Ratschläge nach dem Drama im Eibsee

von Redaktion

Ein Vater springt ins Wasser, um seinen kleinen Sohn zu retten – beide verschwinden. Tragödien wie im Eibsee sind keine Einzelfälle. Dominik Englhauser, Vorsitzender der Wasserwacht Bad Aibling, spricht über das gefährliche Phänomen und gibt wichtige Tipps.

Rosenheim/Bad Aibling/Garmisch-Partenkirchen – Es ist ein schreckliches Drama, das sich vergangenes Wochenende südwestlich von Garmisch-Partenkirchen im Eibsee abspielte. Ein sechsjähriger Bub war beim Tretbootfahren in den Eibsee gefallen, sein Vater (33) aus dem Landkreis Haßberge sprang hinterher – keiner der beiden tauchte wieder auf, was eine tagelange belastende Suche auslöste. Doch warum verschwinden Menschen nach solchen Unglücken überhaupt und was sollte man beachten, um gefährliche Badeunfälle zu vermeiden?

Tod kommt „leise
und relativ schnell“

Das Drama vom Eibsee verdeutlicht, dass Badeunfälle keine Seltenheit sind. Immer häufiger geraten Menschen in den Gewässern in Not. Thomas Huber, Landesvorsitzender der Wasserwacht Bayern, sprach zuletzt von einer „alarmierend hohen Zahl“ von Badeunfällen in Bayern. Auch in der Region beschäftigen gefährliche Vorfälle die Rettungskräfte, wenngleich in anderer Ausprägung. „Glücklicherweise gab es in unserem Einsatzgebiet bisher noch keine Häufung von dramatischen Badeunfällen“, sagt dazu Dominik Englhauser, Vorsitzender der Wasserwacht Bad Aibling. Dabei beschränke sich die Gefahr nicht auf Badeseen. „Generell sind Fließgewässer, wie beispielsweise die Mangfall, gefährlicher als stehende Gewässer“, sagt Englhauser. Die genauen Ursachen der Badeunfälle seien vielfältig, „erhebliche Hitze ist aber durchaus als Risikofaktor für Unfälle an und in Gewässern zu werten“, erklärt der Vorsitzende. Zum Phänomen, dass Menschen im Wasser zunächst verschwinden, wie auch im Falle des Eibsees, sagt er: „Generell unterscheidet man zwei Arten des Ertrinkens. Erstens: Der Badetod, welcher plötzlich, leise und relativ schnell abläuft.“ Ursache sei hier meist ein medizinisches Problem wie etwa ein Herzinfarkt. Hier kämen die Baderegeln ins Spiel: Wer sich vor dem Sprung ins kühle Nass langsam abkühlt, beispielsweise duscht, verringert dieses Risiko, so Englhauser. „Zweitens: Der Ertrinkungstod. Dieser stellt ein Ertrinken dar, wie man es sich vorstellt. Der Betroffene schlägt um sich, aspiriert Wasser und geht letztendlich nach einiger Zeit unter“, erklärt der Experte. Auch Strömungen könnten hierfür natürlich mitverantwortlich sein. „In unserer Region ist dies eher nicht der Fall.“ Viel häufiger würde Betroffenen unüberlegtes Handeln und das Überschätzen der eigenen Fähigkeiten zum Verhängnis.

Worauf man als
Retter achten sollte

Laut Englhauser birgt die Rettung Ertrinkender durch Passanten und Angehörige, die ins Wasser zu den Verunglückten eilen, „ein sehr hohes Eigenrisiko.“ Deshalb sollte die Rettung zunächst durch bereitgestellte Rettungsmittel, wie etwa Rettungsringe oder Leinen, aus sicherer Entfernung versucht werden. „Falls doch eine ‚Kontaktrettung‘ erfolgen muss, sollte man nur einen Gegenstand von mindestens einem Meter Länge anreichen – niemals direkt die Hand reichen“, warnt Englhauser.

Doch für den Experten spielt auch die Prävention eine wichtige Rolle. „Allgemein sollte zu viel direkte Sonneneinstrahlung gerade an sehr heißen Tagen gemieden werden.“ Beim Schwimmen im See sei es ratsam, am Ufer entlangzuschwimmen und den See nicht zu queren. Somit habe man schnell wieder Land unter den Füßen.

„Für unsichere Schwimmer, aber auch ambitionierte, die sich vornehmen, eine längere Strecke zu schwimmen, empfehle ich eine Schwimmboje“, sagt der 22-Jährige. Diese biete zwar keinen Schutz vor dem Ertrinken, könne aber beispielsweise im Falle eines Krampfes sehr hilfreich sein. Unsichere Schwimmer, Kinder oder Stand-Up-Paddler (SUP) sollten bestmöglich mit einer Schwimmweste ausgestattet sein.

Risiken lauern
auch in der Luft

„Es besteht natürlich die Gefahr, von Bienen gestochen zu werden. Hier ist es für Allergiker notwendig, die passenden Medikamente mitzuführen“, rät Englhauser außerdem. Und ganz generell sollte im Zweifel immer auch der Notruf (112) gewählt werden. Auch darüber werde die aktuell zuständige Wachmannschaft informiert und eile zu Hilfe. Laut dem Aiblinger Experten geht grundsätzlich eine Gefahr von übermäßigem Sonnenbaden, etwa auf SUPs, aus. „Durch das ungeschützte Sonnenbad mitten auf dem Wasser besteht das Risiko eines Sonnenstichs. Sollte man unerwartet ins Wasser fallen, kann der hohe Temperaturunterschied schnell gefährlich werden.“ Deshalb rät er generell bei sehr hohen Temperaturen dazu, sich im Schatten aufzuhalten und genügend zu trinken.

Auch rät Englhauser von übermäßigem Alkoholkonsum in der Nähe oder gar auf Gewässern ab: „Das kann schnell lebensgefährlich werden.“ Klar sei grundsätzlich: „Definitiv ist die Quote der Kinder und Erwachsenen, die nicht, oder nicht richtig schwimmen können, zu hoch und steigend.“ Ob dies mit der Häufung von Badeunfällen zusammenhängt, könne er jedoch nicht gesichert sagen.

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