von Redaktion

Den Rosenheimer Norden beschäftigen derzeit viele Themen. Vom Ärger über die Verkehrssituation in einigen Straßen, fehlender Einkaufsmöglichkeiten bis zu Geruchsbelästigungen. Auf der Bürgerversammlung Nord wollten die Menschen Antworten. Für welche Fragen es Lösungen gab – und für welche nicht.

Rosenheim – Einige Probleme werden sich nicht lösen lassen. Das machte Oberbürgermeister Andreas März während der Bürgerversammlung Nord in Westerndorf St. Peter an gleich mehreren Punkten deutlich. „Manche Dinge stehen nicht in der Macht des Oberbürgermeisters“, sagte er. Zum Beispiel habe er oder die Verwaltung keinen Einfluss darauf gehabt, ob der Rewe-Markt an der Ebersbergerstraße 107 schließt oder nicht. „Das stand schon länger fest“, betonte März.

Fehlender Supermarkt
beschäftigt die Bürger

Wie sehr die fehlende Einkaufsmöglichkeit die Menschen in den nördlichen Stadtteilen allerdings umtreibt, wurde während der Versammlung im Gasthof Höhensteiger klar. „Es gibt noch den Aldi, die Apotheke und den Bäcker, sonst haben wir praktisch nichts mehr“, sagte ein Anwohner. Der Norden sei „abgehängt“. Dass es dort jetzt eine Versorgungslücke gibt, gab auch Andreas März zu. Diese soll aber geschlossen werden – auch mit der Planung des Nahversorgungszentrums an der Marienberger Straße.

Diese Pläne – 2026 könnte es März zufolge zu einem Satzungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan kommen – fanden aber nicht alle gut. Die Kritik einiger Bürger – von denen nicht alle aus dem Rosenheimer Norden waren: die Lage des geplanten Nahversorgungszentrums. An dem Standort habe das Einkaufszentrum „nichts mit nah“ zu tun, sagte ein Mitglied der Interessengemeinschaft Rosenheim-Nord. Für die Menschen aus Westerndorf oder am Mitterfeld sei es beispielsweise ein zu weiter Fußmarsch, um als „Nahversorger“ zu gelten.

Ein anderer Bürger äußerte die Sorge, dass in Zukunft zu viele Menschen im Nahversorgungszentrum einkaufen gehen könnten. „Die kommen dann wahrscheinlich auch aus anderen Dörfern und der ganzen Stadt“, sagte er. Das habe wiederum schlechte Auswirkungen auf die Innenstadt und die Verkehrssituation im Norden, weil all diejenigen vermutlich mit dem Auto kommen.

Um bei der weiteren Planung ein Wörtchen mitreden zu können, hatten die besorgten Bürger daher auch eine Idee: Es braucht „ergebnisoffene Bürgerbeteiligungsveranstaltungen“ für die Ortsentwicklung in Westerndorf St. Peter und Langenpfunzen – um die „Bewohner in die Planung und Umsetzung wichtiger Entscheidungsprozesse einzubeziehen“.

Viele Diskussionen
über den Verkehr

Das forderte zumindest ein Bürger in einem Antrag an den Oberbürgermeister, über den auf der Bürgerversammlung abgestimmt wurde. Da die Mehrheit der rund 120 Anwesenden sich der Forderung anschließen konnte, muss sich nun der Stadtrat in den nächsten drei Monaten mit dem Vorschlag auseinandersetzen. Eine mögliche Folge: Da dem Antrag zufolge Entscheidungen des Stadtrates zu weiteren Planungen rund um das Versorgungszentrum aufgeschoben werden sollen, könnte es wieder länger dauern, bis etwas vorangeht.

Die Diskussionen rund um das Nahversorgungszentrum waren aber nur eine der weit über 20 Anfragen von Anwohnern, auf die Andreas März eingehen musste. Bevor er sich diesen widmete, informierte er kurz über die Entwicklungen im ÖPNV, die aktuelle Ausgangslage beim Brenner-Nordzulauf oder den Ausbau der Fernwärme. Gleich danach drehte sich aber alles um das Thema, das im Rosenheimer Norden scheinbar besonders groß ist: die Verkehrssituation.

Ein Brennpunkt sei nach wie vor die Schlößlstraße. „Trotz der fertigen Westtangente ist die immer noch eine absolute Katastrophe“, gab ein Anwohner zu bedenken. Vor allem zu Berufsverkehrszeiten. Allerdings sei nicht nur der dauernde Stau, sondern auch die zu schnellen Autofahrer und die damit verbundene fehlende Sicherheit für Schulkinder ein Problem. Er schlug vor, Bodenwellen oder einen festen Blitzer zu installieren.

