Eine Gassigeherin räumt auf

1574 Hundehaufen eingesammelt

von Redaktion

Hundham – Seit mittlerweile fünf Jahren geht Lotte Schwenkhagen aus Miesbach mit ihren beiden Hunden bei Hundham spazieren. Immer wieder sah sie sich dabei den Anfeindungen von Grundstückseignern und Landwirten ausgesetzt. Der Vorwurf: Die Miesbacherin würde die Haufen ihrer Hunde zurücklassen. Dabei ist das Gegenteil der Fall – Schwenkhagen sammelt den Kot fremder Hunde ein.

-Frau Schwenkhagen, warum sammeln Sie die Hinterlassenschaften fremder Hunde ein?

Meine Bernersennen-Hündin hat eine nicht ansteckende Autoimmunerkrankung, und deshalb immer wieder Phasen von Koprophagie, also Kotfressen. Damit hat sie sich dreimal alle möglichen Erreger eingehandelt. Das Ergebnis war teuer, ärgerlich und unnötig. Überhaupt ziehen die Lockstoffe aus den Fertigfuttern, die oftmals mit ausgeschieden werden, die Hunde förmlich an.

-Also schaffen Sie selbst Abhilfe…

Ja, das Verhalten der anderen Tierbesitzer kann ich ja nicht ändern. Deswegen habe ich angefangen, fremde Kothaufen mit einzusammeln. Es ärgert mich, dass andere Hundehalter das nicht tun. Mir reicht’s ehrlich gesagt.

-Wie viel kommt denn bei einem Spaziergang so zusammen?

Ich habe eine Strichliste angelegt. Die Bilanz der letzten 209 Spaziergangtage beträgt 1574 eingesammelte Kothaufen von fremden Hunden. Das sind etwa 7,5 Kot-Hinterlassenschaften pro Tag alleine am Wegesrand in Hundham. Da ich meist zwei Mal am Tag dort gehe, sind das im Schnitt mindestens drei bis vier zusätzlich aufgesammelte Kothaufen pro Spaziergang. Hochgerechnet wären das 147 334 Hunde-Kothaufen im Gemeindegebiet Fischbachau, im Landkreis 1 683 267, in Oberbayern 34 063 750. Eine echte Riesenschweinerei.

-Waren das ortsansässige Hundehalter?

Darüber mag ich mir kein Urteil erlauben. Ich erlebe das eher als eine Art Gassi-Tourismus. Am häufigsten sind mir jedenfalls Kennzeichen aus den Landkreisen Miesbach, Rosenheim, Ebersberg, Erding sowie aus München aufgefallen. Aber Feriengäste hab’ ich schon auch beobachtet.

-Wie reagieren Hundebesitzer, wenn Sie sie darauf ansprechen?

Da hab’ ich mir schon viel anhören müssen: „Wenn’s dich stört, mach’s eben weg“, „Was geht’s dich an?“ oder besonders schön: B’haltens ihr Sackl, das Niederbeugn geht eh nicht, ich hab heut Bucklweh.“ Ich bin als MS-Patientin selber eingeschränkt und schaffe es ja auch, den Kot aufzuheben. Ich frage mich ernsthaft, ob den Einzelnen das Denken abhanden gekommen ist. Trotzdem hab’ ich früher den Zorn der Bauern abbekommen.

-Wie hat sich der Zorn der Landwirte geäußert?

Beispielsweise mit einer Mistdusche über mein Auto. Anfangs wurde mir nicht geglaubt, wenn ich zusicherte, dass von meinen Hunden sicher nichts liegen bleibt.

-Hat sich das Verhältnis inzwischen gebessert?

Ja, inzwischen werde ich freundlich gegrüßt und es findet normalerweise ein kurzer Austausch statt. Ein Anwohner hat meinem Hund sogar einen Napf mit Wasser gereicht. Ich mag die Leute dort.

Das Gespräch führte Bastian Huber

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