Finni, der kleine große Kämpfer

von Redaktion

Dem kleinen Finn Zettel (8) aus Feldkirchen-Westerham, der im Januar 2024 nach einem Herzstillstand schwere Hirnschäden erlitten hatte, ist erneut ein Hirnschrittmacher implantiert worden. Wie die Operation verlaufen ist – und wann der kleine große Kämpfer wieder nach Hause kommen könnte.

Feldkirchen-Westerham – „Verhalten optimistisch.“ So beschreibt Viktoria Zettel (36) aus Krügling bei Feldkirchen-Westerham ihre derzeitige Gefühlslage in Hinblick auf ihren Sohn Finn, von allen nur liebevoll Finni genannt, und dessen jüngste medizinische Behandlung. Denn der Achtjährige, der aufgrund eines Herzstillstands einen massiven Hirnschaden erlitten hatte, ist vor wenigen Tagen erneut am Kopf operiert worden. „Nach derzeitigem Stand gibt es keine Komplikationen“, sagt Mama Viktoria, die Tag und Nacht am Krankenbett ihres Buben in der Schön-Klinik in Vogtareuth wacht.

Massive Entzündung
im Körper des Buben

Was mit Husten und Schnupfen begonnen hatte, endete für den damals siebenjährigen Finni in einer Tragödie: Eine nicht diagnostizierte Superinfektion, also eine Kombination aus mehreren Erregern, setzte im Januar 2024 dem kleinen Körper des Buben so zu, dass er in einem Krankenhaus, in das ihn seine besorgten Eltern brachten, kollabierte und einen Atem- und Herzstillstand erlitt. Erst nach zehn Minuten gelang es dem medizinischen Personal, den Buben ins Leben zurückzuholen.

Doch die Folgen des Atem- und Herzstillstands sind dramatisch: Das Gehirn des bis dato kerngesunden Erstklässlers hat massive Schäden genommen, sodass Finni auch heute noch weder laufen noch sprechen kann. „Von einer Minute auf die andere war unser Leben komplett auf den Kopf gestellt“, sagt Viktoria Zettel, die monatelang gemeinsam mit ihrem kleinen Buben im Krankenhaus ausharrte, während sich Papa Mike daheim in Krügling um die zwei größeren Söhne kümmerte.

Fortschritte – vor allem in Hinblick auf Finnis unkontrollierte Bewegungen – erhoffte sich die Familie durch das Einsetzen eines Hirnschrittmachers, der beispielsweise auch bei Parkinson-Patienten Anwendung findet. Doch ein erster Versuch, dem kleinen Buben den Schrittmacher einzusetzen, scheiterte, nachdem sich in dem kleinen Körper eine massive Entzündung gebildet hatte. Weshalb sich das Ärzteteam letztlich dazu entschieden hatte, den Hirnschrittmacher wieder zu entfernen.

Vor wenigen Tagen unternahmen die Mediziner dann einen neuerlichen Versuch und implantierten dem tapferen Buben, der vor der Superinfektion Dinosaurier aller Art liebte und gerne mit seinen großen Brüdern im nahegelegenen Wald herumtollte, den Hirnschrittmacher in einer mehrstündigen Operation.

„Kurz danach hat Finni Fieber bekommen“, erinnert sich Mama Viktoria an die bangen Stunden zurück. „Als er plötzlich eine Temperatur von 38,9 Grad hatte, war das schon ein kleiner Schreckmoment, der alle in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat.“

Doch statt einer erneuten Entzündung hatte sich der Bub wohl wirklich nur einen relativ harmlosen Infekt eingefangen, der bereits nach zwei Tagen wieder verschwunden war. „Momentan deutet nichts mehr darauf hin, dass es noch größere Komplikationen geben könnte“, sagt die hörbar erleichterte 36-Jährige im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Inwieweit der Hirnschrittmacher aber zum echten Gewinn für den kleinen großen Kämpfer werden könnte, dazu wollen weder die Ärzte in Vogtareuth noch Familie Zettel eine Prognose abgeben. Sie habe zwar das Gefühl, dass beispielsweise Finnis Hände „ein bisschen lockerer“ und nicht mehr so verkrampft sind, aber: „Die Unruhezustände, die ihn seit Monaten begleiten, haben sich meiner Meinung nach noch nicht gebessert.“

Letztlich fällt es der energiegeladenen Frau, die seit mehr als eineinhalb Jahren wie eine Löwin um die Gesundheit ihres jüngsten Sohnes kämpft, auch schwer, auf die richtigen Zeichen eines Fortschritts zu achten. „Letztlich weiß ich ja auch gar nicht, auf was ich warte“, sagt die 36-Jährige. „Mein größter Wunsch, dass Finni plötzlich aus dem Rollstuhl springt und ,Mama‘ sagt, ist ja leider fern jeglicher Realität.“

So ist Familie Zettel schon für jeden kleinen Fortschritt dankbar, der Finni hilft und dem Buben zumindest ein kleines Stück seines früheren Lebens zurückgibt. Froh ist die 36-Jährige außerdem darüber, dass sich der erneute Krankenhausaufenthalt wohl bald dem Ende zuneigt. Denn bereits Mitte kommender Woche könnte der Achtjährige nach Hause entlassen werden.

Die Zeit bis zur Entlassung will Viktoria Zettel nutzen, um weiterhin für den Erhalt der sogenannten „Jerwa“-Station (Medizin für junge Erwachsene mit neuropädiatrischen/neurologischen Erkrankungen und deren Folgen) an der Vogtareuther Schön-Klinik zu werben. Denn diese Station könnte für Finni in einigen Jahren eine wichtige Anlaufstelle sein, soll aber bereits 2026 geschlossen werden.

Einsatz für den Erhalt
der „Jerwa“-Station

Daher hat die 36-Jährige am vergangenen Montag nicht nur an einer Demonstration für den Erhalt der Abteilung teilgenommen, sondern auch als Rednerin vor den Demonstranten gesprochen. „Mir geht es darum, die Leute wachzurütteln und ihnen klarzumachen, wie wichtig diese Einrichtung ist“, sagt Viktoria Zettel. „Schließlich kann es jedem jederzeit passieren, dass er auf dieses Angebot angewiesen ist.“

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