, dass man die abgeschiedeneren Plätze bevorzugt, wäre unsere Bitte, an den ohnehin schon höher frequentierten oder flacheren, leicht zugänglichen Bereichen zu bleiben.“

Bitte keine
Netze und Kübel

Des Weiteren habe man die Bitte an Eltern, darauf zu achten, dass ihre Kinder keine Fische mit Netzen oder Kübeln fangen und diese dann in selbstgebaute „Tümpel“ oder Eimer zu verfrachten: „Dabei gehen die Fische bei diesen Temperaturen in kürzester Zeit ein.“ Zudem handle es sich dabei meist um die Jungfische, die die Fischereivereine eigens in großen Mengen einsetzen, um die heimischen Arten zu erhalten, die ohnehin schon sehr bedroht seien. Die heimischen Fische hätten sich zwar an den Lebensraum hierzulande optimal angepasst. „Aber langsam wird durch all die genannten Einflüsse ein Maß erreicht, an dem es wirklich kritisch ist.“

Auch sehe man entlang von Flüssen immer wieder Rohrleitungen und elektrische Pumpen, mit denen das Wasser zum Gießen des Gartens entnommen werde. „Das schadet nicht nur ebenfalls, sondern ist – im Gegensatz zur Entnahme mit einer Gießkanne im Übrigen auch verboten“, warnt Zillmer, der der Meinung ist: „Wenn jeder etwas Rücksicht nimmt und das tut, was möglich ist, ist ein Miteinander zu erreichen.“

Renaturierung hilft gegen Sauerstoffmangel

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