Samstagvormittag, Hauptbahnhof München. Viele wollen in die Berge, so wie ich. Der Wetterbericht hat Sonnenschein und über 20 Grad vorausgesagt. Ich schlängle mich durch die Massen in Richtung Gleis 34. Die BOB fährt um 10.04 Uhr ab. Zwei Minuten davor bin ich am Zugteil in Richtung Tegernsee. Es ist, so wie alle anderen Abteile, brechend voll. Größtenteils mit Wanderern. Ich lasse mich in den Mittelgang drücken, ein Rucksack donnert gegen meinen Hinterkopf. Es riecht nach Wurst. Dass viele heute den schönen Tag ausnutzen, war mir klar. Ich hoffte, dass damit auch die BOB rechnete und mehr Züge einsetzt. Anscheinend nicht. Mit einigen Minuten Verspätung kommen wir in Holzkirchen an, dort wird der Zug geteilt. Ein Teil fährt nach Bayrischzell, einer nach Lenggries und einer an den Tegernsee. In welchem Teil man sich befindet, wird im Zug digital angezeigt, zumindest stand in meinem „Tegernsee“. Viele steigen aus. Ein Sitzplatz wird frei, ich setze mich und beobachte das Treiben. Am Bahnsteig sammeln sich immer mehr Menschen, Gruppen mit kleinen Kindern, schätzungsweise zwischen drei und fünf Jahren. Und Mountainbiker. Alle wollen in meinen Zugteil. Die Gruppe mit den Kindern stellt fest, sie sind falsch, Mütter plärren durch den Zug, drängen und schubsen sich wieder nach draußen. Keine Durchsagen, kein Personal. Die Züge fahren ab, rund zwei Dutzend Fahrgästen bleiben am Bahnsteig verwirrt zurück. Am Abend ist es noch unangenehmer: Abfahrt 17.52 Uhr, Bahnhof Tegernsee. Der Zug, es ist nur ein Teil, ist derart überfüllt (mit Wanderern), dass die Türen nicht schließen können. Ich stehe im Gang, die Luft ist feucht, es stinkt nach süßsaurem Schweiß. Wanderer sitzen am Boden. Ein Golden Retriever neben mir wird angerempelt (ich hoffe, dass er nicht beißt). In Gmund wollen noch mehr zusteigen. Ein Sicherheitsmitarbeiter streitet am Bahnsteig mit einem älteren Paar, das Fahrräder mitnehmen will. Das geht nicht, sagt er wütend. Jeder Zug sei überfüllt, für Radler ist kein Platz. Sie bleiben draußen. Die Stimmung im Zug ist schlecht, in Schaftlach gibt es zehn Minuten längere Pause als üblich. Wieder keine Durchsagen und kein Personal, dafür offene Türen und Luft. Mit 15 Minuten Verspätung komme ich in München an – mit Vorfreude auf eine lange Dusche.