Unser Bairisches Wort

Der G’weichte

von Redaktion

Wer in alten Zeiten den Ehrgeiz hatte, seiner gesellschaftlichen Schicht als Bauern- oder Handwerkersohn zu entkommen, dem boten sich herzlich wenige Möglichkeiten. Die erfolgversprechendste war die geistliche Laufbahn. Die aber war leichter erstrebt als erklommen. Ein Mäzen musste gefunden werden, der den hoffnungsvollen Sprössling „auf Geistlich“ studieren ließ, das Latein und Griechisch musste tapfer gebüffelt werden und dann war da noch die Sache mit dem Zölibat. So manchem kam kurz vor der Priesterweihe noch ein brünettes Dogma dazwischen!

Aber wenn der Kandidat allen Anfechtungen widerstanden hatte, dann war die Tür zu einer höheren Schicht, dem geistlichen Stand, aufgestoßen. Und auf der Primiz, dem ersten eigenen Gottesdienst, schauten ihn alle mit großen Augen an, den Neugeweihten, den – „g’weichten Herrn“!

Norbert Göttler

Bezirksheimatpfleger Oberbayern

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