Mehr Kontrollen wollte auch eine Anwohnerin der Mayerbachstraße. „An das Durchfahrtsverbot hält sich keiner“, schimpfte sie. Entweder müsse mehr kontrolliert oder eine Einbahnstraße daraus gemacht werden. „Auf jeden Fall wäre es toll, wenn nach über 30 Jahren mal was passiert“, sagte die Frau. Obwohl der Oberbürgermeister den Ärger nachvollziehen konnte, da er selbst an einer Anliegerstraße wohnt, seien der Verwaltung die Hände gebunden. „Wir können nur die Polizei bitten, dort mehr zu kontrollieren“, sagt er.

Den Anwohnern der Erlenau reichte die Antwort allerdings nicht. Denn auch die Baustellen – vor allem in der Austraße – sorgen für Unmut. „Das ist eine Zumutung, in der Erlenau sind alle stocksauer“, sagte ein Mann. Es brauche dort dringend bis zum Winter Lösungen. Während März dabei auch an jeden Einzelnen appellierte, sich an die Regeln zu halten und Rücksicht auf andere zu nehmen, hatte er für andere Stellen Lösungen dabei.

So laufe gerade ein sogenanntes Herabstufungsverfahren für die Westerndorfer Straße – die „alte B15“. Die soll von einer Bundes- zur Staatsstraße werden. „Vereinfacht gesagt: Mit diesem Schritt gehört die Straße uns“, sagte März. Dann könne die Stadt auch über Änderungen entscheiden. Zum Beispiel über Ampelschaltungen entlang der B15 durchs Stadtgebiet. Und auch in den Navis soll irgendwann die Westerndorfer Straße dann nicht mehr als B15 angezeigt werden.

Alte B15 soll zur
Staatsstraße werden

Obwohl der Schritt zur weiteren Entlastung des Verkehrs im Norden beitragen könne, werde auch geprüft, ob nicht zusätzlich an der Bahnunterführung an der Schlößlstraße eine Pförtnerampel installiert werden kann. Das wird aber nicht die einzige Änderung in der Schlößlstraße bleiben. Ein Anwohner äußerte den Wunsch, das Einfahrtverbot in die nördliche Hailerstraße aufzuheben. Dieses wurde eingeführt, um die Schulkinder auf dem damals provisorischen Gehweg zu schützen. Da es jetzt aber einen breiten und sicheren Gehweg gibt, „verursacht das Verbotsschild mehr Probleme, als es löst“, betonte der Anwohner. Vor allem, weil die Autofahrer, die von Großkarolinenfeld kommend in Richtung Egarten oder Fürstätt wollen, einen „großen Umweg über die Schlößlstraße und Westerndorfer Straße“ nehmen müssen. Das erhöhe das Verkehrsaufkommen zusätzlich. Dem stimmte auch Andreas März zu und versprach, die Regelung aufzuheben.

Lösungen für Gestank
am Klärwerk gefordert

Eine Lösung wollten einige Anwohner auch für ein ganz anderes Problem: die Geruchsbelastung rund um das Rosenheimer Klärwerk. „Es wird gefühlt immer schlimmer mit dem Geruch, besonders bei einem Wetterumschwung“, klagte eine Bürgerin. Manchmal sei es so schlimm, dass sie „aus dem Garten flüchten muss“. „Zumal wir ja nicht wissen, was wir da einatmen“, sagte sie. Sorgen müsse sich niemand machen, versicherte Andreas März. „Bei den Geruchsemissionen müssen Grenzwerte eingehalten werden, die hat uns die Regierung von Oberbayern bestätigt“, berichtete er. Dennoch habe die Verwaltung ein paar Maßnahmen getroffen. Es seien zusätzliche Filter eingebaut worden und es gebe Überlegungen, im nächsten Jahr zwei Klärbecken vorübergehend stillzulegen. „Technologisch sind wir auf einem sehr guten Stand. Das zeigt auch, dass andere Städte vorbeikommen, um sich das bei uns anzuschauen“, sagte März.

Zufrieden stellte das die Anwohnerin nicht, sie hatte einen anderen Vorschlag: „Man müsste die Becken vielleicht überdachen, das ist an anderen Orten schon üblich“, sagt sie. Das koste allerdings auch einiges an Geld, erwiderte der Oberbürgermeister. Zumal es wahrscheinlich schwierig sei, Lösungen zu finden, um Geruchsemissionen komplett zu verhindern. Nach rund zweieinhalb Stunden hatte der Oberbürgermeister dann auch alle anderen Anfragen so weit wie möglich beantwortet – auch wenn es eben nicht für alle eine zufriedenstellende Lösung gab.

Verkehr, Einkaufsprobleme und übler Gestank

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