Andreas Eisele ist Vorstandschef des bayerischen Landesverbandes BFW, in dem sich die Immobilien- und Wohnungswirtschaft organisiert hat. Ein Interview zu steigenden Mieten und Kaufpreisen.
Im Großraum München fehlen Wohnungen. Woran hakt es?
In München haben wir ein Grundproblem: 20 Jahre lang sind hier viel zu wenig neue Wohnungen entstanden. Diese Lücke lässt sich kaum noch schließen.
Warum kommt der Neubau trotzdem schleppend in Gang?
Die Genehmigungsverfahren dauern zu lange. Die oft notwendigen Verfahren für Bebauungspläne in Städten wie München dauern mindestens fünf Jahre. Dazu muss man wissen: Davor habe ich bereits zwei Jahre Arbeit in ein Neubauprojekt gesteckt.
Warum geht das nicht schneller?
Über Jahre haben Städte ihre Bauabteilungen zusammengeschrumpft. Aber auch ständig neue gesetzliche Auflagen und größere Widerstände in der Bevölkerung führen zu einer überspitzten Achtsamkeit der Behörden, um gegenüber der Bevölkerung alles richtig zu machen.
Wie wirkt sich das auf die Preise aus?
Jeder Monat, in dem ein Haus noch nicht fertiggestellt ist, kostet den Investor im Schnitt bis zu 26 000 Euro. Da sich der Investor am Ende eine Rendite erhofft, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Geld auf die Mieter oder Käufer umzulegen. Verteuert wird der Neubau auch durch unzählige Gutachten, die Geld kosten. Am teuersten sind oft steigende Umweltstandards. Wir müssen uns als Gesellschaft fragen: Wollen wir die besten Standards der Welt oder wollen wir bezahlbaren Wohnraum?
Gibt es überhaupt genug Flächen für Neubauten?
Die Stadt München geht beispielsweise davon aus, dass es Flächen für knapp 50 000 neue Wohnungen auf der grünen Wiese gibt, manche sind bereits in der Entwicklung, die Nachverdichtung ist nicht eingerechnet. Die Zahl ist aber eine politische Festlegung. Das Potenzial ist in Wahrheit viel größer. Die großen Gewinner in München sind auch nicht die Immobilienfirmen, sondern die Grundstücksbesitzer. Investoren müssen in München Grundstücke zu extrem hohen Preisen kaufen. Für den Investor, der ohnehin knapp kalkuliert, geht die Rechnung nur auf, wenn Mieten und Kaufpreise weiter steigen. Wird nicht zusätzliches Bauland ausgewiesen, steigen die Preise weiter.
Interview: Sebastian Hölzle